Voerde. Im Gasthof Hinnemann ist Marlies Bergmann seit 20 Jahren die Chefin. Die Speisekarte hat sie behutsam verändert. Aber herzhaft und deftig gibt es immer noch, auch den Rehbraten mit hausgemachten Klößen.

Ein Tipp vorneweg: Sollten Sie montags den Gasthof Hinnemann aufsuchen wollen, oder gar donnerstags, versäumen Sie nicht, einen Tisch zu reservieren. Platz hat Marlies Bergmann zwar genug, aber es kann schon mal kuschelig eng werden. Denn es hat sich längst herumgesprochen, dass der Montag der Tag der Schnitzelfans ist und donnerstags die kommen, die mal wieder so richtig lecker Reibekuchen essen wollen. Seit 20 Jahren ist Marlies Bergmann Chefin im 160 Jahre alten Dorfgasthof – und es gibt keinen Grund nicht zu glauben, dass sie das in den 20 Jahren immer noch sein wird.

Gut und bürgerlich

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Gute bürgerliche, frische, saisonale Küche, das ist das Grundrezept im Gasthof Hinnemann. Der war mal ein Bauernhof, wurde nach und nach umgebaut und ist heute immer noch so etwas wie der Dorfmittelpunkt. Was auch daran liegt, dass es noch eine sehr lebendige Thekenkultur gibt – und doch kann man im Restaurantbereich ruhig und gemütlich sitzen. In den vergangenen Jahren hat Marlies Bergmann behutsam die Speisenkarte verändert — herzhaft und deftig gibt es immer noch, aber auch mehr leichte Küche, mediterran ausgerichtet.

Ohne Klassiker läuft nix am Niederrhein. Einer der Evergreens ist hier der Rehbraten mit hausgemachten Klößen und Rahmwirsing. Und schon vor 50 Jahren, als Fleisch lange noch nicht jeden Tag auf den Tisch kam, gingen die Voerder in den Gasthof Hinnemann, um „Krüstchen“ zu essen. Die gibt’s heute noch – und zwar nach wie vor ohne Spiegelei oben drauf...

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Der Betrieb ist ein gut organisiertes Familienunternehmen. Marlies Bergmann schwirrt überall herum, Mutter Maria Bergmann ist 85 und hat immer noch ein waches Auge auf all die Blumen und Blümchen, die Schwester der Chefin ist auch mit von der Partie, und wenn es mal richtig dicke kommt, packen auch Neffe und Nichte mit an.

Liebevoll eingedeckt

Wenn dann geheiratet wird, wird alles besonders festlich und sehr liebevoll dekoriert und eingedeckt. Und irgendwie trifft man dann immer alte Bekannte – entweder hat man seine Kommunion schon im Gasthof Hinnemann gefeiert, oder die Goldhochzeit von Oma und Opa, Taufe oder Vereinsjubiläum, Weihnachten oder den 80. Geburtstag von Tante Frieda.

An jedem ersten Freitag im Monat gibt es ‘was auf die Ohren – Live-Musik ist angesagt, immer mit Bands, die ihren ganz großen Auftritt noch vor sich haben. Wer einmal zeigen will, was er musikalisch so drauf hat, kann sich gern bei Marlies Bergmann melden.

Gastro-TippsIn der Küche ist jetzt natürlich alles auf Muschelkurs. Und danach wird es wieder wild, klar, wer so lange am Ort ist, hat den Draht zur Jägerschaft. Beliebt sind die Rehmedaillons auf Linsensalat, zum Beispiel. Oder, für den kleinen herzhaften Hunger, die Pfannekuchen mit Mettwurst oder Speck. Gern genommen auch der Voerder Pannfisch – an einem Dijonsenfsößchen – mit Bratkartoffeln und Salat. Ein ganz besonderes Augenmerk legt die Chefin darauf, dass sich alle, die in den Gasthof Hinnemann kommen, wohl fühlen.

Wie bei Muttern, eben.