Bochum. Mit den Fans gemeinsam will der VfL Bochum in Wolfsburg zum Auswärtssieg marschieren. Dafür gibt es eine besondere Aktion.

Das einhellige Vorurteil wollte Dieter Hecking dann doch nicht bestätigen. „Man tut den Wolfsburger Fans unrecht, wenn man sagt, dass es dort keine Atmosphäre gibt“, sagte der Trainer des VfL Bochum vor dem Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg am Samstag (15.30 Uhr, Sky). „Die Leute dort tun alles, um ihre Mannschaft zu unterstützen.“ Er selbst weiß das, stand bei den Niedersachsen selbst von Januar 2013 bis Oktober 2016 an der Seitenlinie. Mit Wolfsburg holte er den DFB-Pokal, wurde damals begeistert gefeiert. Daher könne er da einfach nicht mitgehen, wenn Leute sagen würden, dass in der Volkswagen-Arena keine Stimmung aufkomme.

Dass es dieses Vorurteil gibt, kommt allerdings nicht von ungefähr. Selten ist das Stadion in Wolfsburg ausverkauft und auch gegen Bochum gibt es noch unzählige Karten - allerdings auch im Gästeblock. Mindestens 2500 blau-weiße Anhänger werden mitreisen und versuchen, eine Heimspielatmosphäre zu kreieren. Die könnte die Mannschaft von Hecking beflügeln, schließlich funktioniert es vor allem in Heimspielen gut, in Auswärtsspielen hingegen wartet Bochum bis heute auf einen Dreier.

VfL Bochum: Losilla und Team bedanken sich bei Fans

Wie wichtig die Unterstützung der eigenen Fans ist, machte die Mannschaft nun deutlich. Unter dem Motto „Don‘t stop believin“, das den VfL Bochum schon in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf zum Klassenerhaltswunder trug, wollen sich Kapitän Anthony Losilla und seine Mitspieler bei den immer wieder zahlreichen Auswärtsfahrern bedanken.

Am Samstagmorgen werden am Bochumer Stadion Snacks und Getränke für die Fans verteilt, die nach Wolfsburg reisen. Die ersten 100 bekommen zudem spezielle Aktion-Schals. „Wir wollen uns mit der Aktion bei den Fans dafür bedanken, was sie seit Jahren für uns machen“, sagte Losilla als Initiator im Gespräch mit dieser Redaktion. „Die Unterstützung ist immer da. Wir wollten als Mannschaft etwas zurückgeben.“

Zuletzt machte der VfL Bochum bei Holstein Kiel ein ordentliches Auswärtsspiel.
Zuletzt machte der VfL Bochum bei Holstein Kiel ein ordentliches Auswärtsspiel. © dpa | Frank Molter

Obwohl der VfL Bochum mit nur zwei Zählern - gegen Union und Kiel gab es jeweils ein Remis - Schlusslicht der Auswärtstabelle ist, reisen alle zwei Wochen Tausende VfL-Anhänger durch Deutschland, machten sogar vor zwei Wochen an einem Sonntagnachmittag den Gästeblock im Holstein-Stadion voll. „Wir haben über die gesamte Saison hinweg eine überragende Unterstützung in Heim- und Auswärtsspielen erfahren. Wenn ich sehe, dass bei jedem Auswärtsspiel, egal wie viele Kilometer entfernt, Tausende Fans dabei sind, dann wollen wir mit einer kleinen Geste etwas zurückgeben“, sagte Patrick Drewes, der seinen Stammplatz zwischen den Pfosten an Timo Horn verloren hat.

Dennoch lebt der 32-Jährige vor, dass es im Kampf gegen den Abstieg nur gemeinsam geht. „Es beginnt die heiße Phase, in der es darum geht, dass alle zusammenstehen. Egal, welcher Fan ins Stadion kommt, jeder drückt dem VfL die Daumen und wünscht sich nichts sehnlicher als den Klassenerhalt. Es geht uns darum, alle zusammenzuholen“, sagte er. Das gelte eben nicht nur für die Mannschaft, sondern auch im Zusammenspiel mit den Fans.

VfL Bochum: Kiel-Spiel als Vorbild für Wolfsburg

In den vergangenen Wochen hat der VfL Bochum unter Hecking wieder in die Spur gefunden, durch den Derbysieg gegen Borussia Dortmund gar den Anschluss an den 1. FC Heidenheim hergestellt, der den Relegationsplatz belegt. Nur die schlechtere Tordifferenz spricht derzeit noch gegen Bochum.

Timo Horn ist neuer Stammkeeper des VfL Bochum
Timo Horn ist neuer Stammkeeper des VfL Bochum © dpa | David Inderlied

Dass in Wolfsburg allerdings die nächste schwere Aufgabe wartet, wissen alle. „Wir haben die letzten Wochen kontinuierlich gepunktet. Wir haben in jedem Spiel die Chance, zu punkten. Das wollen wir auch dort zeigen“, sagte Hecking vor dem Spiel in Wolfsburg. Der VfL in Grün sei aber eine Mannschaft, die derzeit stark in Form sei und laut des 60-Jährigen in der kommenden Saison definitiv in Europa spielen werde. Ausgerechnet gegen die will Bochum den ersten Auswärtssieg einfahren?

Für Neu-Stammkeeper Horn ist das kein Widerspruch. „In Kiel war es schon eine deutliche Leistungssteigerung im Vergleich zu den vorherigen Auswärtsspielen“, sagte er. „Allein das Auftreten der Mannschaft“, sagte Horn, sei deutlich besser gewesen. Seine Mitspieler seinen draufgegangen, hätten dadurch viele Ballgewinne der vorderen Zone erzielt. „Ich glaube, das muss die Marschroute sein in den nächsten Wochen.“ Auch der VfL Wolfsburg könne dadurch Probleme bekommen. Denn, auch das gehört zur Wahrheit: In Heimspielen überzeugen die Niedersachen nur selten. Vielleicht liegt das ja doch an der eher durchwachsenen Atmosphäre.

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