Dinslaken. . Ein Thema, zwei Bürgerbegehren: Das Bäderkonzept spaltet Dinslaken auch nach dem Ratsbeschluss. Das fordern die Initiatoren der Begehren.

  • Ein Thema, zwei Bürgerbegehren: Das Bäderkonzept spaltet Dinslaken
  • Während die Sportvereine schon sammeln, klärt der Freibadverein noch die Kosten ab
  • Hier sind die wichtigsten Punkte zu den beiden Bürgerbegehren

Diese Situation hat Seltenheitswert: Dass es in einer Stadt zwei Bürgerbegehren zum selben Thema gibt. Die Dinslakener Schwimmvereine fordern statt der vom Rat beschlossenen Sanierung des Freibades Hiesfeld den Ausbau des Dinamare zum Schwimmzentrum. Der Freibadverein Hiesfeld fordert statt des ebenfalls beschlossenen Anbaus zweier Lehrschwimmbecken ans Dinamare ein 50-Meter-Becken mit Traglufthalle sowie ein überdachtes Lehrschwimmbecken am Freibad. Am Wochenende formulierte der Freibadverein die Fragestellung des Bürgerbegehrens, die aber noch mit der Stadt abgeklärt werden muss. Auch die Kosten für das Vorhaben muss die Stadt noch ausrechnen. Erst dann kann der Freibadverein Unterschriften sammeln. Beide Begehren brauchen 3316 Unterschriften.

Das ist das Bürgerbegehren pro Freibad

Die Fragestellung: Weil die juristische Prüfung noch aussteht, ist die Fragestellung des Bürgerbegehrens noch vorläufig. Sinngemäß soll sie so lauten: „Sind sie dafür, das Freibad Hiesfeld zu erhalten und zu einem ganzjährigen Freibadstandort mit 50 mal 25 Meter Becken, überdacht mit einer Traglufthalle in den kalten Jahreszeiten und einem separaten Gebäude für ein Lehrschwimmbecken (16x10 Meter) auszubauen?“

Die Begründung: „Alle Investitionen am Dinamare können entfallen. Es gibt nur eine Baustelle. Es ist die kostengünstigere Alternative und es

Der Freibadverein möchte eine Traglufthalle wie über dem Freibad Gladbeck in Hiesfeld installieren. Im Sommer könnte sie abgebaut werden.
Der Freibadverein möchte eine Traglufthalle wie über dem Freibad Gladbeck in Hiesfeld installieren. Im Sommer könnte sie abgebaut werden. © Joachim Kleine-Büning

bringt mehr an Wasserfläche für alle Bürger. Es ermöglicht den ganzjährigen Betrieb des Freibades durch eine Traglufthalle, es können alle Schülerinnen und Schüler ortsnah versorgt werden.“
Zudem, so erklärt die stellv. Vorsitzende der Freibadvereins, Lilo Wallerich, sei am Freibad genügend Platz für ein Gebäude mit Lehrschwimmbecken. Eine Größe von 16x10 Metern ermögliche, kostendeckende Kurse anzubieten.

Die Kosten: Der Verein geht von einer Summe unter 10 Millionen Euro aus. Soviel hätte die Umsetzung des Ratsbeschlusses gekostet.

Die Initiatoren: Reinhard Claves, Roland Weber und Rainer Hoffmann.

Das ist das Bürgerbegehren pro Dinamare

Die Fragestellung: „Soll das Dinamare zu einem ganzjährig nutzbaren ‘Dinamare plus’ (Erweiterung um Kursbecken 10x10m, Lehrschwimmbecken 10x16m – jeweils mit Hubboden, 5-Bahn-25m-Sportbecken, Vereinsräume) ausgebaut werden, dass der Öffentlichkeit die bisher vorhandenen Wasserflächen ganzjährig (im Sommer als Freibad) zur alleinigen Nutzung zur Verfügung stellt, statt das Freibad Hiesfeld für eine max. viermonatige jährliche Nutzung zu sanieren?“

Die Begründung: „Ziel des Ausbau des Dinamare zum ‘Dinamare plus’ ist es, der Öffentlichkeit wesentlich mehr Badeflächen und -zeiten ganzjährig zur Verfügung zu stellen und das öffentliche Angebot der Vereine aufgrund

Wolfgang Kuhn (li.) von der DLRG und Norbert Bruckermann vom SCD mit der Belegungsliste des Dinamare. Durch einen 25-Meter-Anbau hätten Vereine und Bevölkerung mehr Platz zum Schwimmen, argumentieren die Schwimmvereine.
Wolfgang Kuhn (li.) von der DLRG und Norbert Bruckermann vom SCD mit der Belegungsliste des Dinamare. Durch einen 25-Meter-Anbau hätten Vereine und Bevölkerung mehr Platz zum Schwimmen, argumentieren die Schwimmvereine. © Heiko Kempken

der starken Nachfrage ausbauen zu können. Diese Variante würde die jährlichen Verluste der Dinslakener Bäder GmbH von 759 000 Euro in der Ratsvariante um lediglich 103 000 Euro auf 862 000 Euro erhöhen, böte aber durch die Wetterunabhängigkeit für das Sportbecken eine dreifach höhere Nutzbarkeit als die vom Rat beschlossene Variante. Die Personalmehrkosten – auch über den Abschreibungszeitraum hinaus – liegen beim ‘Dinamare plus’ deutlich niedriger (50 800 Euro ganzjährig gegenüber 188 700 Euro in der Rats-Variante allein für den Standort Hiesfeld in der Sommersaison). Außerdem ist der Standort Dinamare für den Großteil der Bevölkerung mit einer kürzeren Fahrstrecke zu erreichen als das Freibad Hiesfeld. Bei den Vereinsräumen handelt es sich lediglich um Ersatzräume, da die bisherigen Räume durch die Erweiterung zum Umkleidebereich würden.“

Die Kosten: Laut Gutachten 12 467 257,60 Euro netto plus Personalkosten. Bei der Dinbad würden diese Kosten zu einer Ergebnisverschlechterung von 862 000 Euro pro Jahr führen. Die Ergebnisverschlechterung bei dem Stadtwerkekonzern durch Verlustverrechnung beträgt 674 000 Euro pro Jahr.

Die Initiatoren: Andreas Brinks, Peter Mielke, Dieter Reise.

Frist: Die Schwimmvereine sammeln bereits. Am 17. Juli läuft die Frist ab.

>> WIE GEHT ES WEITER?

Offen ist die Frage, was geschieht, wenn beide Begehren genügend Stimmen bekommen. Gibt es dann zwei Bürgerentscheide? Oder würden, wie Lilo Wallerich meint, in einem Bürgerentscheid beide Fragestellungen gleichzeitig gestellt?

Auf jeden Fall, so bedauert Thomas Giezek, Vorsitzender des Freibadvereins, bedeutet das Ganze eine erhebliche Verzögerung.

Am Dienstag stellt der Freibadverein seinen Mitgliedern die Fragestellung zum Bürgerbegehren zur Abstimmung.