Duisburg. Der MSV führt die Tabelle mit sechs Punkten Vorsprung an. Ein gutes oder schlechtes Omen? Der Blick in die Historie bringt Klarheit.

Herbstmeister sind die Zebras schon. Bereits nach 16 Partien steht fest: Wenn die Zwischenbilanz gezogen wird, dann steht der Fußball-Regionalligist MSV Duisburg ganz oben. Am Samstag um 14 Uhr kann der Spielverein gegen den Verfolger Sportfreunde Lotte, aktuell auf Rang vier, die Führungsposition weiter ausbauen. Einen Konkurrenten könnte der MSV dabei deutlich auf die Plätze verweisen.

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Die Reaktion der Beteiligten auf diesen sehr inoffiziellen Titel fiel trotzdem erwartungsgemäß verhalten aus. Trainer Dietmar Hirsch sagte dazu: „Wir sind jetzt Tabellenführer und Hinrundenmeister. Aber damit steigst du nicht auf.“ Niemand weiß das besser als Hirsch. Im Vorjahr führte er nach 17 Spieltagen die Liga souverän an. Den Sprung in die dritte Liga schaffte jedoch ebenso souverän Alemannia Aachen.

Mit Preußen Münster schaffte der jetzige MSV-Kapitän Ali Hahn 2023 den Aufstieg in die 3. Liga. Mit Rot-Weiss Essen gelang ihm das nicht.
Mit Preußen Münster schaffte der jetzige MSV-Kapitän Ali Hahn 2023 den Aufstieg in die 3. Liga. Mit Rot-Weiss Essen gelang ihm das nicht. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

MSV-Kapitän Ali Hahn stimmte in dieselbe Richtung ein. „Du kannst dir nichts kaufen von der Platzierung am 17. Spieltag. Mit Essen sind wir damals auch Herbstmeister gewesen, und aufgestiegen ist Dortmund II.“ Das war in der Saison 2020/2021. Zuvor hatte Hahn gesagt: „Wenn einer weiß, wie es geht und wie es nicht geht, dann bin ich das.“ Es gibt jedoch auch ein positives Beispiel in seiner Karriere: 2022/2023 wurde Hahn Herbstmeister mit Preußen Münster und stieg auf.

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Die Zebras selbst wissen, dass der Winterthron nicht mit Samt und Plüsch gepolstert ist. In der Saison 2019/2020 stand man auf Platz eins der Tabelle und schaffte es als erster Herbstmeister in der dritten Liga nicht, mindestens die Relegation zu erreichen. Der Blick zurück zeigt jedoch: Der Herbstmeister-Titel weckt durchaus berechtigte Hoffnungen. In den vergangenen zehn Spielzeiten sicherte sich siebenmal die beste Mannschaft der Hinrunde auch die Trophäe, die am Ende der Saison in den Himmel gereckt wird. Dies gelang Preußen Münster (2022/2023), Rot-Weiss Essen (2021/2022), Viktoria Köln (2018/2019 und 2016/2017), dem KFC Uerdingen (2017/2018), den Sportfreunden Lotte (2016/2017) und Fortuna Köln (2013/2014). Dreimal mussten die Könige des ersten Halbjahrs ihren Thron noch räumen: Bocholt passierte das einmal, Rot-Weiss Essen gleich zweimal, nämlich auch 2014/2015.

Gerade einmal fünf Jahre her: Als Halbzeitmeister der 3. Liga träumte der MSV nach dem 3:2-Sieg gegen den FC Bayern München II von der sofortigen Zweitliga-Rückkehr.
Gerade einmal fünf Jahre her: Als Halbzeitmeister der 3. Liga träumte der MSV nach dem 3:2-Sieg gegen den FC Bayern München II von der sofortigen Zweitliga-Rückkehr. © firo Sportphoto | Volker Nagraszus

Dietmar Hirsch hat somit Recht, wenn er erklärt: „Man sagt immer, man hat noch nichts erreicht. Aber wir haben schon einiges erreicht.“ Dass sich die komplett neu formierte Mannschaft so schnell zu einem erfolgreichen Ensemble entwickelt hat, darf als Leistung gelten. Aachen, der Meister des Vorjahres, lief erst in der Rückrunde zu großer Form auf. Auch die Alemannen waren mit neu sortiertem Personal gestartet und hatten lange Mühe, Form und Format zu finden.

Ganz anders die Zebras: In 16 Partien kassierte die Mannschaft nur beim 1:2 in Paderborn eine Niederlage. Seit elf Spielen ist der MSV ungeschlagen. Fünf Siege in Folge können sich sehen lassen. Das schüchtert auch die Konkurrenz ein. Eugen Polanski, der Trainer von Borussia Mönchengladbach II, sagte nach der 1:3-Niederlage seiner Mannschaft im Spitzenspiel: „Was uns auf dem Platz erwartet hat, war höherklassig als Regionalliga.“ Das spricht vielleicht noch eine deutlichere Sprache als die Tabellenführung nach dem 17. Spieltag.

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Überdies ist das Jahr keineswegs vorbei. Dietmar Hirsch: „Wir müssen dranbleiben. Wir haben noch zwei Heimspiele. Die wollen wir auch erfolgreich bestreiten.“ Nach dem Kehraus der ersten Runde am Samstag gegen Lotte beginnt die Rückserie am 7. Dezember mit der Partie gegen Gütersloh. Da geht also noch was.

Vielleicht trifft die Einschätzung von Innenverteidiger Tobias Fleckstein die Dinge am besten: „Die Herbstmeisterschaft nehmen wir gerne mit. Aber als Herbstmeister musst du trotzdem weitermachen, denn wir wollen am Ende oben stehen.“

„Man sagt immer, man hat noch nichts erreicht. Aber wir haben schon einiges erreicht.“

Dietmar Hirsch
MSV-Trainer

Noch ein Hinweis: Für den Titel kann man sich nichts kaufen. Das sagen sie alle. Und doch stimmt das nicht ganz. Der Erfolg zahlt sich durchaus aus. Für das Heimspiel am Samstag gegen Lotte haben die Meidericher bereits 12.000 Tickets abgesetzt. Mit ein bisschen Glück knackt der MSV den eigenen Zuschauerrekord von 18.058 Zuschauern, die zum ersten Heimspiel gegen Türkspor kamen. Man darf bezweifeln, ob ein zweiter Tabellenplatz das gleiche Maß an Vorfreude auf einen Freiluft-Samstag im November ausgelöst hätte.

Schließlich ist am 6. Dezember das Treffen der Personen, die die MSV-Saison finanzieren sollen. Ihnen kann Geschäftsführer Michael Preetz glaubhaft vermitteln: Die hohen Investitionen im Sommer zahlen sich durch Siege und Begeisterung aus. Das öffnet Portemonnaies. Vielleicht kann man sich für den Herbstmeistertitel nichts kaufen. Vielleicht aber kann der MSV damit das bereits Gekaufte final bezahlen.

Montag soll bis Samstag fit werden

Mit einer Krafteinheit am Vormittag und Training am Nachmittag startete der MSV Duisburg in die neue Woche. Die Meidericher bereiten sich auf das letzte Spiel der Hinrunde gegen die Sportfreunde Lotte am Samstag um 14 Uhr in der Schauinsland-Reisen-Arena vor. Der MSV will mindestens das Dutzend voll machen und auch im zwölften Spiel in Folge ohne Niederlage bleiben. Optimal wäre ein sauberes halbes Dutzend, nämlich der sechste Sieg in Folge. Daran arbeiten alle mit, die seit Wochen die Erfolgswelle reiten. Beim Training fehlten nur die Langzeitverletzten Jannik Zahmel und Jihad Boutakhrit sowie Moritz Montag. Der Außenverteidiger pausierte mit einer Erkältung. Ein Einsatz am Samstag ist für Montag aber keineswegs ausgeschlossen.