Essen. RWE-Kolumnist Helmut Tautges macht sich Gedanken über unmoralische Angebote und was er von Lobeshymnen und Treueschwüren der Spieler hält.
Eines ist jetzt schon sicher: Das Sommerloch fällt ins Wasser. Besser die Schotten dicht machen, anders als die Bravehearts in München. Deutschland killt Schottland! Noch einen Sieg, dann wehen zahlreiche schwarz-rot-goldene Fahnen von Balkonen sowie Autos und wie üblich drehen sich viele schneller, als die Fähnchen im Winde.
Aber das ist hier nicht das Thema, hier geht es um Rot-Weiss Essen, dem Verein, wo Jahr für Jahr Spieler kommen und gehen. Wie in sämtlichen Klubs auch. Als Kaderplaner Marcus Steegmann am 12. Juni in einem Interview mit dieser Redaktion darauf hinwies, aktuell sei viel Geld in der Dritten Liga unterwegs, da ahnten wir Fans nicht, dass sich gut 250.000 Euro davon auf dem Weg von Dresden nach Essen befinden. Vinko Sapina verlässt die „Roten“ und wechselt zu Dynamo.
Ein unmoralisches Angebot? Jedenfalls eines, wo der Lange nicht Nein sagen konnte. Drei Jahre Laufzeit, angeblich 50 Prozent mehr Grundgehalt. Wer würde da nicht schwach werden? Dafür habe ich vollstes Verständnis. Andererseits zeigt dieser Wechsel klar und deutlich, was von Treueschwüren und Lobeshymnen an Fans und Verein zu halten ist. Solche Lippenbekenntnisse darf man nicht für bare Münze nehmen. Sie besitzen so viel Wahrheitsgehalt, wie die Versprechungen auf Wahlplakaten.
Sapinas Ziel war die Zweite Liga - gelandet ist er in Dresden
Vinko Sapinas Ziel war nach eigenen Angaben die Zweite Liga. Soweit ich weiß, spielen die Sachsen immer noch in Liga Drei. Wer Trikots mit Spielernamen beflocken lässt, sollte unbedingt darauf achten, ob der Auserwählte eine Binde trägt. Ansonsten hat es sich schnell mit dem „up to date“ unterwegs sein. Erneut geht also ein Kapitän von Bord, der Dampfer Rot-Weiss Essen wird deshalb nicht untergehen. Forderungen, anstelle von Medizinchecks, Lügendetektor-Tests durchzuführen, werden lauter.
„Ich möchte mich bei allen Fans, Mannschaftskollegen und Mitarbeitern des Vereins bedanken. Ich hatte eine tolle Zeit in Essen“. Das sind nicht etwa Worte von Sapina, sondern vom neuen, alten Hoffnungsträger, Kai Pröger, bedeutungsschwanger ausgesprochen im Jahre 2019, anlässlich seines Wechsels von RWE zum SC Paderborn. Ob der rechte Offensivspieler tatsächlich zurückkehrt, stand beim Verfassen dieser Kolumne noch nicht hundertprozentig fest.
Kontinuität in der heutigen Zeit scheint unmöglich
Der überwiegende Teil der Anhänger dürfte die Verpflichtung freudig begrüßen. So oder so, Trainer Dabrowski wird mit einem neuen Ensemble arbeiten müssen oder dürfen, je nachdem, welche Kaliber das Duo Steegmann/Flüthmann noch an Land zieht. Eine Mannschaft kontinuierlich aufzubauen, scheint in der heutigen Zeit unmöglich, vor allen Dingen, wenn das nötige Kleingeld fehlt. Ein weiterer wunder Punkt ist die Posse um den Wechsel des künftigen Vorstandsvorsitzenden Herrn Pfeifer.
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Unabhängig, wer von den Betroffenen die Wahrheit sagt, im Endeffekt geht es ums Geld. Es geht immer ums Geld. Der Volksmund behauptet, bei Geld hört die Freundschaft auf. Ich sage, nicht immer. Die Fans jedenfalls schlucken die bittere Kröte Dauerkartenpreiserhöhung - wenn auch mit Murren – lassen sich ihre Vereinsliebe einiges kosten. Für sozial schwächer gestellte Anhänger eine echte Herausforderung.
Ratenzahlung für Dauerkarten-Käufer wünschenswert
Wie wäre es, wenn eine Ratenzahlung angeboten wird, so wie es beispielsweise bei Hansa Rostock der Fall ist? Sollten ich und mein Jakob Golz demnächst getrennte Wege gehen, wäre das schade, doch absolut nachvollziehbar. Wer so hält wie Jakob, ist für einen Drittligisten kaum zu halten. Menschlich halte ich von ihm nach wie vor sehr viel. Egal wie es kommt, singt einfach mit: „Keine Angst, keine Angst, RWE!
der Happo