Duisburg. Trainer Engin Vural will mit dem MSV Duisburg im Spiel bei Viktoria Köln die Wende einleiten. Wiedersehen mit einem Ex-Trainer.
Olaf Janßen ist nicht glücklich über den Trainerwechsel beim Fußball-Drittligisten MSV Duisburg. „Ich kann meine Analyse in die Tonne kloppen“, seufzte der Coach des FC Viktoria Köln vor dem Gastspiel der Zebras im Sportpark Höhenberg (Samstag, 14 Uhr). Bei den Zebras gibt Engin Vural nach der Entlassung von Torsten Ziegner sein Debüt auf der Trainerbank. Der 38-Jährige drückt bei den Duisburgern den Resetknopf. Der bisherige A-Jugend-Coach will nicht nur den klassischen neuen Impuls setzen. Vural kann mit Veränderungen den Gegner überraschen. „Wenn es nur ein Prozentpunkt ist, der uns zum Erfolg bringt, möchte ich ihn nutzen“, sagt Vural.
Engin Vural ist der erste gebürtige Duisburger seit 37 Jahren, der auf der Trainerbank des MSV Platz nehmen wird. Von März bis Juni 1986 war der Meidericher Friedhelm Vos der verantwortliche Mann. Vural war damals gerade erst ein Jahr alt. Auch wenn viel Arbeit, die aufgrund der aktuellen Situation zudem kompliziert ist, für ihn ansteht: Er genießt es, in seiner Heimatstadt und bei seinem Verein diese Aufgabe angehen zu dürfen. „Ich kenne gefühlt jeden Menschen und jeden Stein an der Westender Straße“, sagt der Coach, der seit 2010 im Nachwuchsleistungszentrum des MSV tätig ist. Zudem hatte er einst als Jugendspieler für zwei Jahre Zebrastreifen getragen. Und jetzt – mindestens für eine Partie – ist Engin Vural Trainer der Meidericher Profis. „Das ist etwas Besonderes“, sagt der Fußball-Lehrer.
Vural hat als A-Jugendtrainer entscheidend dazu beigetragen, dass Caspar Jander, Baran Mogultay, Max Braune, Hamza Anhari und auch der mittlerweile für Borussia Dortmund II spielende Julian Hettwer den Sprung in den Profifußball geschafft haben. „Wenn wir uns vor anderthalb Jahren damit beschäftigt hätten, wäre das total unreal gewesen“, sagt Vural, der aber auch „keine Zeit für Sentimentalitäten“ aufbringen will. Im Sportpark Höhenberg kommt es darauf an, dass junge und ältere Spieler den MSV gemeinsam nach vorne bringen.
Engin Vural ist mit seinen 38 Jahren auch einer der jüngsten Trainer in der Geschichte des MSV Duisburg. Er entschied sich früh, die Trainerlaufbahn einzuschlagen. Seine Fähigkeiten als Spieler bezeichnet er rückblickend als „ordentlich, aber nicht ausgeprägt“. Als er die Chance erhielt, beim MSV Duisburg Co-Trainer der U 23 zu werden, konzentrierte er sich auf die Arbeit als Coach. Am Ball ist Vural weiterhin – aber nicht organisiert, sondern mit Freunden oder mit Trainern aus dem Duisburger Nachwuchsleistungszentrum.
Beim Spiel in Köln wird den Duisburger Trainerdebütanten trotzdem die Spielervergangenheit einholen. Bei der Viktoria ist Stephan Küsters als Sportlicher Leiter tätig. Der 51-Jährige war in der Saison 2006/07 in der Verbandsliga Vurals Trainer bei Hamborn 07. „Ich freue mich, ihn am Samstag zu sehen“, sagt Vural nüchtern. Ansonsten spiele diese Konstellation keine Rolle.
Ein Lob von Küsters für den Duisburger Trainer
Auch Stephan Küsters freut sich auf das Wiedersehen. Und er freut sich für Engin Vural. Gegenüber Revier-Sport sagte der Sportchef der Viktoria: „Er ist ein richtig Guter. Ein Trainer, der sehr großes Potenzial besitzt. Er hat sich diese Chance nach so vielen guten Jahren in Duisburg verdient. Ich hoffe nur, dass er erst nach unserem Spiel sein Potenzial als Trainer abruft und den MSV wieder auf Kurs bringt.“
Als Spieler soll Engin Vural bei Standards stark gewesen sein. Das Geschehen nach ruhenden Bällen hat nahezu allen MSV-Trainern in den letzten Jahren graue Haare beschert. Auch der beurlaubte Torsten Ziegner konnte diese Problematik in dieser Saison nicht beilegen.
Die Standards standen bei Engin Vural in dieser Woche täglich auf dem Trainingsplan. „Nicht nur in der Defensive, sondern auch in der Offensive“, wie er erklärt. Alle Beteiligten hätten dabei lösungsorientiert gearbeitet und die Verantwortlichkeiten seien geklärt. Vural: „Jeder weiß, welche Aufgabe er hat.“
Während der MSV mit nur drei Punkten aus sechs Spielen auf dem letzten Tabellenplatz steht, haben die Kölner mit zwei Siegen, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen acht Punkte erspielt und stehen auf dem achten Rang. Engin Vural erwartet einen Gegner, der einen starken Ballbesitzfußball spielt. „Wir müssen unsere Räume finden“, sagt der Duisburger Interimstrainer, der die Option hat, Chefcoach zu werden.