Dinslaken. . Michael Patrick Kelly hatte seine Fanclubs aus Deutschland und den Niederlanden zu jedem Moment seines Konzertes beim Fantastival fest im Griff.

  • Michael Patrick Kelly hatte seine Fanclubs zu jedem Moment seines Konzertes fest im Griff
  • Einige Fans warteten 19 Stunden, um sich die besten Plätze an der Bühne zu sichern
  • Musikalisch bewegt sich Kelly zwischen Pop und durchaus sogar hard-rockigen Klängen

Die letzten Besucher von Herbert Knebels Affentheater haben am Samstagabend gerade erst das Burgtheater verlassen, als die nächsten Fantastivalgäste schon ihre Stellung vor den Toren bezogen. Der deutsche Fanclub vor dem einen, der holländische vor dem anderen Tor. Schließlich galt es, sich beim Einlass 19 (!) Stunden später die besten Plätze an der Bühne zu sichern. Man war ja nicht alleine.

Gäste aus Schweden waren auch angereist. Und dann waren da noch die ganzen Dinslakener, die seit einem Vierteljahrhundert auf ein Wiedersehen hier in der Altstadt warteten. Solche Fans verdienen einen Star, der nicht nur ein Vollblutmusiker ist, sondern auch ein charismatischer Entertainer und vor allem auch ein sympathischer Mensch. Und all diese Eigenschaften hat Michael Patrick Kelly, der im Rahmen seiner „iD“-Tour am Sonntag ein rappelvolles Burgtheater nicht nur zum Kreischen, sondern auch zum nachdenklichen Stillsein brachte.

Fans kennen jede Liedzeile und wissen, was zu tun ist

Michael Patrick Kelly, Friedensaktivist und bekennender Christ, ehemaliger Teeniestar und ehemaliger Mönch, der „Paddy“ der Kelly Family, versteht es, Menschen mitzureißen. Wenn er ruft, „Ich möchte 4000 Hände sehen“, bleiben diese ein ganzes Lied lang oben; wenn er möchte, dass sein Publikum mitsingt, braucht er es noch nicht einmal dazu zu animieren: Die Fans kennen jede Liedzeile und wissen, was wann zu tun ist.

Musikalisch bewegt sich Kelly zwischen Pop und durchaus sogar hard-rockigen Klängen, versteht sich aber ebenso auf wohldosierte Reggae-Rhythmen und südamerikanische Fiesta. Dann spielt sein Gitarrist Christian Heigenbauer, der zuvor auf dem Klavier stehend ein Solo hinlegte, auch mal Flamenco-Gitarre. Bemerkenswert sind Kellys Texte. Christlich, tief religiös und sehr persönlich, wie sein Requiem für die toten Rockstars des Club 27.

Der Sänger lässt Fans an seinen Gefühlen teilhaben

Der Sänger, der von Kind an auf der Bühne und damit von allen beobachtet in der Öffentlichkeit stand, lässt die Fans an seinen Gefühlen teilhaben, auch wenn es um Ernstes und Privates geht wie den Tod seiner Mutter, als er fünf war, seine Suizidgedanken auf dem Höhepunkt des Teenie-Ruhms und seinen Wunsch nach einem „Flüsterton“ mit Bedeutung, auch wenn er ebenso gerne tanzt und mit anderen am bunten, lauten Treiben teilnimmt.

Nach einem Flüstern sehne er sich, nach Frieden. Angesichts Hamburg, angesichts Syrien. „Kommt, lasst uns eine Minute lang daran denken und schweigen.“ Und anders als Nena, die mit ihrem Meditationsversuch am Freitag eher Irritation im Publikum verursachte, nimmt Michael Patrick Kelly alle 2000 Menschen im Burgtheater mit. Am Ententeich spricht eine Männerstimme, irgendwo meldet ein Handy, dass das viele Fotografieren den Akku geleert hat. Das ist alles, was man hört in der Stille, die ernst, andächtig, geradezu feierlich ist.

Holländerinnen wollen Kelly nicht mehr los lassen

„Dankeschön“ sagt Kelly leise. Und dreht wieder auf. Party im Burgtheater. Selfies, Händeschütteln, sogar Stage-Diving. Kelly zieht es durch. Einmal quer vom Block C bis Block A. Bei den Holländerinnen gerät er in einen Stau. Klar, dass die ihn nicht nur auf Händen tragen, sondern auch nicht mehr loslassen. „Nicht in den Popo kneifen“, beschwert sich Kelly halb im Scherz.

Noch ein Handschlag für alle auf der Rolli-Tribüne, dann lässt Kelly die Kinder zu sich kommen. Sie bleiben bei den Zugaben bei ihm und anschließend bleibt er bei ihnen, bis das letzte Selfie gemacht ist.

Songs aus den Tagen mit der Family singt er nur wenige, „Angel“ ist komplett neu arrangiert. Freunde sind die Familie, die man sich aussucht, heißt es in einem seiner neuen Texte. Der “Paddy“ von einst ist erwachsen geworden. Seine Authentizität hat er sich auf beeindruckende Weise bewahrt.