Dinslaken. . Carolina und Chris Bülling sind stolze Eltern von eineiigen Drillingen. Die Chance dafür liegt bei 1:200 Millionen. Eher gewinnt man im Lotto.

Als die Ärztin das Ultraschallbild von Carolina Büllings Bauch auf dem Bildschirm einblendet, füllt sich langsam der Raum. Sämtliche Bedienstete der Praxis kommen herein, starren ungläubig auf drei schlagende Herzen. Das, was sie da sehen, das gibt es quasi nicht: Die Chance auf eineiige Drillinge liegt bei 1:200 Millionen. Dazu ohne Hormonbehandlung. Ein Sechser im Lotto ist wahrscheinlicher. Am 10. Dezember 2018 kommen Mia, Mira und Milana zur Welt: das Wunder von Dinslaken.

Bei unserem Besuch herrscht satte Stille. Mit gefüllten Bäuchlein und zufriedenen Gesichtchen dösen Mia, Mira und Milana in hellblauen Stramplern und weißen Söckchen auf der Couch. Drei verschiedene Halstücher, eine Chance für Besucher, die kleinen Mäuse auseinander zu halten. Ansonsten müssen auch Papa Chris und Mama Carolina ganz genau hinschauen: ein winziges Blutschwämmchen am Finger bei dem einen, etwas unruhigere Haut bei dem anderen Mädchen. Schon jetzt kann man sich die Streiche vorstellen, die diese jungen Damen irgendwann aushecken könnten.

Eine Versorgung für drei Kinder

Mia, Mira und Milana schlafen quer in einem Bettchen.
Mia, Mira und Milana schlafen quer in einem Bettchen. © privat

Im Bauch teilen sich Mia, Milana und Mira eine Plazenta. Als es das vor vier Jahren in Bochum gab, war von einem „Jahrhundert-Ereignis“ die Rede. Mia, Mira und Milana kommen am 10. Dezember 2018 – ebenfalls fast ein Wunder – nach 32 Wochen mit fast genau demselben Gewicht zur Welt: 1480 und 1490 Gramm, 40 und 41 Zentimeter.

Häufig ist eines der Kinder schlechter versorgt. „Aber sie hatten nichts, mussten nicht beatmet werden, keine Gelbsucht, nichts“, sagt die Mutter, gelernte Erzieherin, glücklich. Auf der Intensivstation in Duisburg liegen sie nur eine Zeit lang, weil auf der normalen kein Platz ist. Seit Anfang Januar teilen sich die Drillinge in Dinslaken ein Babybett. Mit 52 Zentimetern lässt es sich noch prima quer schlafen. Die drei haben Stammplätze: Milena liegt immer in der Mitte, weil sie schneller auskühlt.

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Schon jetzt ist das winzige Trio kaum zu trennen. „Wenn wir ein Baby herausnehmen, werden die anderen wach, selbst, wenn sie vorher tief geschlafen haben“, erzählt Carolina Bülling. Zwei Arme, drei Kinder, wie schaffen Sie das, Frau Bülling? „Man kann nicht alle bedienen. Sie müssen lernen, dass einer warten muss.“ In der Küche steht eine Fläschchenparade: eine halbe Stunde bevor die Babys nachts wach werden, beginnen die Eltern mit den Vorbereitungen für die Mahlzeit. Alle zwei Stunden haben die Winzlinge Hunger – wenn es gut läuft.

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Alles ist anders - vor allem: zu knapp

Der Dreierwagen erregt überall Aufsehen.
Der Dreierwagen erregt überall Aufsehen. © privat

Überhaupt ist „alles anders“, seitdem Chris und Carolina vom Paar zur Großfamilie wurden -- vor allem: zu klein. Der Kleinwagen wurde zum Winzigwagen, in den mit Mühe drei Babyschalen, aber nicht mehr Chris’ beide Töchter aus erster Ehe passen. Das Geld ist knapp: Weil für ein neues Auto der Etat fehlt, gibt Auto Elspass den beiden einen Wagen zum Drillings-Sonderpreis. Um den Eigenanteil aufzubringen, haben die Büllings eine Sammelaktion gestartet.

Auch die Wohnung: zu klein. Noch heute ist Carolina gerührt von der spontanen Hilfsbereitschaft von Mitgliedern der Facebook-Gruppe „Dinslaken aktuell“, die beim Umzug von der kleinen in eine größere Bleibe Kisten schleppten und Wände strichen sowie für den Einsatz der Wellcome-Engel, die die Eltern entlasten. Die Mülltonne fasst kaum die 500 Windeln, die im Monat anfallen. Und das Budget der Krankenkasse reichte offenbar nicht aus, um den Eltern die ärztlich verordnete Zusatznahrung für Frühchen zu bezahlen.

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Dafür werden Selbstverständlichkeiten zum Erlebnis. „Neulich waren wir vier Stunden in der Neutor-Galerie und haben es in drei Läden geschafft“, erzählt die gelernte Erzieherin. „Es bildeten sich Trauben von Menschen um uns. Wir waren die Sensation des Tages.“ Aber das kennen die beiden ja schon. Vom Arztbesuch damals. Wie sie das mit drei Kindern machen, werden sie von den Leuten in der Galerie gefragt. Antwort: „Wir haben so viel Liebe über, damit wäre ein Kind eh überfordert gewesen.“