Duisburg. Bei der Verpflichtung des Angreifers aus Düsseldorf wird die medizinische Abteilung ein Mitspracherecht haben. Gibt es Rückenprobleme?
Der Fußball-Drittligist MSV Duisburg bestreitet sein Testspiel am Montag gegen den niederländischen Zweitligisten FC Eindhoven unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Fans muss das Guckverbot nicht so schrecklich grämen. Gern hätten sie vermutlich gesehen, ob Daniel Ginczek es tatsächlich die paar Kilometer vom Flinger Broich in Düsseldorf zur Westender Straße geschafft hat. Aber selbst wenn das dem 32-jährigen Mittelstürmer von der Fortuna gelungen sein sollte, er wird vermutlich nicht auf dem Platz stehen.
Denn es gibt ein paar Regularien zu regeln. Der übliche Medizin-Check gehört dazu. Außerdem hatte sich Ginczek beim Zweitligisten aus dem Trainingslager der Düsseldorfer in Spanien mit dem Hinweis auf Rückenbeschwerden abgemeldet. Ob die lediglich vom langen Sitzen kamen, während der Mann mit der Erfahrung aus 120 Bundesliga-Spielen seinen Auflösungsvertrag las, ist ungewiss. Kurz gesagt: Ginczek spielt wohl eher nicht.
„Es ist aber gut möglich, dass am Montag etwas passiert.“
Der Reihe nach. Am Samstag meldete die Bild aus Düsseldorf, dass der Angreifer (und so wird vermutet: Topverdiener) seine vertragliche Bindung zum Tabellenvierten der 2. Fußball-Bundesliga gelöst hat. Duisburg biete dem 1,91 Meter großen Center einen neuen Arbeitsplatz. Auf Anfrage dieser Redaktion erklärte Chris Schmoldt, Leiter Kaderplanung und Strategie beim Tabellenvorletzten in der 3. Klasse: Er wolle zu der Meldung aktuell keine Auskunft geben. Er fügte hinzu: „Es ist aber gut möglich, dass am Montag etwas passiert.“ Ein Dementi klingt deutlich anders. Ein Vertrag mit getrockneter Tinte scheint sich aber ebenfalls bislang nicht im Aktenschrank zu befinden.
Gelingt der Transfer, dann hätten die Zebras einen Kicker geholt, der ins Anforderungsprofil passt. Ginczek ist groß genug, um die langen Bälle aus der Abwehr (häufig gesehenes Aufbaumuster beim MSV) festzumachen und zu verteilen. Außerdem: Der Angreifer hat wenigstens eine ungefähre Ahnung, wo das Tor steht. Der Mittelstürmer wechselte im Januar 2022 von Bundesligist VfL Wolfsburg zur Fortuna. Insgesamt acht Zweitliga-Tore (bei 42 Einsätzen) schoss Ginczek für die Düsseldorfer seit Januar 2022. Für den VfL Wolfsburg und den VfB Stuttgart traf Ginczek 29 Mal in der Bundesliga. 35 Zweitliga-Treffer nennt sein Konto bei der Datenbank.
Aber: Nur ein Tor gelang dem Center bis zu den Weihnachtsferien in vergangenen Jahr. In dieser Saison konnte sich der gebürtige Arnsberger nicht wirklich durchsetzen. Der Ex-Duisburger Vincent Vermeij hatte ihn verdrängt.
Muskuläre Probleme seit Oktober
Zehn Einsätze, davon die meisten mit nur wenigen Spielminuten, listet die Statistik für Ginczek auf. Danach plagten ihn ab Oktober muskuläre Probleme. Seither kam er lediglich auf fünf Einsatzminuten. Verletzungen bremsten den Angreifer auch zuvor immer wieder aus. Und dann ist da noch die Nachricht der Fortuna, der Stürmer könne wegen Rückenbeschwerden nicht am Trainingslager teilnehmen. Bei der Verpflichtung wird das medizinische Personal des MSV wohl ein Wort mitsprechen dürfen.
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Da klingen einem die Worte von MSV-Trainer Boris Schommers nach dem Trainingsauftakt am Mittwoch an der Westender Straße im Ohr: „Wir müssen jetzt in der Situation Spieler finden, die uns direkt weiterhelfen. Wir haben keine Zeit. Wir brauchen einen, der in den nächsten zwei Wochen anfängt zu scoren.“ Zum Start nach den Winterferien trifft der MSV am 20. Januar an der Grünwalder Straße auf den Tabellenfünfzehnten 1860 München. Am Dienstag darauf kommt dann der Hallesche FC in die Schauinsland-Reisen-Arena. Vier Punkte sollte es schon sein. Denn bereits jetzt beträgt der Abstand auf 1860 und Waldhof Mannheim (Tabellensechzehnter) vier Zähler.
Schommers drängt auf fitte Spieler
Gerade deshalb drängt Schommers darauf, dass seine Verstärkungen möglichst rasch kommen und möglichst fit sind. Denn zu wissen, wo das Tor steht, ist das eine. Zu wissen, wo die Mitspieler sich vermutlich tummeln, das andere. Immerhin, Ginczeks Ex-Trainer Daniel Thioune bescheinigte ihm stets eine Top-Einstellung und lobte den Routinier für seine Qualität, in der Kabine die richtigen Worte zu finden.
Darüber hinaus ist der MSV nicht ohne Alternative. Innenverteidiger Sebastian Mai überzeugte zuletzt als einzige Sturmspitze. Über seinen Dienst als Chef-Angreifer sagte Schommers am Mittwoch: „Er hat es ja ordentlich gemacht.“ Auch hier gibt es ein Aber: Mai musste über Weihnachten mit einem grippalen Infekt pausieren und fehlte in der ersten halben Woche der Vorbereitung auf den Neu-Start.
Tests gegen Eindhoven und Gladbach
Am Montag bestreitet der MSV das erste von insgesamt zwei Testspielen vor dem Re-Start in der Liga. Die Meidericher messen sich mit dem FC Eindhoven. Aus Sicherheitsgründen wie fast immer bei Tests gegen Mannschaften aus dem Nachbarland tritt man unter Ausschluss der Öffentlichkeit an der Westender Straße an. Für den zweiten Test am kommenden Samstag, 13. Januar, reist die Mannschaft von Trainer Boris Schommers zur Zweitvertretung von Borussia Mönchengladbach. Der Kick (ebenfalls publikumsfrei) gegen den Regionalligisten ist die Generalprobe, bevor es ab dem 20. Januar mit dem 21. Spieltag wieder um Punkte geht. Beide Partien haben Aussagekraft. Angesichts der kurzen Pause gilt: „Funktionieren geht über Probieren.“