Kreis Wesel. Lange konnten Schiffe den Rhein aufgrund des niedrigen Pegels nur eingeschränkt nutzen, nun wieder normal, doch es warten Herausforderungen.
Schiffe transportierten nur eingeschränkt Waren, viele Logistik-Unternehmen nutzten statt der Rhein-Straße mehr Züge und Lkws. Seit dem diesjährigen Sommer war der Rhein-Pegel aufgrund anhaltender Dürre auf einem sehr niedrigen Stand, auch am Niederrhein wurde das zur Herausforderung. „Die Deltaport-Häfen haben 2018 dadurch zehn Prozent Mengeneinbußen zu beklagen“, sagt Andreas Stolte, Geschäftsführer der Hafengesellschaft, die bei der Abwicklung der Logistik an folgenden Häfen unterstützt: Rhein-Lippe-Hafen und Stadthafen in Wesel sowie den Hafen Emmelsum in Voerde.
Wieder normaler Schiffsverkehr
Zu Engpässen bei der Kundschaft sei es aber nicht gekommen, es musste keine Produktion eingestellt werden, so Stolte. Nun ist die kritische Situation vorerst vorbei, der regelmäßige Regen in den vergangenen Wochen hat dafür gesorgt, dass wieder ganz normaler Schiffsverkehr auf dem Rhein in der Region möglich ist.
Seit dem 6. Dezember gelingt der Transport wieder auf übliche Weise. „Das war ein Nikolausgeschenk“, so Stolte. Zu dem Zeitpunkt lag der Rheinpegel bei über 2,75 Meter in Wesel, bei dieser Marke ist der Schiffsverkehr nicht eingeschränkt, darunter schon. Sobald wird sich an dieser Lage nichts verändern, schätzt Stolte: „Wir rechnen damit, dass die Schifffahrt in den nächsten Wochen problemlos laufen kann.“ Meistens wird die Logistik kombiniert geregelt, häufig transportieren erst Schiffe oder Züge die Güter und anschließend folgt die „letzte Meile“ mit dem Lkw direkt zum Ziel.
Kleinwasserzuschläge gleichen Kosten aus
Vor dem Nikolaustag hatte Deltaport lange mit einem niedrigen Wasserstand zu kämpfen, der durch die anhaltende Dürreperiode verursacht wurde: „Nachgewiesen seit dem 14. Juli“, sagt Stolte. Wenn der Wasserstand zu niedrig ist, können die Schiffe nicht mehr mit voller Fracht fahren. Infolgedessen steigen die Kosten erheblich, weil zu der geringen Auslastung vorhandener Schiffe neuer Zusatzraum, also auch weitere Schiffe, benötigt werden. Der zusätzliche Platzbedarf wird umso kostspieliger, je mehr die Pegel sinken, da sich die Marktsituation verschärft.
Die aufkommenden Mehrkosten tragen die Kunden: Logistik-Unternehmen verlangen zur Kostendeckung ab bestimmten Pegelständen Kleinwasserzuschläge. „Pro Container ist ein Schiff normalerweise durchschnittlich 100 Euro günstiger als andere Transportmittel“, erläutert Stolte. Ab einem Pegel von 2,75 Meter in Duisburg Ruhrort sei ein ganz normaler Schiffsverkehr möglich. Doch bei einem Rheinpegel unter zwei Metern in Duisburg Ruhrort, der als Richtwert gilt, sei die Differenz aufgebraucht. Güter, zum Beispiel Mineralöl oder auch Kohle, werden dann auch vermehrt mit Lkw oder Zügen transportiert.
Dafür müssen passende Voraussetzungen geschaffen werden. „Aktuell wird die Zugstrecke zwischen Oberhausen und Spellen ausgebaut“, erklärt Stolte. Vor Jahren wurde die Gleisanlage am Stadthafen Wesel erneuert. Generell sehe er Deltaport bestens aufgestellt, betont aber:„Bei den Zügen sind die Kapazitäten schon angespannt.“ Das bestätigt auch Heinrich Kerstgens, Mitglied der Geschäftsführung des Logistik-Unternehmens Contargo: „Der transnationale Korridor ist stark ausgelastet.“
Umweltschonenderer Transport
Kerstgens prognostiziert, dass sich das Verhältnis zwischen Schifffahrt und Zugtransport mehr Richtung Schienenverkehr verschieben wird. Ein großer Grund ist der Klimawandel. „Die extremen Ausschläge werden zunehmen“, sagt Kerstgens. Da ist sich auch Stolte sicher: „Egal ob Hoch- oder Niedrigwasser“. Zukünftig werden das große Herausforderungen sein: „Wir müssen kreativer werden“,so Kerstgens.
Auch der Umweltaspekt ist zu berücksichtigen: Die Schifffahrt ist ein Träger des Klimaschutzes beim einfachen Transport, sagt Kerstgens. Im Durchschnitt stoße ein Schiff im Vergleich zum Lkw bei einer bewegten Tonne und gleicher Transportleistung nur ein Drittel des CO2-Wertes aus. Die Bahn liege zwischen beiden Verkehrsmitteln.
>>Info: Unternehmen und historische Pegel
Mehr zur Hafengesellschaft Deltaport steht unter www.deltaport.de. Weiteres zum Logistik-Unternehmen Contargo lässt sich online unter www.contargo.net finden.
Niedrigwasserpegel gab es am Niederrhein schon häufiger, es ist kein Phänomen. In einer Tabelle von 1901 bis heute hat Heinrich Kerstgens, Mitglied der Contargo-Geschäftsführung, Daten festgehalten. So gab es zum Beispiel 1971 und 1972 geringe Rhein-Wasserstände (Minimum 157 beziehungsweise 167 Zentimeter), dadurch war damals der Schiffs-Transport auch für viele Tage limitiert.