Bochum. Der VfL Bochum hat auch das dritte Pflichtspiel dieser Saison verloren. Borussia Mönchengladbach zeigt, wie es gehen kann.
Kevin Stöger reichten zwei, drei Meter. Er bekam den Ball zugespielt, ging zwei Schritte und steckte durch auf Franck Honorat, der mit einem kurzen Stopp und einem anschließenden Chip auf Tim Kleindienst die direkte Vorbereitung zum 1:0 für Borussia Mönchengladbach lieferte. Es war eine Szene im Spiel gegen den VfL Bochum, die gut verdeutlichte, was die beiden Mannschaften derzeit noch unterscheidet. Auf der einen Seite die Gladbacher, deren Mannschaft vor allem mit Stöger und Kleindienst punktuell verstärkt wurde für die Weiterentwicklung unter Trainer Gerardo Seoane. Auf der anderen Seite die Bochumer, bei denen nicht nur der Trainer neu ist, sondern auch ein Drittel des Kaders sowie die gesamte sportliche Ausrichtung. An einigen Stellen ruckelt es noch gewaltig. Dass die Borussia vom Niederrhein am Ende 2:0 gewann, war also auch durchaus erwartbar gewesen.
„Die neuen Charaktere haben einen großen Impact“, sagte Seoane nach dem Spiel. „Sie bringen die deutsche Mentalität mit, fußballerische Qualität, sie bringen sich ein, übernehmen Verantwortung“, meinte der Schweizer Trainer über seine Neuzugänge Stöger und Kleindienst. Obwohl beide die ersten 25 Minuten der Partie aufgrund des starken Pressings der Bochumer nahezu abgemeldet waren, machten beide im Spielverlauf dann doch den Unterschied. Sie profitieren zum einen von einer eingespielten Mannschaft um sich herum, zum anderen von ihrer individuellen Qualität.
Kevin Stöger agiert gnadenlos gegen den VfL Bochum
Ganz anders stellt es sich derzeit noch beim VfL Bochum dar. Nach dem großen Umbruch im Sommer muss sich die Mannschaft noch finden, muss die Spielidee des neuen Trainers weiter verinnerlichen. Gegen Gladbach standen vier Neuzugänge von Beginn an auf dem Rasen, mit Myron Boadu und Aliou Baldé kamen zu Beginn der zweiten Halbzeit zwei weitere hinzu. „Die Hauptthemen der kommenden zwei Wochen werden die Integration der neuen Spieler und das Erlernen der Automatismen sein“, sagte VfL-Trainer Peter Zeidler nach der dritten Niederlage im dritten Pflichtspiel in dieser Saison – allesamt übrigens ohne eigenen Treffer.
Für den VfL Bochum kommt die Länderspielpause nach zwei Bundesliga-Spielen genau richtig. Seit Freitagabend steht der Kader komplett, am Deadline-Day kam der Japaner Koji Miyoshi als zehnter Neuzugang. Allein diese Zahl verdeutlicht, welche Aufgabe vor Trainer Zeidler in diesen Tagen liegt: Er muss viele neue Spieler in einen bestehenden Kader integrieren und währenddessen alle von seiner Spielidee überzeugen. Dass diese funktionieren kann, wurde auch am Samstag trotz der Niederlage deutlich. Wenn alle gleichermaßen aggressiv pressen, bekommt der Gegner Probleme. Gegen Ende der Vorbereitung mussten dies der FC Bologna und Le Havre leidvoll lernen.
Doch aktuell fehlt in den Pflichtspielen oftmals noch die Balance. Auch gegen Gladbach pressten im Spielverlauf einige Spieler, während die anderen sich eher eine Auszeit nahmen. Über 90 Minuten kann die hochintensive Spielweise nicht durchgezogen werden, das ist allen im Verein bewusst. Und auch die Gegner wissen das. „Es war das erwartete Spiel. Wir wussten, dass wir Räume bekommen werden“, sagte Stöger nach der Partie. Und die nutzte der neue Gladbacher Taktgeber gnadenlos. Wie er es noch vor wenigen Wochen für den VfL Bochum tat, als er in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf zum Klassenerhaltshelden wurde.
VfL Bochum: Noch viel Arbeit für Trainer Zeidler
„Wir haben es gegen eine Mannschaft mit guter Raumaufteilung nicht geschafft, die Räume engzumachen“, sagte VfL-Trainer Zeidler nach der Partie. Aber: Nicht alles muss nach der Niederlage schlecht geredet werden. In Teilen war durchaus zu sehen, wohin sich Bochum entwickeln will in dieser Saison. Wenngleich nach vorn noch deutlich Luft nach oben ist. „Wir müssen mehr Druck erzeugen“, sagte Stürmer Philipp Hofmann. Anders als Kleindienst auf der anderen Seite blieb er in der Partie glücklos, hätte selbst die Führung erzielen können. Auch so ein Punkt, der den Unterschied zwischen Gladbach und Bochum in diesem Spiel machte.
Noch verfällt in Bochum aber niemand in Panik. „Wir wussten, dass es ein schwieriges Jahr wird“, sagte Hofmann. In der Länderspielpause wird es in den Trainingseinheiten und im Testspiel gegen Rot-Weiss Essen am Donnerstag darum gehen, an der Abstimmung zu arbeiten. „Wir müssen überall ansetzen“, so Hofmann. „Der Adaptionsprozess läuft gerade erst an“, formulierte es Zeidler. Gegen Freiburg dann, versprach der Trainer, werde sich seine Mannschaft besser präsentieren.
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