Essen/München. Hat der neue RWE-Vorsitzende Marc-Nicolai Pfeifer nie um die vorzeitige Vertragsauflösung bei 1860 München gebeten? Diese Frage sorgt für Ärger.

Zwischen den Fußball-Drittligisten Rot-Weiss Essen und 1860 München herrscht - gelinde gesagt - momentan nicht das beste Verhältnis. Bekanntlich wird Münchens Ex-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer zum 1. Juli das Amt des Vorstandsvorsitzenden bei RWE übernehmen, so viel ist vertraglich geregelt. Das ist aber auch die einzige Klarheit, die im Gerangel um diese Personalie besteht.

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Denn ein Bericht des „RevierSport“, wonach der neue Vorsitzende sein Amt in Essen gerne früher angetreten hätte, was die Münchner allerdings verhindert haben sollen, führte zu einem lauten Gebrüll im Löwenstüberl. Bekanntlich ist Pfeifer ja bei den Sechzigern seit Februar diesen Jahres ohne offizielle Funktion, sein Nachfolger Oliver Mueller im Amt des kaufmännischen Geschäftsführers wurde längst präsentiert.

Kann sich über das Dementi aus München nur wundern, bleibt aber gelassen: André Helf, Aufsichtsratschef von RWE.
Kann sich über das Dementi aus München nur wundern, bleibt aber gelassen: André Helf, Aufsichtsratschef von RWE. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Dass der Geschasste weiterhin sein Gehalt bei den Löwen bezieht, was wohl beträchtlich höher als an der Hafenstraße sein dürfte, ist den Münchner Fans natürlich sauer aufgestoßen, was sie in Kommentaren in den sozialen Medien deutlich zum Ausdruck brachten. Darum fragte das Fanportal „sechzger.de“ beim Löwen-Präsidium In diesen Tagen mal nach, was es denn mit der verweigerten Freigabe auf sich habe. Und erhielt vom 60er Präsidium eine erstaunliche Antwort, die sich sogar zu einer offiziellen Stellungnahme genötigt sahen. In der heißt es:

Rot-Weiss Essen: Stellungnahme des Löwen-Präsidiums

„In einer Meldung des Online-Mediums “RevierSport“ heißt es mit Blick auf den seit Anfang Februar freigestellten Geschäftsführer der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA, Marc-Nicolai Pfeifer, dieser könne sein neues Arbeitsverhältnis bei Rot-Weiss Essen erst zum 1. Juli 2024 antreten, weil ihn ,1860 nicht aus dem Vertrag gelassen‘ habe. Dazu stellen wir fest: Marc-Nicolai Pfeifer hat den TSV 1860 München nie um vorzeitige Vertragsauflösung ersucht. Der Klub wäre dazu selbstredend sofort bereit gewesen. Über die Motive, den laufenden Vertrag lieber aussitzen zu wollen, haben wir keine Kenntnis.“

„Wir sind seit Monaten darum bemüht, dass wir Herrn Pfeifer dort aus dem Vertrag bekommen“

Andre Helf, Aufsichtsrats-Vorsitzender bei RWE.

Diese Stellungnahme wiederum kam beim RWE-Aufsichtsrats-Vorsitzenden Andre Helf gar nicht gut an, der über dieses Dementi nur den Kopf schütteln kann. Konfrontiert mit den Aussagen aus München meinte er: „Wir sind seit Monaten darum bemüht, dass wir Herrn Pfeifer dort aus dem Vertrag bekommen. Und wenn die jetzt behaupten, davon wüssten sie nichts, das ist unfassbar. Wenn ich doch wüsste, mein Mitarbeiter, den ich freigesetzt habe, möchte woanders anfangen, dann würde ich mich doch proaktiv verhalten, um das Geld einzusparen“, kann sich Helf über das Gebahren aus München nur wundern.

Bereits im März stellte Pfeifer die erste Anfrage

Pfeifer selbst wollte sich zu dem ganzen Gezerre erst einmal nicht äußern, der ließ von seinem Anwalt erst einmal abklären, wie viel er aus arbeitsrechtlichen Gründen zu diesem Thema überhaupt beisteuern könne, schließlich ginge es ja noch um ausstehende Bonuszahlungen etc. aus München. Später gab es dann von ihm die Aussage, bereits im März habe es die erste Anfrage um Vertragsauflösung bei seinem alten Arbeitgeber gegeben, allerdings konnten sich die beiden Parteien in der Folge nicht einigen. Inzwischen suchen die Anwälte beider Parteien nach einer einvernehmlichen Lösung, die eventuell in der nächsten Woche zustande kommen könnte.

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Rot-Weiss Essen sieht dem Ausgang dieses Gerangels eher gelassen entgegen, schließlich ist bereits Mitte Juni und es sind nur noch wenige Tage bis zur Übernahme Pfeifers an der Hafenstraße. Helf: „Wir haben deswegen ja auch nicht den Riesenstress, bei uns läuft ja alles, da brennt ja nichts an.“

Rot-Weiss Essen: Marcus Uhlig konnte nicht verlängern

Für die Arbeit bei Rot-Weiss Essen wäre es allerdings idealer gewesen, Vorgänger Marcus Uhlig wäre noch einen Monat länger dabei geblieben, um für einen besseren Übergang zu sorgen, aber das ginge aus Sicht des Aufsichtsrats-Vorsitzenden nicht: „Marcus hatte uns gesagt, er könne nicht verlängern, er habe danach diverse Urlaube geplant, er hat schon maximal lange gearbeitet“, so Helf.

So wartet RWE in Ruhe ab, bis Marc-Nicolai Pfeifer am 1. Juli offiziell seinen Posten an der Hafenstraße übernimmt. Andre Helf beruhigt: „Bei uns ist alles geregelt.“

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