Duisburg/Gelsenkirchen. Beim 2:1-Erfolg auf Schalke zeigt das Team einen unbändigen Siegeswillen. Die Schwächen in der ersten Halbzeit bleiben aber ein Thema.

Als Tobias Fleckstein mit seinem Siegtreffer zum 2:1 (0:1)-Sieg in der neunten Minute der Nachspielzeit gegen den FC Schalke 04 II beim Fußball-Regionalligisten MSV Duisburg am späten Samstagabend eine emotionale Explosion erzeugte, war Trainer Dietmar Hirsch froh, „dass wir zwei Ärzte auf der Bank hatten.“ Mit einem unlimitierten Willen sicherten sich die Zebras den Sieg und damit die Rückkehr an die Tabellenspitze. In der bizarren Atmosphäre des rückgebauten Parkstadions feierten die Meidericher den Erfolg mit den 1000 mitgereisten Schlachtenbummlern. „Es zeichnet uns aus, dass wir bis zur letzten Sekunde an uns glauben“, sagte Kapitän Alexander Hahn, Torschütze zum 1:1, nach der Partie.

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Einmal mehr zeigte der MSV erst nach der Pause das Gesicht einer Spitzenmannschaft. Einmal mehr lieferten die Meidericher im ersten Durchgang eine schwache Leistung ab. „Die gesamte Mannschaft war ein Totalausfall“, fand Alexander Hahn deutliche Worte. Dietmar Hirsch musste in der Halbzeitpause in der Kabine erneut den Wecker schrillen lassen. Der Coach vermisste Geschwindigkeit und Zweikampfstärke. „Wir sind begleitend neben den Gegenspielern hergelaufen“, sagte der 52-Jährige über den ersten Durchgang.

Hier köpft Tobias Fleckstein zum 2:1-Sieg für den MSV Duisburg ein.
Hier köpft Tobias Fleckstein zum 2:1-Sieg für den MSV Duisburg ein. © FUNKE Foto Services | Stefan Rittershaus

Insgesamt agierte der MSV zu passiv. Die Meidericher hatten Glück, dass die Schalker nur per Freistoß durch Timothé Rupil in der 13. Minute erfolgreich waren. Es hätte für den MSV noch dicker kommen können. Dietmar Hirsch wunderte sich, warum seine Mannschaft derart labil aufgetreten war. Immerhin waren die Schalker mit der Bürde, zuvor fünfmal in Folge verloren zu haben, in die Partie gegangen. Zudem fehlte Führungsspieler Tim Albutat. Der frühere Duisburger saß bei den Schalker Zweitliga-Profis in Münster auf der Bank.

„Es zeichnet uns aus, dass wir bis zur letzten Sekunde an uns glauben.“

Alexander Hahn
MSV-Kapitän

„Wenn wir wüssten, woran das liegt, würden wir es abstellen“, sagte Ali Hahn später über die Schwächen in den ersten Halbzeiten. Dietmar Hirsch hatte da schon seine Ideen und traf in der Kabine des Parkstadions die richtigen Entscheidungen. Im 3-5-2-System konnten die Meidericher auch an diesem Abend keine Akzente setzen. Hirsch stellte in der Pause auf die Viererkette um und besetzte die Flügel doppelt. „Wir waren dann zwingend und mutig“, zündeten die Umstellungen in den Augen des Trainers nach der Pause. Hinten ließ der MSV nichts mehr zu, vorne wurde der Duisburger Druck immer größer.

Das richtige Händchen: Trainer Dietmar Hirsch wechselte beim MSV Duisburg Jonas Michelbrink ein.
Das richtige Händchen: Trainer Dietmar Hirsch wechselte beim MSV Duisburg Jonas Michelbrink ein. © FUNKE Foto Services | Stefan Rittershaus

Hirsch hatte auch bei einer weiteren Personalie ein glückliches Händchen. Mit der Einwechslung von Jonas Michelbrink in der 65. Minute brachte er einen der Matchwinner ins Spiel. Der Mittelfeldspieler erlebte bis zum Samstag für sich eine eher durchwachsene Saison. Den Ansprüchen, im Mittelfeld ein Impulsgeber zu sein, wurde er nicht gerecht. Auf Schalke verdiente sich der 23-Jährige aber beide Assists. Er schlug den Eckball, der zum 1:1 durch Alexander Hahn per Kopf führte (67.) und er schlug den Pass per Außenrist, den Tobias Fleckstein in der letzten Sekunde zum 2:1 ins Schalker Netz „streichelte“, wie der Torschütze die Aktion später selbst beschrieb.

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MSV-Trainer Dietmar Hirsch lobte den Charakter der Mannschaft, die den Willen zeigte, unbedingt gewinnen zu wollen. „Das schweißt zusammen“, so der 52-Jährige. Zwei freie Tage gab es diesmal nur eingeschränkt: Die Spieler erhielten individuelle Laufpläne. Dietmar Hirsch wollte das Spektakel erst einmal sacken lassen und am Sonntag seinen Schwiegersöhnen in der Kreisliga zuschauen. Hirsch: „Da kann man als Regionalliga-Trainer auch ne Wurst essen und ein Bier trinken. Da fällt dann viel von einem ab.“