Dinslaken/Duisburg. Ein 56-jähriger Dinslakener soll seine Ehefrau erwürgt haben. Dann wollte er es laut Staatsanwalt wie Selbstmord aussehen lassen.
Wegen Totschlags muss sich derzeit ein 56-jähriger Hiesfelder verantworten. In der Nacht zum 13. Januar soll er seine vier Jahre jüngere Ehefrau in der gemeinsamen Wohnung an der Kurt-Schumacher-Straße erwürgt und hinterher versucht haben, die Tat als Selbstmord erscheinen zu lassen.
Der Sohn wurde vier Monate lang ebenfalls verdächtigt
Mit der Vernehmung des 17-jährigen Sohnes des Paares wurde der Prozess vor dem Landgericht Duisburg gestern fortgesetzt. Der Jugendliche spricht von seiner Mutter als „Mama“. Den Angeklagten bezeichnet er nur als „mein Vater“. Man kann nur ahnen, dass das nicht nur etwas mit dem besseren Verhältnis zur Mutter zu tun hat, sondern auch damit, dass der 17-Jährige selbst nach der Tat in den Fokus der Ermittler geriet. Vier Monate lang war auch er Verdächtiger. Der Angeklagte, der vor Gericht bislang beharrlich schweigt, schwieg damals auch dazu.
„Wir waren eine ganz normale Familie“
„Wir waren eine ganz normale Familie“, so der Zeuge. Seinen Vater, der als Lagerarbeiter tätig war, habe er unter der Woche eher selten gesehen. Die Mutter arbeitete als Krankenschwester, hatte manchmal auch nachts und an den Wochenenden Dienst. Zärtlichkeiten zwischen seinen Eltern, wie Händchenhalten oder Küsse, seien im Laufe der Jahre immer seltener geworden. Der Angeklagte habe seit geraumer Zeit wegen seines Schnarchens auf der Couch geschlafen.
Die Eltern hätten über Geld gestritten
Es habe auch schon vor der Erkrankung seiner Mutter – sie litt an Depressionen – Streit gegeben, zum Beispiel ums Geld. „Beide haben ja nicht so viel verdient“, so der 17-Jährige. Sein Vater habe zuletzt öfter Alkohol konsumiert. „Wenn er getrunken hatte, wurde er reizbar und aggressiv, aber nur verbal.“ Von körperlichen Attacken des Angeklagten, die durch die Akten geistern, will er nichts mitbekommen haben. Doch das äußerlich normale Leben habe aufgehört, als seine Mutter an Depressionen erkrankte. „Es schien plötzlich alles anders zu sein. Sie war ein anderer Mensch.“
Die Mutter hatte mit Selbstmord gedroht
Er sei darüber erschreckt gewesen, dass seine Mutter Trennungsgedanken hatte. Und darüber, dass er vor der Tat ein Gespräch zwischen seinen Eltern mitbekam, in dem die Mutter mit Selbstmord gedroht habe.
Nachts schaute die Mutter noch nach dem Sohn - morgens war sie tot
„Am Tattag war ich bei einem Fußballturnier. Und hinterher bei einer Party“, erinnert sich der 17-Jährige. „Ich bin spät nach Hause gekommen.“ Seine Mutter habe gegen drei Uhr noch in sein Zimmer geschaut und ihn ermahnt, er solle den Fernseher leiser machen. Er sei dann eingeschlafen und habe nichts mitbekommen. „Am nächsten Morgen wurde ich dann durch das Geschrei meines Vaters wach. Ich habe sofort gedacht, sie hat sich jetzt umgebracht.“
Die Tote hatte Kabelbinder um den Hals
Als die Polizei eintraf, hatte die Tote mehrere Kabelbinder um den Hals geschlungen. Es sollte wohl so aussehen, als habe sich die 52-Jährige selbst getötet. Das hätte fast geklappt. Erst in der Gerichtsmedizin stellte sich heraus, dass sie nach dem Tod der Frau angebracht worden waren.
Für den Prozess sind bis Anfang September vier weitere Verhandlungstage geplant.