Dinslaken. . Das “Bündnis gegen Rechts“ hatte zur Kundgebung auf der Thyssenstraße in Dinslaken aufgerufen. Parallel fand eine Veranstaltung der AfD statt.
Wer die Menge von 300 Menschen passieren möchte, die sich an der Thyssenstraße 181 angesammelt hat, wird direkt von einem der vielen Polizisten angehalten und gefragt, wo er hin möchte. „Zum Auto“ oder „nach Hause“ sind die häufigsten Antworten. Ein Mann möchte zur nicht weit entfernten Fliehburg, ein anderer zu seiner Chorprobe. Und dann ist da noch ein Dritter. Er möchte zum Gewerbehaus an der Thyssenstraße 179, erklärt er den Polizisten fast flüsternd. „Zu der Informationsveranstaltung“, sagt er noch, dann darf er passieren. Vor dem Gewerbehaus wird er sich einer strengen Einlasskontrolle unterziehen müssen, der Veranstalter, die AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag, hat einen Sicherheitsdienst damit beauftragt.
Vertreter aus der Politik sprachen bei der Kundgebung
Sie hielt Mittwochabend in dem Gewerbehaus einen Bürgerdialog ab. Und deshalb hatte das „Bündnis gegen Rechts“ unter dem Motto „Dinslaken stellt sich quer“ zur Kundgebung direkt nebenan aufgerufen. Die Polizei war laut Sprecherin Andrea Margraf mit „mehreren Dutzend“ Beamten vor Ort, hatte die Thyssenstraße ab der Einmündung von der Otto-Brenner-Straße bis auf Höhe des KadeDi für den Autoverkehr gesperrt.
Bei der Kundgebung redeten Vertreter aus der Politik – darunter die beiden stellvertretenden Bürgermeister Eyüp Yildiz und Thomas Groß, der SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Zimkeit, Patrick Voss (Grüne), Jasmin Waldes (Linke) – und des Bündnisses – Pino Juliano und Michaela Eislöffel (GEW). Sie alle betonten, dass „die da hinten“ (Stefan Zimkeit) nicht das Volk vertreten.
Rauer Ton bei einzelnen Demonstranten
„Nein, wir sind das Volk. Wir sind mehr“, sagte Pino Juliano. Sie appellierten an die Zuhörer, „dass wir uns quer gegen alle stellen müssen, die unser Rechtssystem in Frage stellen wollen“ (Thomas Groß). „Wir wollen nicht, dass dieser Hass und diese Hetze irgendwann normal werden“, betonte Patrick Voss. „Und deshalb stehen wir heute hier: Weil wir unsere Demokratie behalten wollen.“ Auch forderte Stefan Zimkeit die Zuhörer dazu auf, den Appell weiterzutragen, an all die Leute, die heute lieber auf der Couch geblieben seien. „Wir müssen noch mehr werden. Die Kölner sagen in so einem Fall: „Arsch hoch und Zähne auseinander.“
Einige Redner äußerten ihre Sorgen zur Verrohung der Sprache. Und rau wurde der Ton bei einzelnen Demonstranten, die auffielen in der friedlich zusammenstehenden Menschenmenge. Es fielen Beschimpfungen. Als Prof. Dr. Harald Weyer, AfD-Bundestagsmitglied und einer der Redner beim Bürgerdialog, in seinem Auto vorfuhr und kurz ausstieg. Als eine Frau links in Richtung des Gewerbehauses abbog. Einer der Demonstranten aus der ersten Reihe beschimpfte unseren Fotografen, weil er nicht fotografiert werden wollte.