Hünxe/Bochum. . Am Dienstag verlas die Staatsanwaltschaft die Anklage. Einer der Beteiligten soll unter Druck gestanden haben, den Abfall günstig zu entsorgen.
- Vor dem Bochumer Landgericht müssen sich zwei Männer und eine Frau verantworten
- Sie sollen 29 000 Tonnen Abfall ohne Genehmigung auf der Gartroper Deponie abgeladen haben
- Zwei der Angeklagten wollen an den kommenden Verhandlungstagen aussagen
Die Anklageschrift war umfangreich, über zwei Stunden brauchte die Staatsanwaltschaft, um das Schriftstück zu verlesen: Am Dienstag startete vor der Zweiten Strafkammer des Landgerichts Bochum der Prozess gegen drei Männer und eine Frau aus Schermbeck, Solingen und Duisburg. Sie sollen unbefugte Abfälle vorsätzlich außerhalb dafür zugelassener Anlagen und unter Abweichung von vorgeschriebenen zugelassenen Verfahren befördert und abgelagert haben, heißt es in der Anklage.
29 000 Tonnen Ölpellets, ein Abfallprodukt, das bei der Schwerölvergasung anfällt und für Boden sowie für das Grundwasser giftig ist, sollen die vier Angeklagten – darunter ein vorbestrafter Abfallmakler und Kaufleute – zwischen April 2010 und September 2013 illegal auf der Gartroper Deponie Mühlenberg entsorgt haben.
Angeklagter war vertraglich zur Abnahme verpflichtet
Ein Angeklagter soll die Ölpellets vor 2010 als Ersatzbrennstoff weiterverkauft haben. Als es jedoch in mehreren Industrieunternehmen zu Bränden kam und die Ölpellets dafür verantwortlich gemacht wurden, fand er keinen Absatz mehr für die Kugeln. Vertraglich zur Abnahme großer Mengen verpflichtet, habe er danach unter Druck gestanden, die Abfälle weiter möglichst kostengünstig zu entsorgen, schreibt die Anklage.
Fünf bis 20 Millimeter groß und klebrig sind die Ölpellets, sie riechen stark nach Mineralöl. In der Anklageschrift werden sie mit Kaviar verglichen. Die Angeklagten sollen die Kugeln mit anderen Abfallstoffen, unter anderem Flugasche und Recyclingsand, vermischt haben, um so zu verschleiern, dass es sich um illegale Stoffe handelt, die sie ohne umweltrechtliche Erlaubnis auf der Deponie Mühlenberg in Hünxe entsorgten.
Elf weitere Verhandlungstage
Elf weitere Verhandlungstage hat das Landgericht Bochum für den Prozess vorgesehen. Am kommenden Dienstag, ebenfalls ab 10 Uhr, sollen sich dann auch zum ersten Mal die Angeklagten zur Sache äußern. Bereits gestern sagten die Verteidiger die Aussagen ihrer Mandanten zu, lediglich die angeklagte Frau wolle sich zum Tatbestand nicht äußern.