Kreis Wesel. . Nach dem Angriff auf eine von Hunden geschützte Herde in Hünxe gab es Forderungen, den Wolf zu töten. Das ist aber die letzte Maßnahme.

Den „Problemwolf“ töten – diese Forderung wurde im Zusammenhang mit der Schafherde in Hünxe laut, die, wie berichtet, in dieser Woche zweimal angefallen wurde. Tatsächlich wurden schon Wölfe in Deutschland „entnommen“, wie es im Fachjargon heißt. Wolf „Kurti“ etwa wurde 2016 vom Land Niedersachsen zum „Problemwolf“ ernannt und erschossen. Das ist aber die letzte Maßnahme. Zuvor gibt es eine Reihe anderer Möglichkeiten.

Konzept der Dokumentations- und Beratungsstelle Wolf

Das Land richtet sich dabei nach den Empfehlungen des „Konzepts zum Umgang mit auffälligen Wölfen, die sich Menschen gegenüber auffällig verhalten“ der Dokumentations- und Beratungsstelle Wolf (DBBW). Ziel des Konzepts ist, dass „Menschen nicht durch wilde Wölfe verletzt oder getötet“ oder verängstigt werden und dass „Wölfe sich weiter in Deutschland ausbreiten können, ohne dass es zu schwerwiegenden Wolf-Mensch-Konflikten kommt“.

Grundlegend ist dabei laut Lanuv die Frage, ob sich ein Wolf unnatürlich, also problematisch verhält. Dass ein Wolf Schafe reißt, ist kein unnatürliches Verhalten. Wenn er sich aber Menschen auf weniger als 30 Meter nähert, also seine Scheu verliert, kann es problematisch sein. Denn dann hat sich der Wolf möglicherweise an Menschen gewöhnt oder sogar gelernt, sie mit Futter in Verbindung zu bringen. In Sachsen wurde vor zehn Jahren ein junger Wolf eingeschläfert: Menschen hatten ihn mit Wurstbroten gefüttert, er hatte jede Scheu verloren. Wolf „Kurti“ lief immer wieder Menschen hinterher, wurde dann erschossen.

Förster warnt vor Wolfstourismus

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Der hiesige Revierförster Michael Herbrecht hatte jüngst erst vor einem Wolfstourismus gewarnt: Zunehmend gingen Bürger im Wald abseits der Wege auf Jagd nach einem Wolfsfoto. Das Tier gewöhne sich so an ihre Anwesenheit. Allerdings ist nicht jede Annäherung problematisch: In Italien hat eine alte Wölfin im Winter Zuflucht in einem Dorf gesucht – wegen der Schneemassen kam sie nicht weg. Als es taute, verschwand sie. Werden Wölfe als problematisch eingestuft, wird zuerst versucht, sie zu vergrämen – etwa mit Gummigeschossen. Erst, wenn das nicht hilft und wenn das Tier als gefährlich eingeschätzt wird, wird das letzte Mittel in Betracht gezogen. Eine Unterbringung in Gehegen scheidet dabei „aus Tierschutzgründen“ aus, so das Konzept.

Kreistag fordert mehr Geld für Präventionsmaßnahmen

Wichtig seien vor allem Präventionsmaßnahmen. Das sieht auch der Kreistag. Das Gremium verabschiedete einen Appell an die Landes- und Bundesregierung, der eine vollständige Förderung der Herdenschutzmaßnahmen (bisher 80 Prozent) verlangt. Auch der vermehrte Arbeitsaufwand der Weidetierhalter solle, so der Kreistag, als förderfähig anerkannt werden.

Bis zu einer entsprechenden Überarbeitung der Förderrichtlinien Wolf sollen übergangsweise im Einzelfall (etwa für Berufsschäfer) auch Soforthilfen gewährt werden, fordert der Kreistag. Außerdem soll Weidetierhaltung durch eine Weidetierprämie, bzw. Landschaftspflegetierprämie des Landes NRW gefördert werden. Sie leiste „einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung und Pflege der Offenlandbiotope und zur Erhaltung von vom Aussterben bedrohter Nutztierrassen“.

„In Deutschland wächst die Wolfspopulation stetig an. Dem strengen Schutz dieser Tierart ist genauso Rechnung zu tragen, wie den Aspekten der Sicherheit für den Menschen und den Belastungen für betroffene Nutztierhalter“, so der Kreistag. Damit soll erreicht werden, dass die „Akzeptanz für die dauerhafte Anwesenheit des Wolfs erhalten bleibt bzw. geschaffen wird.