Voerde. . Stadt liegt Schadstoffgutachten zum Hallenbad vor. Stadt hofft, bald mehr zu Kosten und Dauer der erforderlichen Maßnahmen sagen zu können.
Die Stadt ist beim Hallenbad einen Schritt weiter: Seit einer Woche genau liegt ihr das zuletzt für Ende September/Anfang Oktober angekündigte Schadstoffkataster vor. „Das Gutachten lässt die Einschätzung zu, dass sich im Wesentlichen die Arten der bisher angenommenen und bereits mitgeteilten Schadstoffvorkommen bestätigt haben“, teilte der Erste und Technische Beigeordnete Wilfried Limke auf Nachfrage der NRZ zum aktuellen Sachstand mit. Zur Erinnerung: Vor knapp fünf Monaten war das Hallenbad wegen eines Keimbefalls dicht gemacht worden – und seine Wiedereröffnung zieht sich, nachdem ein Schadstoffvorkommen nachgewiesen wurde und ein Verdacht darauf in Rede stand, hin. Zwecks Klärung gab die Stadt ein Schadstoffkataster in Auftrag.
Vermutete KMF-Vorkommen haben sich bestätigt
Neben den zuvor bei einer Erstbegutachtung im Zuluftbereich der Schwimmhalle vorgefundenen asbestzementgebundenen Faserplatten, die ausgebaut und entsorgt werden müssen, haben sich folgende vom Verwaltungsvorstand Ende August gegenüber Pressevertretern dargestellten Verdachtsmomente als richtig herausgestellt: Bei dem die Lüftungskanäle im Maschinenraum ummantelnden Dämmmaterial, das mit einer schadhafte Stellen aufweisenden Alu-Kaschierung verkleidet ist, handelt es sich um künstliche Mineralfasern (KMF). Auch die im Nichtschwimmerbereich oberhalb der abgehängten Decken gefundenen Stoffe sind KMF. Künstliche Mineralfasern, die bis 1995 hergestellt und verbaut wurden, können, wie das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung in einem Bericht von 2011 feststellt, „die Gesundheit gefährden“. Aus alter Mineralwolle freigesetzte Faserstäube seien als krebserzeugend zu bewerten.
Die bisherige Annahme zu dem unterhalb des Planschbeckens befindlichen Material habe sich dagegen nicht bestätigt: Dieses sei weder mit Asbest noch stark mit PAK belastet. Viele Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe hätten einer Veröffentlichung des Umweltbundesamtes aus 2016 zufolge „krebserregende, erbgutverändernde und/oder fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften“.
PCB-Proben „unterhalb der Bestimmungsgrenzen“
Zudem wurden laut Limke, der sich auf die Zusammenfassung des umfangreichen Gutachtens beruft, verschiedene Proben genommen und auf PCB (Polychlorierte Biphenyle) untersucht, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. PCB dienten auch als Weichmacher und Brandverzögerer unter anderem für Lacke, Farben, Klebstoffe, Dichtungsmassen oder Kabelisolierungen. Diese sogenannte offene Anwendung ist seit 1978 verboten. Das Hallenbad Voerde ging Anfang der 70-er Jahre in Betrieb. Laut Gutachten seien alle auf PCB untersuchten Proben „unterhalb der Bestimmungsgrenzen“ und keine weiteren Arbeitsschutz- und Maßnahmen zu treffen, erklärt Limke.
Das Gutachten habe die schadstoffbelasteten Bauteile im Hallenbad „als instandsetzungsfähig eingestuft“, nennt der Beigeordnete ein weiteres Ergebnis. Basierend auf den nun vorliegenden Erkenntnissen soll als nächstes ein Rückbau- und Entsorgungskonzept einschließlich der Sanierungsüberwachung erarbeitet werden. Die Stadt hat ein Büro aufgefordert, dafür ein Angebot abzugeben. Von dem Ergebnis dieses Angebotes hänge das weitere Vorgehen, Kosten-, Zeit- sowie Ressourcenplanung, ab. Heißt: Wie lange das Hallenbad weiter geschlossen sein wird, bleibt zum jetzigen Zeitpunkt offen. Limke hofft, dass sich übernächste Woche etwas zum groben Zeitplan, zu den Kosten etc. sagen lässt. Ein Aspekt ist etwa die Frage, welche Maßnahmen bei der Schadstoffentsorgung im Einzelnen zu treffen sind.
Grundschulen weichen nach Wesel und Hünxe aus
Die Stadt hat mit Blick auf das Schulschwimmen zum 1. Oktober vertragliche Vereinbarungen zur Nutzung des Heuberg-Bades in Wesel und des von den Schwimmfreunden betriebenen Hallenbades in Hünxe abgeschlossen. Dies teilte Voerdes Schul- und Sportdezernent Lothar Mertens auf NRZ-Anfrage mit. Laut der getroffenen Regelung kann das Hünxer Hallenbad von folgenden Grundschulen je eine Stunde in der Woche morgens genutzt werden: von der Erich-Kästner-Schule, der Otto-Willmann-Schule und der Regenbogenschule. Das Heubergbad in Wesel steht der Grundschule Friedrichsfeld zweimal in der Woche für je eine Stunde morgens zur Verfügung. Mertens zufolge besteht die Möglichkeit, dass eine der beiden Stunden später an die Astrid-Lindgren-Schule geht. Die vertragliche Vereinbarung würde nun zunächst für dieses erste Schulhalbjahr gelten – mit der Option zu verlängern, so der Dezernent. Die Schülerbeförderung nach Wesel und Hünxe sei sichergestellt, sagt Mertens und verweist darauf, dass es, als das Hallenbad Voerde noch offen war, stadtintern 13 Fahrten in der Woche gegeben habe.
Für Gymnasium und Gesamtschule sei das Schulschwimmen indes erst einmal zurückgestellt. Beide Schulen würden in der betreffenden Zeit Sport anbieten.