Essen. Julian Eitschberger verstärkt Rot-Weiss Essen auf Leihbasis. Der U20-Nationalspieler bringt wichtige Stärken mit, wie eine Datenanalyse zeigt.
- Rot-Weiss Essen hat Julian Eitschberger Ende August für ein Jahr vom Zweitligisten Hertha BSC ausgeliehen. Der 20-Jährige spielt auf der rechten Seite und ist flexibel einsatzbar.
- In der Länderspielpause war Eitschberger mit der deutschen U20-Nationalmannschaft unterwegs und wurden in beiden Spielen je eine Halbzeit eingesetzt.
- Der RWE-Zugang hat enorme Stärken im Spiel gegen den Ball, bringt aber auch noch einige Schwächen mit. Das unterstreicht unsere Transfer-Analyse.
Das hat es bei Rot-Weiss Essen schon lange nicht mehr gegeben. In der Länderspielpause hat der Fußball-Drittligist einen Spieler aus seinem Profikader an eine deutsche Nationalmannschaft abstellen müssen. Julian Eitschberger (20) war in den letzten Tagen für die U20-Auswahl des DFB im Einsatz. Im Team von Cheftrainer Hannes Wolf durfte sich der Essener nicht nur im Training beweisen. Die Leihgabe des Zweitligisten Hertha BSC kam in beiden gewonnenen Spielen gegen Rumänien (3:2) und am Dienstagabend in Italien (3:0) je eine Halbzeit zum Einsatz. Nach seiner Einwechslung in Italien drehte die deutsche Mannschaft auf und erzielte alle drei Tore. Eitschberger kehrte am Mittwoch gesund und fit zum Team von Rot-Weiss Essen zurück, wie sein Trainer Christoph Dabrowski am Donnerstag bestätigte.
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Bei der U20-Nationalmannschaft durfte Eitschberger auf seiner angestammten Rechtsverteidiger-Position auflaufen. An der Essener Hafenstraße ist diese Rolle auch für ihn vorgesehen, auch wenn er in seinen ersten Spielen gegen Arminia Bielefeld und in Unterhaching auf der offensiven Flügel-Position zum Einsatz kam. Gegen Bielefeld klappte das gut, in Unterhaching war Eitschberger anzumerken, dass er sich als Rechtsverteidiger wohler fühlt.
Ende August wurde der 20-Jährige von Hertha BSC für eine Saison ausgeliehen. Bei den Berlinern steht der Rechtsfuß noch bis 2027 unter Vertrag und soll sich in Essen mit mehr Spielpraxis weiterentwickeln. Im Team von Trainer Christoph Dabrowski kann Eitschberger eine große Lücke auf der rechten Seite füllen. Andreas Wiegel wurde nicht mehr gebraucht, Eric Voufack hat seine Chancen zuletzt nicht nutzen können und die Experimente mit Ramien Safi und José-Enrique Rios Alonso hinten rechts waren nicht von Erfolg gekrönt. Nun ruhen die Hoffnungen auf Eitschberger. Wie stark der RWE-Zugang schon ist und an welchen Schwächen das deutsche Abwehrtalent noch arbeiten muss, unterstreichen Daten der Analyse-Experten von Createfootball.
Rot-Weiss Essen: Die Stärken und Schwächen von Julian Eitschberger
Der in der Hertha-Jugend ausgebildete Eitschberger bringt gegen den Ball viel Qualität ins RWE-Spiel. Er ist ein gelernter Rechtsverteidiger und konnte seine Zweikampfstärke bereits in der vergangenen Drittliga-Saison beim Halleschen FC, der ihn ebefalls ausgeliehen hatte, unter Beweis stellen. Sowohl im Pressing als auch in der Verteidigung im Raum beweist Eitschberger ein gutes Timung. Mit 64 Prozent gewonnener Defensivzweikämpfe und 7,4 abgefangenen Pässen pro 90 Minuten gehörte der robuste Defensivspezialist in der letzten Drittliga-Spielzeit zu den vier besten Außenverteidigern der Liga.
Mit dem Ball am Fuß nutzt der neue RWE-Verteidiger vor allem seine starke Athletik, um mit progressiven Löufen Raumgewinne zu erzeugen. Sehr häufig treibt er den Ball ins letzte Drittel des Gegners. Eitschberger geht mit viel Selbstvertrauen ins Dribbling, zieht dadurch Gegenspieler auf sich und reißt so viele Lücken für seine Mitspieler auf. Ausbaufähig ist jedoch seine Erfolgsquote in den direkten Duellen. Weniger als die Hälfte seiner Dribblings konnte er in der letzten Saison für sich entscheiden.
RWE-Talent Eitschberger muss am Ball präziser werden
Noch nicht ausgereift ist auch sein Passspiel. Er spielt zwar gute 35 Prozent seiner Pässe vertikal, überwindet aber zu selten gegnerische Linien. Nur knapp fünf erfolgreiche progressive Pässe (pro 90 Minuten) sind ein durchwachsener Wert, gleiches gilt in diesen Fällen für seine Passgenauigkeit (65 % erfolgreich). Im kurzen Kombinationsspiel ist der Neu-Essener deutlich sicherer. 85 Prozent aller Zuspiele über eine kurze oder mittlere Distanz finden den richtigen Abnehmer.
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Steigern muss sich das RWE-Talent auch in puncto Chancenkreation. Eitschberger versucht es häufig mit Pässen aus dem Halbfeld hinter die gegnerische Abwehrkette. Seine Präzision (44 Prozent angekommene Pässe) lässt aber noch zu wünschen übrig. Gleiches gilt für seine Flanken. Nur jede dritte kommt beim Mitspieler an. Präziser muss der U-Nationalspieler auch im Abschluss werden. Als Rechtsverteidiger ist er selten in Strafraumszenen involviert und versucht es häufiger aus der Distanz. Getroffen hat er in 31 Einsätzen im Vorjahr aber nur einmal.
Rot-Weiss Essen holt Julian Eitschberger: Das Fazit der Transfer-Analyse
Mit der Leihe des deutschen U20-Nationalspielers hat RWE eine wertvolle Alternative auf der dünn besetzten rechten Abwehrseite gewonnen. Eitschbergers Spielstil zeichnet sich durch eine hohe Intensität an Läufen mit dem Ball aus. Im Passspiel beweist er den Mut, Bälle schnell weiterzuverarbeiten und vertikal ins letzte Drittel zu bringen, er muss sich in der Präzision dieser Pässe allerdings noch deutlich steigern. Ähnlich verhält es sich mit den finalen Aktionen.
Dennoch spricht einiges dafür, dass den RWE-Verantwortlichen ein Glücksgriff gelungen ist und Eitschberger ein Top-Transfer werden kann, zumindest für eine Saison. Der 20- Jährige ist bereits drittligaerfahren und kann in mehreren Systemen agieren, ist wahlweise als Rechtsaußen, rechter Schienenspieler oder Rechtsverteidiger in einer Viererkette einsetzbar. Seine hohe Effizienz in der Arbeit gegen den Ball und sein Drang, immer wieder per Lauf in die Tiefe vorzustoßen, sind für das Essener Spiel gewinnbringend. Trotz seines Verbesserungsbedarfs in einigen Parametern ist die Leihe ein sinnvoller Transfer ohne großes Risiko, da Eitschberger gerade gegen den Ball zum Teil Topwerte liefert und das Potential mitbringt, sich im Saisonverlauf offensiv steigern zu können.