Voerde. . Grund für die sich hinziehende Badschließung ist ein schon nachgewiesenes und ein in Rede stehendes Schadstoffvorkommen, das zu beseitigen ist.
Es hatte sich bereits vor Tagen angedeutet, seit Freitagmittag nun hat auch die Öffentlichkeit Gewissheit: Die Nutzer des seit Ende Mai geschlossenen Hallenbads werden sich bis zu einer Wiedereröffnung noch mächtig gedulden müssen. Das ist bei dem von der Stadt anberaumten Pressegespräch deutlich geworden. Die Rede ist von „einigen Monaten“, genauere Angaben wurden von Seiten der Verwaltungsspitze mit Hinweis auf noch ausstehende Erkenntnisse nicht gemacht.
Zunächst wurden Belegschaft und Ältestenrat informiert
Zunächst sei am Donnerstag die Belegschaft über den Sachstand informiert worden, danach der Ältestenrat, sagte Bürgermeister Dirk Haarmann. Am Freitag dann war die Öffentlichkeit an der Reihe. Die Nutzer des Hallenbades sollen schriftlich darüber informiert werden, wie es weiter geht. Grund für die sich weiter hinziehende Hallenbad-Schließung ist ein schon nachgewiesenes und ein noch in Rede stehendes Schadstoffvorkommen, das beseitigt werden muss. Ergebnisse zum genauen Schadensbild sollen Ende September vorliegen.
Nach einer Erstbegutachtung gestaltet sich die Lage wie folgt: Im Zuluftbereich in der Schwimmhalle sind, wie der Erste und Technische Beigeordnete Wilfried Limke sagte, „asbestzementgebundene“ Faserplatten gefunden worden, die „raus müssen“. Limke betonte, dass zu „keiner Zeit“ eine Faserkontamination festgestellt worden sei. Dabei bezog er sich auf letzte Luftmessungen im Februar 2014. Diese haben insofern für ihn auch vier Jahre später noch Bestand, als dass „seitdem an dem Gefüge nicht gearbeitet worden“ sei. Solange an „asbestzementgebundenen“ Platten nicht „operiert“, diese nicht beschädigt werden, sei „alles gut“. Die Herstellung und Verwendung von Asbest wurden 1993 verboten, weil der Stoff krebserregend ist. Das Hallenbad Voerde ist seit Anfang der 70-er Jahre in Betrieb, ein Vorkommen dieses Schadstoffes ist also nicht überraschend.
Verdacht auf Vorkommen künstlicher Mineralfasern
2014 wurden Limke zufolge dort in der Lüftungsanlage künstliche Mineralfasern (KMF) gefunden, die damals entsorgt worden seien – insofern sei die Halle auch KMF betreffend „unauffällig“. Im Maschinenraum der Lüftungskanäle habe eine Beprobung den Verdacht auf ein KMF-Vorkommen ausgelöst. Es geht um die die Lüftungskanäle ummantelnden Mineralfasern, die mit einer Alu-Kaschierung verkleidet seien. Es gebe schadhafte Stellen. Die Untersuchung muss zeigen, ob es sich tatsächlich um KMF handelt. Das Material werde entsorgt. Das Personal habe, sagt Sportdezernent Lothar Mertens, die Weisung bekommen, nicht mehr in den Maschinenraum zu gehen. Die Mitarbeiter hätten sich aufgrund der erforderlichen hohen Präsenz in der Schwimmhalle nur gelegentlich im Maschinenraum aufgehalten.
Eine Messung der Raumluft hat Limke zufolge bisher nicht stattgefunden. Von einem Vorkommen von künstlichen Mineralfasern in der Luft dort müsse man nicht zwingend ausgehen, da es an der Stelle keine Luftzirkulation gebe. Künstliche Mineralfasern, die bis 1995 produziert und verbaut wurden, können, wie das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung 2011 in einem Bericht feststellt, „die Gesundheit gefährden“. Aus alter Mineralwolle freigesetzte Faserstäube seien als krebserzeugend zu bewerten.
Dichtmaterial unter Fliesen des Babybeckens muss raus
Die Lüftung ist nicht die einzige Baustelle im Hallenbad. Bei Arbeiten am Babybecken, bei denen einer Undichtigkeit auf den Grund gegangen werden sollte, wurde unterhalb der Fliesen ein Dichtmaterial – eine Art Bitumen – gefunden, das nicht mehr verbaut werden darf. Da der Bereich nun offen liegt, muss der abschließend zu bestimmende Schadstoff beseitigt werden. Zudem wurden im Nichtschwimmerbereich oberhalb der abgehängten Decken Mineralfasern gefunden – ob es sich dabei auch um KMF handelt, müssen die Untersuchungen zeigen.
Die Stadt wird nun zunächst abwarten, bis ihr das Schadenskataster vorliegt. Daraus ergeben sich der Umfang der Maßnahmen, deren Dauer und die Kosten, wie Bürgermeister Haarmann erklärte. Die Stadt habe versucht, von der beauftragten Schadstoffgutachterin belastbare Aussagen hinsichtlich einer Wiedereröffnung des Bades zu bekommen. Antwort: Man werde sich auf mehrere Monate einstellen müssen. Auf die Frage, womit schlimmstenfalls zu rechnen sei, habe die Expertin – nicht Bezug nehmend auf das Voerder Hallenbad, sondern auf ihre Erfahrungen mit anderen Bädern – von einer Dauer von bis zu einem Jahr gesprochen.