Oberhausen. Oberhausen möchte die Straßenbahn 105 von Essen bis zum Centro verlängern. Der Streckenverlauf liegt vor. Erste Entscheidung schon im Dezember.

Darüber nachgedacht wird seit Jahrzehnten, nun geht die Stadt Oberhausen einen entscheidenden Schritt, um die Straßenbahnlinie 105 zu verlängern. Die Bahn soll nicht mehr wie bislang an der Unterstraße (Stadtgrenze zu Essen) enden, sondern bis zum Centro, dem Oberhausener Hauptbahnhof und dem Bahnhof Sterkrade weiterfahren.

Dafür legt die Rathaus-Spitze nun konkrete Pläne zum Streckenverlauf, zu den Kosten und dem Zeitplan den Lokalpolitikern im Stadtrat vor. Demnach soll die erste Straßenbahn im Jahr 2030 von Essen aus die Neue Mitte ansteuern. >>> Zum Thema: Oberhausen will neues Stadtviertel an neuer Straßenbahnlinie

Doch bis dahin sind noch viele Hürden zu nehmen – eine erste bereits in diesem Jahr: In der Ratssitzung am 11. Dezember 2023 muss die Politik grundsätzlich grünes Licht geben, damit die Oberhausener Stadtspitze und der kommunale Verkehrsbetrieb Stoag den langwierigen Prozess von Planung und Realisierung überhaupt in die Wege leiten können. Denn bei einem so großen Projekt muss eine gesetzlich vorgeschriebene Abfolge eingehalten werden. So muss etwa die Öffentlichkeit beteiligt, ein sogenanntes Planfeststellungsverfahren durchgeführt und am Ende das gesamte Vorhaben noch einmal von der Politik genehmigt werden.

Straßenbahn 105: Erste Bahn soll im Jahr 2030 direkt zum Centro rollen

Vor diesem Hintergrund ist der Zeitplan der Stadt durchaus ambitioniert: Für die Planungsphase kalkulieren die Experten im Rathaus mit nur drei Jahren bis Ende 2026. Bis dahin soll auch das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen und die nötigen Fördergelder beantragt sein. Der Bau selbst soll demnach etwas mehr als drei Jahre dauern, bis Anfang 2030. >>> Auch interessant: Centro Oberhausen: So schlecht sind die Anschlüsse nach Essen

Die Verlängerung einer Straßenbahn um rund dreieinhalb Kilometer ist teuer. Stadt- und Verkehrsplaner rechnen nach jetzigem Stand mit reinen Baukosten von 100 bis 120 Millionen Euro zuzüglich Planungskosten von zwölf Millionen Euro. Damit steht fest: Gebaut werden kann die Trassenverlängerung nur, wenn Fördermittel des Bundes und des Landes NRW fließen.

Die Stadt peilt unter anderem Mittel der Bundesfinanzhilfe für Großvorhaben der Infrastruktur des schienengebundenen ÖPNV (GVFG) an. 90 bis maximal 95 Prozent der förderfähigen Baukosten könnten Bund und Land damit übernehmen, blieben folglich je nach tatsächlicher Kosten 5 bis 12 Millionen Euro, die Oberhausen dazugeben müsste. Bei den Planungskosten liegt die Förderquote bei nur 2 Prozent, rund 10 Millionen Euro müsste Oberhausen selbst tragen, Macht unterm Strich 15 bis 22 Millionen Euro Eigenanteil. Zahlen soll dies die Stoag – finanziert aus dem städtischen Haushalt.

Straßenbahn 105: Sieben neue Haltestellen in Oberhausen geplant

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Für den Preis bekäme Oberhausen laut Planung sieben neue ÖPNV-Haltestellen zwischen Essen-Unterstraße und dem Gasometer. Den Streckenverlauf stellen sich die Planer so vor: Von der Haltestelle Unterstraße fährt die 105 auf neu gebauten Schienen auf der Essener Straße bis zum Knotenpunkt Hausmannsfeld. Von dort geht es dann parallel zur Straße, also nicht mehr mittig der Fahrbahn, weiter über die Haltestelle Lipperheidebaum. In Höhe der Knappenhalde überquert die Bahn die dortige Bahnlinie, dann macht sie einen scharfen Rechtsknick und durchquert Richtung Osterfelder Straße das alte Stahlwerksgelände, für das sich die Stadt bekanntlich ein neues Wohnquartier wünscht.

Eine Brücke führt die Tram über die Osterfelder Straße bis zur neuen Haltestelle „Centro“ zwischen Marina und Centro-Park, in dem weiterhin ein Standort von Karls Erlebnisdorf geplant ist. Von dort geht es schließlich weiter zum Gasometer. Am Gasometer biegt die Straßenbahn dann im Wechsel mal rechts Richtung Sterkrade Bahnhof und mal links Richtung Oberhausen Hauptbahnhof ab.

Weniger CO2 schont das Klima

Die Oberhausener Stadtspitze erhofft sich durch die Verlängerung der Straßenbahnlinie 105, dass mehr Menschen vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. So würden CO2-Emissionen gemindert und das Klima geschont. Das Projekt habe zudem Leuchtturm-Charakter, heißt es in dem Rathaus-Papier, mit dem sich die Politik nun bis zur Ratssitzung im Dezember 2023 beschäftigen wird.

Im Rathaus ist man sich laut Vorlage sicher: „In den vergangenen acht Jahren seit dem Ratsbürgerentscheid hat sich in weiten Teilen der Öffentlichkeit auch die Einstellung gegenüber den sogenannten Megatrends Mobilitätswende und Klimawandel verändert. Zum damaligen Zeitpunkt besaßen ökologische Argumente in der öffentlichen Diskussion weniger Gewicht als heute.“

Zudem sorge die Verlängerung für eine Entlastung des Oberhausener Straßennetzes. Rund um das Centro herrscht regelmäßig Stau, gerade in der Vorweihnachtszeit sind die Straßen verstopft.

Bis auf zwei Ausnahmen – die Überquerungen der Köln-Mindener Eisenbahnstrecke und der Osterfelder Straße, soll die Straßenbahn 105 ebenerdig fahren. Das, und ein geänderter Streckenverlauf durch das Stahlwerksgelände, sind die größten Unterschiede zu der einst geplanten und gescheiterten Strecke der Linie 105 des Jahres 2014.

Damals hatte der Rat beschlossen, die Oberhausener Bürger selbst mit einem Ratsbürgerentscheid über die Verlängerung der 105 entscheiden zu lassen. Im März 2015 entschied sich die Mehrheit dagegen – 57 Prozent bei einer Wahlbeteiligung von nicht einmal 27 Prozent. Dieser Bürgerentscheid ist allerdings heute nach so langer Zeit nicht mehr für die Politik bindend. >>> Aus dem Archiv: Oberhausener lehnen neue Straßenbahn 105 nach Essen ab

Damals stellte sich vor allem die CDU gegen die Verlängerung der 105. Das Projekt sei zwar sinnvoll, aber mit einem damals berechneten Eigenanteil von 13 Millionen Euro zu teuer – bei Gesamtkosten von rund 80 Millionen Euro. Doch seit 2014 hat sich viel getan. Vor allem das geplante Wohnquartier auf dem Stahlwerksgelände dürfte mit einem Anschluss ans ÖPNV-Netz erheblich an Attraktivität gewinnen.

Erste positive Signale aus der CDU-Fraktion machen ein Ja zum Ausbau wahrscheinlich. Die SPD war von jeher für die 105-Verlängerung, das Ja der Sozialdemokraten im Rat im Dezember dürfte also sicher sein. Politisch werden sich die Fraktionen zum ersten Mal im Planungsausschuss mit dem Vorhaben beschäftigen, in der Sitzung am Donnerstag, 23. November.

Anmerkung der Redaktion: In der ursprünglichen Nachricht waren die Planungskosten für die Erweiterung der Straßenbahnlinie nicht ausgewiesen. Die Fachabteilung im Rathaus war davon ausgegangen, dass die Planungskosten in den Gesamtkosten von 100 bis 120 Millionen inbegriffen seien. Dies ist nicht der Fall, die Planungskosten werden separat ausgewiesen.