Dinslaken. . Im Musuem Voswinckelshof in Dinslaken sind Werke aktueller Künstler sowie derer aus den vergangenen Veranstaltungen zu sehen.

Die Ameisen weisen den Weg hinein ins Museum Voswinckelshof, mit dem Fahrstuhl oder über die Treppe geht es hinauf ins Dachgeschoss. Zu einer Ausstellung, die anders ist: Hier entblößen Aktenkoffer ihren Inhalt, dort steht ein goldener Schädel, an der Wand hängen eine Mona Lisa mit spitzer Nase oder das Bild des dreijährigen Sohnes von Ben Perdighe. Auch Street-Art-Werke haben hier ihren Platz.

Was verbindet all das? Mit ihnen erzählt Ben Perdighe Geschichten und plaudert aus dem Nähkästchen über fünf Jahre „Kunst statt Leerraum“ (KSL).

Chile, Spanien, Afghanistan und Dinslaken

Es geht kaum an einem Werk vorbei, über das Ben Perdighe nicht eine Anekdote zu erzählen weiß. Da ist etwa ein Offsetdruck auf Leinwand mit bunten Emoticons. Das Werk stammt vom chilenischen Künstler Reych, der dem KSL die „Tür nach Südamerika aufgestoßen hat“, sagt Perdighe.

Wie der Chilene die Mail-Adresse herausgefunden hat, um Kontakt aufzunehmen, weiß Perdighe bis heute nicht. Oder das Bild eines Vogels, Holz auf Filz, steht dabei geschrieben, von Asad Amani aus Kabul. Ben Perdighe erinnert sich. Vor drei Jahren habe der Flüchtling im Zug nach Duisburg gesessen, auf dem Weg zum KSL. Der hatte „wirklich kein Geld“, betont Perdighe. Eine Frau habe den Künstler angesprochen, wollte ein Bild kaufen: „Ich mache Kunst nicht für Geld“, so lautete die Antwort des Afghanen, gibt Perdighe wieder.

Ausstellungsstück von Max Zorn darf nicht fehlen

Chile, Afghanistan und in diesem Jahr aus Russland: Zu Gast ist aktuell Nikita Golubev aus Moskau. Am Sonntag sei er angereist und Ben Perdighe habe ihn durch das noch leere Haus geführt, erzählt er auf Englisch. Das hat sich inzwischen geändert, eine freie Fläche um künstlerisch zu Schaffen. Dem Russen gefällt das. In diesem Jahr ist auch Idaira Frugoni dabei, Künstlerin von Gran Canaria. Ben Perdighe freut sich, wie groß und international KSL geworden ist. Möglich sei das nicht ohne Rückendeckung – von der Stadt und den Sponsoren.

Die Retrospektive greift Werke der aktuell teilnehmenden Künstler sowie derer aus den vergangenen Jahren auf. So darf auch ein Ausstellungsstück von Max Zorn nicht fehlen, kurzfristig musste er aufgrund einer Reise nach Asien absagen, er habe zu Perdighe gesagt, es fühle sich an wie Fremdgehen. Seit KSL-Start kennt Perdighe den Tape-Art-Künstler. Inzwischen habe sich eine Freundschaft entwickelt.

Ein KSL-Geschäftsführer braucht einen Aktenkoffer

Und dann sind da eben noch die Aktenkoffer – gefüllt mit Dokumenten, beklebt mit Stickern, auch ein Regenschirm liegt darin. Als Perdighe den Job des Geschäftsführers bei KSL übernahm, fand er, dass er einen Aktenkoffer brauche. Jedes Jahr gibt es einen neuen, dieses Mal einen aus Russland. Kürzlich entdeckte Perdighe darin eine südkoreanische Briefmarke.

Als er die Tage dann im Haus des Handwerks die Besucherin eines Künstlers traf, die zufällig koranischer Herkunft war und somit etwas Wissen über die Jahrzehnte alte Briefmarke Preis geben konnte, da sagte sich Ben Perdighe: „Ich hab dem Haus eine Frage gestellt und es hat mir die Antwort gegeben.“ Wieder so eine KSL-Geschichte...

Ausstellung und Ameisensprühaktion

  • Die Sammelausstellung „Retrospektive – Fünf Jahre KSL“ ist bis Sonntag, 24. Juni, jeweils von Dienstag bis Sonntag, 14 bis 18 Uhr, im Dachgeschoss im Museum Voswinckelshof, zu sehen.

Eine große Ameisensprühaktion steigt am Samstag, 16. Juni, auf dem Marktplatz. Rainer Höpken malte im vergangenen Jahr dort eine überdimensionale Ameise, in diesem Jahr soll es ein Ameisenhaufen sein.

Dazu wünscht sich der Künstler um 11 Uhr eine große Beteiligung aus der Bevölkerung. Denn auf ein Zeichen sollen dann alle auf den Ameisenhaufen laufen. Eine Drohne wird die Aktion in der Altstadt aus der Luft filmen.

  • Die Sammelausstellung „Retrospektive – Fünf Jahre KSL“ ist bis Sonntag, 24. Juni, jeweils von Dienstag bis Sonntag, 14 bis 18 Uhr, im Dachgeschoss im Museum Voswinckelshof, zu sehen.