Hünxe. . Herde stand hinter Elektrozaun und wurde von Herdenschutzhunden bewacht. Trotzdem wurde sie zweimal angefallen. Verband schreibt an Ministerin.
Dass Schafe gerissen werden, ist in einem ausgewiesenen Wolfsgebiet nicht ungewöhnlich. Dass Schafe aber aus einer Herde gerissen werden, die nicht nur von Elektrozäunen geschützt, sondern auch von Herdenschutzhunden bewacht wird, ist ungewöhnlich. Zweimal hintereinander wurde seit Sonntag dieselbe Schafherde in Hünxe, in NRWs erstem Wolfsgebiet, angefallen.
Sieben Schafe wurden getötet, elf starben in der Folge, insgesamt wurden 38 Tiere verletzt. Der Schafzuchtverband NRW hat einen Brief ans Landes-Umweltministerium geschrieben. Sogar der Nabu im Kreis Wesel spricht erstmals von einem „Problemwolf“, der möglicherweise „getötet“ werden müsse.
Zwei Pyrenäenberghunde bewachen die Schafe
Die Herde steht etwas abseits der Straße in der Nähe des Flugplatzes Schwarze Heide. An den Elektrozäunen flattert blaues Band, zwei erwachsene Pyrenäenberghunde, ausgebildete Herdenschutzhunde, bellen bedrohlich, sobald sich jemand nähert. Am Sonntag wurden 26 der 350 Schwarzkopfschafe angefallen. Sechs Tiere waren sofort tot, die anderen so schwer verletzt, dass am selben Tag noch zwei Schafe und sieben Lämmer eingeschläfert werden mussten. Zwei weitere Tiere starben in der Folge.
Einer der Herdenschutzhunde sei hinter den Zaun geraten, als der Angriff erfolgte, berichtet Maik Dünow. Der Weseler Berufsschäfer, der auch Vorsitzender des Kreisschaftzuchtvereins ist, spricht von einem „Massaker“. In der Nacht zu Donnerstag wurde erneut ein Schaf derselben Herde gerissen, weitere verletzt. Ohne die Hunde wären erheblich mehr Tiere verletzt worden, ist sich Dünow sicher.
Lanuv lässt erst Proben untersuchen
Eine Wolfsberaterin des Landes-Umweltamts (Lanuv) hat DNA-Proben genommen, die Auswertung dauert mehrere Wochen. „Solange beteiligen wir uns nicht an Spekulationen“, erklärt Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann, der nicht ausschließen möchte, dass hier auch ein Hund am Werk gewesen sein könnte.
Maik Dünow ist sauer. Mit seinen Sicherungsmaßnahmen erfülle Dünow die Richtlinien des Landes-Umweltamts. „Der Wolf „hat jetzt zweimal hundertprozentigen Herdenschutz überwunden. Was sollen wir noch machen?“ Er fordert: „Der Wolf muss entnommen werden.“
Schafzuchtverband: „Wolf darf nicht weiter marodieren“
Der Schafzuchtverband NRW mit Sitz in Lippstadt hat gestern noch an Landes-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser geschrieben. „Welche Option haben Schafhalter, ihre Tiere gegen einen solchen Wolf zu schützen, der maximal mögliche Maßnahmen nicht akzeptiert?“, fragt die Vorsitzende des Verbandes Ortrun Humpert.
„Alle gemeinschaftlichen Bestrebungen zum Schutz der Herden wie dem der Wölfe werden ad absurdum geführt, wenn jetzt nicht endlich angemessen gehandelt wird. Dieser Wolf darf nicht weiter marodieren“, fordert Humpert eine Lösung.
Nabu spricht von möglicher Tötung
Auch der Nabu im Kreis Wesel spricht erstmals von einem möglichen „Problemwolf“. Sollte der Wolf tatsächlich gelernt haben, „Schutzzäune zu überwinden und Hunde zu umgehen, muss er getötet werden“ sagt Peter Malzbender, Vorsitzender des Nabu im Kreis Wesel und fügt hinzu: „Auch wenn mir das in der Seele wehtut.“
Die Weidetierhaltung sei sehr wichtig für die Biodiversität am Niederrhein, unter anderem für Bodenbrüter, Eulen oder Steinkäuze. „Wir haben die größte Population am Niederrhein in ganz Deutschland. Dafür haben wir nationale Verantwortung.“ Einen Wolf umzusiedeln – das sei nicht möglich, so Malzbender. „Der kommt wieder zurück.“
>> Nachweis: Das Foto zeigt den Wolf
- Vor zwei Wochen gelang der Weseler Jägerin Sabine Baschke im Hünxer Wald ein Foto, das mutmaßlich die im Wolfsgebiet ansässige Wölfin „Gloria“ zeigt. Das Landes-Umweltamt hat nun bestätigt, dass das Bild einen Wolf zeigt und führt es auf der Seite wolf.nrw.de unter den Wolfsnachweisen auf.
- Die Damwildrisse in Dinslaken Ende Oktober konnten zwar einem Wolf nachgewiesen werden, ob es sich um „Gloria“ handelt, ist aber weiter unklar. (aha)