Duisburg. Auch nach dem Trainerwechsel gelingt dem MSV Duisburg kein Befreiungsschlag. Coach Engin Vural genießt vorerst weiterhin das Vertrauen.
Begossene Pudel waren sie schon. Belämmerte Feiglinge wollten sie nicht sein. Nach der 0:2 (0:0)-Niederlage gegen Viktoria Köln im Sportpark Höhenberg gingen die Kicker des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg erst zu den Fans, dann in die Kabine und kamen dann noch einmal heraus. Sie lauschten, was die knapp 2000 mitgereisten Fans zu sagen hatten. Man konnte es aber ebenfalls aus einiger Distanz hören: „Wir haben die Schnauze voll“, sangen die einmal mehr enttäuschten Zebra-Freunde. Und die Freundinnen auch. Was ebenfalls zu hören war: „Heskamp raus.“ Gemeint war der Geschäftsführer Sport, der Mann, der die Mannschaft zusammengestellt hat.
MSV-Kapitän versteht den Unmut der Fans
Kapitän Sebastian Mai hatte Verständnis für den Unmut der Fans: „Es ist klar, von außen kommt sehr, sehr viel Negatives. Das ist auch berechtigt, weil wir gerade nicht so gut sind oder keine guten Ergebnisse erzielen.“ Die Unterscheidung schien dem Chefverteidiger notwendig, weil einmal mehr galt: Die Zebras hatten „ordentlich“ gekickt oder wie es Ex-Trainer Torsten Ziegner gesagt hätte: „vernünftig“. Sein Nachfolger Engin Vural sprach dann auch fast lippensynchron: „Ich glaube, dass wir das, was wir uns vorgenommen haben, gut umgesetzt haben.“ So oder so ähnlich hatte auch Ziegner stets bilanziert.
Vural hatte den MSV richtig eingestellt
Doch Vural wollte über diese Brücke keinesfalls gehen: „Ich will nicht vergleichen. Mir ist wichtig, dass wir die erste Halbzeit so gestaltet haben, wie wir uns das vorgestellt haben.“ Ohne Frage, der neue Besen hatte gut durchgefegt und sein Team klug auf den Gegner eingestellt. Das hatte aber auch Ziegner gegen Verl, Regensburg oder Ulm getan (zumindest in der ersten Halbzeit). Auch da gab es nichts zu gewinnen. Deshalb haben die Zebras am siebten Spieltag erst drei Punkte, drei Niederlagen in Folge kassiert und kleben am Tabellenende fest.
Was Engin Vural, der am Montag die Arbeit aufnahm, ebenfalls sagte: „Ich gucke auf das Spiel.“ Na, dann schau’n mer mal: Der Coach hatte umgestellt und taktisch neu sortiert. Eine Fünferkette sicherte das Tor ab. Sebastian Mai kehrte von seinem Ausflug in die Spitze beim Spiel gegen Verl zurück in die Abwehrmitte. Das war eine gute Idee und eine schlechte. Gut war, dass Köln im ersten Durchgang kein Torschuss gelang und im ganzen Spiel nur die zwei Chancen hatte, die zu Toren führten.
MSV Duisburg: Köthers Bock vor dem Kölner Tor
Schlecht war, dass nun Pascal Köpke stürmte. Der Neuzugang aus Nürnberg war mit der Aufgabe heillos überfordert. Nach seiner Einschätzung der Leistung von Köpke gefragt, lobte der Trainer die gute Defensivarbeit des Stürmers. Das ist dann so, als würde man sich über einen Klempner freuen, der besonders gut Schuhe besohlt, und zwar während ein Wasserrohrbruch den Keller flutet. Da half es dann wenig, dass Caspar Jander überragend spielte und gestaltete, bis ihn die Kräfte verließen. Niclas Stierlin produzierte jede Menge Umschaltsituationen. Nur, nach dem Umschalten war auf dem anderen Kanal lediglich ein Testbild. Chinedu Ekene schlug schöne Flanken in den Strafraum. Joshua Bitter und Rolf Feltscher versuchten das auch. Leider schickten sie ihre Post an eine unbekannte Adresse.
In der 22. Minute kam so ein Pass endlich an. Tim Köther fiel die Kugel vor die Füße. Zwei Meter vor dem leeren Tor. Alles war möglich: weiterlaufen – er wäre mit Ball über die Linie gerannt. Abprallen lassen – die Kugel hätte von selbst den richtigen Weg gefunden. Köther schoss und zwar übers Tor. Es gab noch zwei weitere gute Chancen im ersten Durchgang. Sie verblassten gegen Köthers Bock. Vural: „Ich glaube, dass ein Spiel entschieden wird durch Momente.“
Das war der eine Moment. Nach dem Wechsel machten die Zebras erstmal so weiter. Dann flog ein langer Ball aus dem Mittelfeld zu Luca Marseiler. Joshua Bitter bedrängte den Mann. Nicht sehr energisch. Torhüter Vincent Müller sah das genauso. Müller lief aus dem Kasten. Marseiler köpfte und die Kugel rollte über die Linie. Das war der andere Moment. Der MSV wehrte sich. Aber der Schlag hatte gesessen. Denn das hat sich inzwischen im Mannschaftskreis rumgesprochen: Tore schießen wir eher weniger. Immerhin, sie versuchten es. Rolf Feltscher rannte sich einen Wolf. Doch nun arbeitete die Viktoria mehr vor der eigenen Abwehr. Das machte die Aufgabe nicht leichter. Nicht für Chirurgen mit stumpfem Messer-Set und einen Caspar Jander, dessen Kräfte schwanden.
MSV Duisburg: König erhielt Vorzug gegenüber Girth
So kam es, wie es derzeit immer kommt. Ein Pass von der rechten Seite von Bryan Henning. Jander hätte ihn verfolgen müssen, stand aber nur in seinem Rücken. Ein Schuss, ein Tor, ein Sprechchor. Der mit der vollen Schnauze. Die Partie war verloren. Ohne Not, aber auch ohne Zweifel. Wer wissen will, wie desolat die Situation ist: Die Zebras versuchten es immer wieder mit hohen Flanken in den Strafraum. Aber da war niemand, der einen Kopfball kann. Sebastian Mai war ja Abwehrspieler.
Aber was willste machen, wenn sonst nichts geht? Trainer Vural wechselte spät. In der 75. Minute kam Alaa Bakir für Ekene. Kann man mal machen. Es kam aber auch Phillip König für Köpcke. Benjamin Girth, dessen Vertrag der Geschäftsführer Ralf Heskamp mit einiger Kraftanstrengung verlängert hatte, blieb sitzen. König aber hatte der Verein dem Regionalligisten Rot-Weiß Erfurt zur Übernahme feilgeboten. In Köln schien einem unvoreingenommenen Trainer König die bessere Alternative.
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Engin Vural wird die Mannschaft auch am Mittwoch beim Auswärtsspiel gegen Borussia Dortmund II wieder perfekt einstellen. Präsident Ingo Wald hofft, dass Vural sich beweisen kann. Vermutlich darf er das auch gegen Preußen Münster am Samstag versuchen. Warum auch nicht? Es lag ja nicht an ihm. (Vermutlich lag es auch nicht an Torsten Ziegner.). Der Ex-Coach sagte nach dem 2:3 gegen Verl: Ein Erfolgserlebnis sei durch nichts zu ersetzen. Engin Vural erklärte am Samstag: „Es geht darum, optimistisch zu bleiben.“
Klingt irgendwie baugleich.