Hünxe/Duisburg. . Prozess um ermordeten Lehrer in Hünxe: Am zweiten Verhandlungstag vor dem Landgericht Duisburg standen die Aussagen der Ermittler im Fokus.
Als „sehr ruhigen Typen“, „punktuell geschwätzig“, „bei einigen Details kurz angebunden“, „überhaupt nicht aufgeregt“ und „relativ gefasst“ – so beschrieb ein Polizeibeamter das Auftreten des 40-jährigen Angeklagten aus Hünxe, den er im Laufe der Vernehmungen kennengelernt hatte, am zweiten Verhandlungstag vor dem Duisburger Landgericht.
Zum Prozessauftakt hatte der 40-Jährige über seinen Anwalt bereits das Geständnis verkünden lassen, das Opfer – den 82-jährigen Lehrer aus Hünxe – getötet zu haben. Beim Fortsetzungstermin standen nun die Ermittlungen der Mordkommission im Vordergrund – etwa, wie sich die Rolle des 40-Jährigen vom Bekannten des Opfers, zu einem wichtigen Zeugen, über den Verdacht zur Mittäterschaft bis hin zur Situation des Beschuldigten entwickelt hatte.
Bei den Zeugenbefragungen zunächst kooperativ
Nur selten blickte der 40-Jährige auf, als die Zeugen – ein Leiter der Mordkommission, eine Polizeibeamtin und ein Polizeibeamter – ihren Blick auf die Ermittlungen schilderten. Kooperativ sei der Dachdecker gewesen, als sie am 16. September, einen Tag nach der Tat, bei seinen Eltern vorbeigekommen waren, um diese als Bekannte des Opfers zu befragen. Der 40-Jährige war vor Ort und habe angeboten, seinen Vater, der beim Angeln war, abzuholen und ihn zur Polizei zu bringen, sagte die Beamtin.
Ihr Kollege berichtete später, dass ihm der Angeklagte dann beim Rauchen erzählt habe, dass er am Vortag zwischen 17.30 und 18.30 Uhr – „ganz dicht vor der Tatzeit“ – zur Wohnung des Opfers gefahren sei zwecks verabredeter Arbeiten. Möglicherweise Taktik, um den Verdacht von sich weg zu lenken – so die Vermutung des zuvor befragten Leiters der Mordkommission, für den nicht ersichtlich war, dass es am Tattag einen Auftrag des Opfers für Arbeiten gegeben hatte.
Bei Uhrzeiten und Angaben zum Handy gab es Widersprüche
So geriet der 40-jährige Dachdecker weiter in den Fokus der ermittelnden Beamten, die sich zunächst wertvolle Informationen erhofften. Hatte er möglicherweise jemanden beobachtet? Später habe man ihn zum Tagesablauf befragt, um ihm zu helfen, sich zu erinnern, so der Polizeibeamte.
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Welchen Weg sei er gefahren? Wo sei sein Handy gewesen? An diesen Stellen bemerkten die Ermittler Widersprüche. Er habe kein Radio gehört, nicht auf die Uhr geschaut, so blieb die Frage nach dem zeitlichen Ablauf unklar. Auch die Handydaten warfen Fragen auf: Das Mobiltelefon des Angeklagten war für einen gewissen Zeitraum ausgeschaltet gewesen – dieser decke sich mit dem möglichen Tatzeitraum, hieß es gestern vor dem Landgericht.
Zeuge: „Er hatte mit der Tat zu tun, da war ich mir sicher.“
Während der Vernehmung sei dem Angeklagten außerdem ein stark verpixeltes Foto eines Mannes gezeigt worden, der Geld abhebe. Selbst der Polizeibeamte, der ihn vernahm, habe ihn, wie er vor Gericht sagte, darauf nicht erkannt. Er habe ihn zu diesem Zeitpunkt aber für einen Mittäter gehalten. „Er hatte mit der Tat zu tun, da war ich mir sicher.“
So verwandelte sich der Status des 40-Jährigen zwei Tage nachdem das Opfer tot aufgefunden worden war, in den eines Beschuldigten, einen Tag später folgte laut Angaben der Polizeibeamten ein Geständnis. Während sich aus den Vernehmungen der Polizei allerdings eine Tatabsicht erkennen lässt – der Angeklagte sei mit der Axt zur Wohnung des Opfers gefahren, um ihn zu erschlagen – habe sich das Geschehen bei den Ausführungen gegenüber eines Sachverständigen anders dargestellt, so der Richter.
- Zum nächsten Verhandlungstermin wurde außerdem der Bruder des 40-Jährigen geladen, um etwa Angaben zu dessen Spielsucht zu erhalten. Der Prozess wird am 15. März um 9.30 Uhr im Saal 157 im Landgericht Duisburg fortgesetzt.