Duisburg. Riesenkulisse beim ersten Heimspiel in der Regionalliga: Türkspor Dortmund ist letztlich nur ein Spielball für überzeugende Zebras.

Es scheint, als musste der MSV Duisburg erst einmal durch das tiefe Tal der Leiden gehen, um von seinen Fans wieder geliebt zu werden. 18.058 Zuschauerinnen und Zuschauer sorgten am Samstagnachmittag bei der Heimpremiere der Zebras in der Fußball-Regionalliga West für eine zweitligareife Atmosphäre – und die Mannschaft gab sich alle Mühe, das auch auf dem Platz in ein passendes Ergebnis umzusetzen. Schon zur Pause war klar: Aufsteiger Türkspor Dortmund würde dem MSV bei dem Vorhaben, sich mit dem eigenen Anhang zu versöhnen, nicht im Weg stehen. Eine 3:0-Führung nach 45 Minuten – das hatte es schon lange nicht mehr gegeben. Am Ende hieß es dann sogar 5:0 für den MSV. „So kann es weitergehen“, freuten sich die Fans beim Verlassen der Arena.

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„Egal in welcher Liga, wir werden bei Dir sein.“ Das versprach die gigantische Choreographie, die vor dem Anpfiff vor der Fan-Tribüne entblättert wurde. Die neue gegenseitige Zuneigung war schon vor Wochenfrist beim Regionalliga-Start in Gütersloh demonstriert worden, als 6000 mitgereiste Fans den 1:0-Sieg ihres Teams feierten. Nun sollte gegen den Durchmarschierer aus der Bierstadt, der 2018 noch in der B-Liga gekickt hatte, der nächste Schritt folgen. Trainer Dietmar Hirsch zeigte mit seiner Aufstellung, dass er nach Leistung auswählt, nicht nach Namen oder Erfahrung. Luis Hartwig rückte auf die Bank, dafür kam Youngster Jan-Simon Symalla auf der rechten offensiven Seite zu seinem Startelfdebüt.

Der 19-Jährige war dann von Beginn an ein enormer Faktor im Angriffsspiel, startete immer wieder gefährliche Aktionen. Die erste Chance der Zebras gab es schon nach zwei Minuten allerdings durch Steffen Meuer. Der Siegtorschütze aus Gütersloh scheiterte freistehend an TSD-Schlussmann Muhammed Acil. In der Folge kam der MSV wiederholt zu ansprechenden Angriffen, wobei ihnen auch in die Karten spielte, dass die Gäste die Ankündigung ihres Trainers Sebastian Tyrala umsetzen, „nicht den Mannschaftsbus im Strafraum parken“ zu wollen. Die Westfalen agierten durchaus mutig und hätten mit ein bisschen Glück sogar in Führung gehen können, als die MSV-Defensive nicht hundertprozentig auf dem Posten war. Besonders gefährlich wurde es in der 16. Minute: Da schlief die Deckung bei einem schnell ausgeführten Freistoß und ermöglichte es Ilias Anan, aus spitzem Winkel frei auf Max Braune zuzusteuern, doch der junge Schlussmann klärte gelassen zur Ecke.

Riesenstimmung in der Arena: Mehr als 18.000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten das Heimdebüt des MSV in der Regionalliga.
Riesenstimmung in der Arena: Mehr als 18.000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten das Heimdebüt des MSV in der Regionalliga. © FUNKE Foto Services | Stefan Arend

Zwei Minuten später bewegte sich das Ganze aber in die gewünschte Richtung. Nach einer nicht weit genug abgewehrten Ecke des MSV schnappte sich Jan-Simon Symalla die Kugel und flankte sehr exakt von der rechten Seite auf den am Fünf-Meter-Raum postierten Gerrit Wegkamp. Der Mittelstürmer, in Gütersloh noch unter seinen Möglichkeiten geblieben, köpfte butterweich in den Winkel – Keeper Acil flog vergeblich hinterher (18.). In der 25. Minute war Symalla dann kurz davor, selbst zuzuschlagen, doch sein Schlenzer zischte knapp über die Latte.

MSV Duisburg: Falscher Torschütze wird genannt

Die noch nicht ganz beruhigende Führung wurde dann mit einem Doppelschlag ausgebaut. Nach 31 Minuten startete der MSV einen geradezu traumhaften Angriff über die Mitte, an dessen Ende nach den Stationen Jakob Bookjans und Gerrit Wegkamp der bis dahin eher wenig auffällige Patrick Sussek stand, gegen dessen Lupfer Muhammed Acil wieder machtlos war. Die Stadionregie hatte sich bei diesem Treffer ein wenig vertan und verkündete statt Sussek (Rückennummer 37) den mit der Nummer 27 spielenden Can Coskun als Torschützen, dessen Namen die Fans dann auch skandierten. Am Ende der Halbzeit war der Name dann auf der Anzeigetafel korrigiert.

Der Jubel war kaum verklungen, da kehrte er dann doppelt so laut zurück. Nach einem Dortmunder Ballverlust in der eigenen Hälfte spitzelte Jan-Simon Symalla den Ball mit erstaunlicher Übersicht in den Lauf von Sussek, dessen harter Flachschuss zum 3:0 im Netz landete (34.). Besser sollte es in den ersten 45 Minuten nicht mehr werden.

MSV-Youngster Symalla verpasst die Krönung

Es liegt in der Natur der Sache, dass der zweite Durchgang nicht mehr so euphorisch verlief; da wird Dietmar Hirsch seinen Jungs vielleicht auch empfohlen haben, es nun ein bisschen ruhiger angehen zu lassen. Die berühmten „Körner“ werden ja am kommenden Samstag im Derby bei Rot-Weiß Oberhausen gebraucht. Auch Türkspor spielte es nun ein bisschen kontrollierter und ließ nicht mehr ganz so viel zu. Jan-Simon Symalla hätte seinem Auftritt eine Krone verpassen können, als er in der 52. Minute nach starkem Solo zum Abschluss kam, doch diese fiel etwas zu mutlos aus und landete links neben dem Tor.

Die MSV-Fans zeigten vor dem Spiel eine beeindruckende Choreografie.
Die MSV-Fans zeigten vor dem Spiel eine beeindruckende Choreografie. © FUNKE Foto Services | Stefan Arend

In der 66. Minute klingelte es dann zum vierten Mal im Dortmunder Kasten – nach einer etwas unübersichtlichen Szene. Nach einer Hereingabe von der linken Seite kam Gerrit Wegkamp nicht zum Abschluss, doch Schiedsrichter Tobias Esch hatte erkannt, dass er daran regelwidrig gehindert wurde, und zeigte auf den Punkt. Jakob Bookjans schnappte sich das Leder, verlud Keeper Acil und schob lässig zum 4:0 ins linke Eck.

Das war es dann an Highlights bis zur Schlussminute; das vermeintliche 5:0 durch den eingewechselten Moritz Montag wurde wegen Handspiels nicht anerkannt. Zudem dezimierte sich Türkspor selbst kurz vor Schluss durch die gelb-rote Karte gegen Serdar Bingöl nach Foul an Florian Egerer (85.). Jubeln durften die Fans noch bei den Auswechslungen, wobei Jan-Simon Symalla naturgemäß ein besonderes Maß an Applaus erhielt. Anschließend wurde noch die eigene „Performance“ gefeiert: 18.058 über weite Strecken hellauf begeisterte Menschen in der Arena – das hatte es schon sehr, sehr lange nicht gegeben. Die Kirsche auf der Torte war dann in der 90. Minute das 5:0, das erneut auf das Konto des ganz frei vor dem gegnerischen Tor stehenden Jakob Bookjans ging. Am kommenden Samstag (14 Uhr, Stadion Niederrhein) soll die gute Stimmung im Derby bei Rot-Weiß Oberhausen auf das nächste Level gehoben werden.