Duisburg. Die neue Hallenliga bleibt umstritten. Westfalia Herne zieht nach dem Ausfall seines Leistungsträgers nun Konsequenzen.

Spektakel. So lässt sich ganz kurz und prägnant zusammenfassen, was die Macher der seit diesem Jahr an den Start gehenden neuartigen Hallenfußball-Ligen Baller League und Icon League ihrem Publikum bieten wollen. Ein Highlight soll das nächste jagen, bloß keine Langeweile aufkommen lassen, Unterhaltungswert geht vor sportlichem Wert. Bei den Vereinen der Region, deren Spieler in ihrer Freizeit für die als Mannschaften firmierenden Kunstprodukte auflaufen sollen, lösen die Formate bekanntlich zwiespältige Gefühle aus: Während für manche der Hallenkick ein reines Privatvergnügen ist, in das sie nicht hineinreden wollen, stellt er für andere ein rotes Tuch dar. Und die werden sich jetzt bestätigt fühlen, nachdem ein ehemaliger Profi des MSV Duisburg sich eine schwere Verletzung zugezogen hat, die ihm eine monatelange Zwangspause einbringt.

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Montagabend, Castello Düsseldorf: Die Veranstaltungshalle im Süden der Stadt ist nach der in Köln ausgetragenen Auftaktveranstaltung zum fünften Mal Austragungsort eines Spieltags der Icon League, offiziell natürlich als „Matchday“ bezeichnet. Die 14 beteiligten Teams bestreiten je ein Spiel zu jeweils zweimal zwölf Minuten. Im vierten Duell des Abends trifft der Wontorriors FC auf den FC Berlin City. Die Namen sind willkürlich gewählt, orientieren sich oft an den sogenannten Teamheads, den prominenten Köpfen hinter einer Mannschaft, die ein bisschen die Trainerfunktion einnehmen, aber vor allem dem Werbeeffekt dienen. Bei den Wontorriors ist das wenig überraschend die Fernsehmoderatorin Laura Wontorra, und einer ihrer Spieler ist Migel-Max Schmeling.

Migel-Max Schmeling (rechts) wird vorerst nicht mehr das Trikot von Westfalia Herne tragen.
Migel-Max Schmeling (rechts) wird vorerst nicht mehr das Trikot von Westfalia Herne tragen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Der 24-Jährige spielt im richtigen Fußballer-Leben für den Westfalenligisten Westfalia Herne, nachdem er zu Saisonbeginn noch in der Regionalliga bei Aufsteiger Türkspor Dortmund unter Vertrag gestanden hatte und an Spieltag zwei in der Schauinsland-Reisen-Arena auf seinen Ex-Verein MSV Duisburg getroffen war. Schmeling, der von 2014 bis 2018 als Jugendlicher in Zebrastreifen auflief, woran sich zwei Profijahre anschlossen, hatte die Dortmunder dann aber „aus privaten Gründen“ verlassen. Seitdem er für den tief abgestürzten Ex-Zweitligisten Herne in der sechsthöchsten Klasse aufläuft, gehört er auch zum Aufgebot der Wontorriors in der Icon League, die ihr Spielerpersonal hauptsächlich aus in die Jahre gekommenen Ex-Profis und aktuellen Amateurkickern rekrutiert.

Prominenz in der Icon League: Rüdiger und Ribery

Noch vor einer Woche war Schmeling ein Held gewesen, hatte ein Traumtor beim 5:4-Sieg gegen den FC Bavarian Clique („Teamhead“ Franck Ribery, auf dem Feld der Ex-Homberger Koray Kacinoglu) erzielt, das sich natürlich gut auf den diversen Kanälen der einschlägigen sozialen Medien präsentieren ließ. Einen Matchday später dann das schlimme Aus: Die Wontorriors, für die auch Ex-Zebra Marcel Heller (38) aufläuft, schlugen Berlin City („Teamhead“ Antonio Rüdiger, die Spieler auf dem Feld kennt man eher nicht) mit 7:6, doch der Ex-Duisburger erlitt dabei einen Riss des vorderen Kreuzbandes sowie eine Meniskusverletzung. Die Folge: mehrere Monate Pause, das Event-Publikum der Icon League wird es vermutlich nicht bemerken, doch sein eigentlicher Hauptverein, der SC Westfalia Herne, hat darunter enorm zu leiden. In seiner kurzen Zeit beim Traditionsverein hatte er schon starke Leistungen abgeliefert, so noch tags zuvor beim 7:2 im Derby gegen den DSC Wanne-Eickel.

Hernes Trainer, der einst ebenfalls für den MSV kickende Christian Knappmann, äußerte gegenüber dem Reviersport in deutlichen Worten seinen Unmut und kündigte Konsequenzen an: „Für uns steht fest, dass es keinen Westfalia-Spieler mehr geben wird, der neben unserem Verein noch für eine andere Mannschaft oder bei solchen Formaten die Schuhe schnüren und teilnehmen wird!“ Viele Klubs tun sich bislang schwer im Umgang mit dem Thema Hallenfußball, zumal ihren Verantwortlichen bewusst ist, dass die entsprechenden Spieler dort für vergleichsweise wenig Aufwand Honorare kassieren, die in keiner Relation zu ihren Vergütungen im regulären Spielbetrieb stehen.

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Aktive Duisburger Amateurspieler finden sich in den Spielerlisten der Icon League aktuell nicht. Der ranghöchste hiesige Amateurklub, Oberligist VfB Homberg, hat schon mehrfach klargestellt, dass sich eine Teilnahme an einer Hallenliga und das Kicken für den VfB gegenseitig ausschließen. Lockerer sieht das bekanntlich Rot-Weiß Oberhausen, immerhin direkter Tabellennachbar des MSV in der Spitzengruppe der Regionalliga: RWO hat es den Ex-Zebras Moritz Stoppelkamp und Tanju Öztürk erlaubt, für B2B United, das Team von Icon-League-Gründer Toni Kroos aufzulaufen. Während Stoppelkamp derzeit verletzt ausfällt, war Öztürk am Montag beim 4:3-Sieg von B2B gegen die DNA Athletics am Ball. Schwer vorstellbar, dass dies auch am kommenden Montag der Fall sein wird. Dann trift B2B United im Castello auf den Buzz Club, doch nur einen Tag später hat es Oberhausen im Niederrheinpokal mit dem VfB Homberg zu tun.

Viele Ex-Zebras in der Icon League

Neben Moritz Stoppelkamp, Tanju Öztürk (beide B2B United), Marcel Heller und Migel-Max Schmeling (beide Wontorriors FC) gibt es noch einige weitere frühere MSV-Profis, die in der Icon League auflaufen. So spielt Daniel Brosinski (MSV von 2011 bis 2013) für den FC Bavarian Clique. Sören Brandy (2012/13) und Benjamin Köhler (2001/02) treten für den SK Motor Neufünfland an, John Verhoek (2018/19) für die Fokus Eagles. Felix Wiedwald, von 2011 bis 2013 sowie noch einmal 2019 MSV-Keeper, steht im Kasten von Two Stripes United.

Zweitliga-Rekordtorschütze Simon Terodde, einst beim MSV im Nachwuchs aktiv und von 2007 bis 2009 auch Profi, fungiert zusammen mit Fußballkommentator Wolff Fuss als Teamhead von The Pack. Für dieses Team kicken auch Simon Brandstetter (MSV von 2017 bis 2019) sowie Kolja Pusch, der von 2021 bis zum vergangenen Sommer ein Zebra war und nun beim Oberligisten TSV Meerbusch die Laufbahn austrudeln lässt.