Hünxe/Duisburg. . Dachdecker legt zum Prozessauftakt ein Geständnis ab: Er wollte sich Geld leihen, um seine Spielsucht zu finanzieren. Das Opfer lehnte ab.

Als Nikolai B. in den Saal 157 des Duisburger Landgerichts geführt wurde, drängelten sich Kameramänner und Fotografen um den 40-Jährigen. Mit einer Aktenmappe versuchte der Angeklagte sein Gesicht zu verdecken. Der gelernte Dachdecker wirkt unscheinbar, doch ihm wird ein grausames Verbrechen vorgeworfen: Am 15. September 2018 soll er einen 82-jährigen Mann in dessen Wohnung am Kost Im Busch in Hünxe mit einer Axt erschlagen haben. Aus Habgier. Für 1200 Euro.

Die Anklage listet zwei weitere Mordmerkmale auf: Heimtückisch soll der 40-Jährige gehandelt haben, als er seinem arglosen Opfer die Waffe von hinten in den Schädel trieb. Und die schreckliche Tat soll ihm ein weiteres Verbrechen, nämlich einen Raub ermöglicht haben.

Angeklagter war früher Schüler des Opfers

Zu Prozessbeginn ließ der Angeklagte durch seine Verteidiger ein vorbereitetes Geständnis vortragen. „Ich habe ihn getötet“, so der erste Satz. Der Täter und das Opfer kannten sich seit 28 Jahren: Damals war Nikolai B. Schüler des Geschichtslehrers an einer Hauptschule.

Seine Eltern waren mit dem Lehrer befreundet, der dem in Kasachstan geborenen Jungen beim Deutsch lernen geholfen haben soll. Die Mutter des Angeklagten half dem Lehrer im Haushalt. Seit vielen Jahren war auch Nikolai B. für den beliebten Pädagogen tätig, übernahm Reparaturen im Haus und Gartenarbeiten.

Senior wurde beim Fernsehen mit der Axt erschlagen

Unter dem Vorwand, noch einmal über die anstehende Reparatur einer Schuppentür reden zu wollen, war der Angeklagte gegen 19.30 Uhr bei dem alten Herrn aufgetaucht. Er habe aufgrund seiner Spielsucht finanzielle Probleme gehabt, so Nikolai B. „Ich habe ihn gebeten, mir 3000 Euro zu leihen.“

Doch der ehemalige Lehrer wusste offenbar um die Spielsucht des 40-Jährigen und lehnte ab. „Ich war wütend“, lässt der Angeklagte vortragen. Unter dem Vorwand, zur Toilette zu müssen, habe er ein Beil aus seinem Auto geholt und es unter seinem Pullover verborgen. „Als sich der Mann dann wieder der Sportschau im Fernsehen zuwandte, habe ich zugeschlagen.“

Täter hob mit der EC-Karte Geld ab

Nachdem er sich überzeugt hatte, dass das Opfer tot war, stahl Nikolai B. dessen Geldbörse. Darin waren 200 Euro, eine EC-Karte und ein Zettel mit der PIN. 1000 Euro hob B. an Automaten in Wesel und Dinslaken ab. Den größten Teil davon brachte er sofort an Spielautomaten durch.

Die Leiche war wenige Stunden nach der Tat gefunden worden. Eine gute Freundin des 82-Jährigen hatte sich gewundert, weil dessen abendlicher Anruf ausblieb. Er hob nicht ab. In der Nacht fuhr die 81-Jährige mit ihrem Neffen zum Haus ihres Freundes in Hünxe.

Weitere Verhandlungstage im März

„Alles war dunkel. Durch das Fenster sahen wir ihn dann im Arbeitszimmer liegen“, erinnert sie sich. Auf bizarre Weise habe der Tote auf dem Rücken gelegen, dabei aber immer noch im umgestürzten Bürostuhl gesessen. Wie sie das Geschehen verarbeitet habe, wollte der Vorsitzende wissen. „Fragen sie nicht“, so die vielsagende Antwort. Der Richter ließ es.

Bis Ende März sind vier weitere Verhandlungstage geplant.