Duisburg. Trainer Torsten Ziegner musste gehen, Ralf Heskamp wird scharf kritisiert. Beim MSV Duisburg brennt wieder der Baum: So läuft die Trainersuche.

In der größten Not bringt der Mittelweg den Tod. Torsten Ziegner folgte dem Rat vor dem Heimspiel des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg gegen den SC Verl. Der 45-jährige Trainer stellte – angesichts einer anhaltenden Windstille im Sturm – seinen besten Innenverteidiger, Sebastian Mai, im Sturm auf. Die Maßnahme wirkte. Mai erzielte einen Treffer selbst und war an einem weiteren Treffer beteiligt. Das reichte zu einer 2:0-Führung. Es reichte nicht zum Sieg. In dem wegweisenden Spiel gegen den bis dahin auf Platz 17 geführten Gast gingen die Zebras nach 90+4 Minuten als begossene Pudel vom Platz.

MSV Duisburg rutscht auf Platz 20 der Tabelle ab

Der ehemalige MSV-Spieler Mael Corboz hatte mit einem Treffer in der Nachspielzeit zum 3:2 für Verl den nachhaltig sieglosen MSV in die größte Not gestürzt. Der Spielverein rutschte mit nur drei Punkten auf Platz 20 in der Tabelle ab. Schon folgten Vorstand und Geschäftsführung dem oben genannten Prinzip. Keine zwölf Stunden später bekamen Torsten Ziegner und sein Co-Trainer Michael Hiemisch den Stuhl vor die Tür gestellt. Es ist die erste Trainerentlassung im deutschen Profifußball in dieser Saison. In der Liga sind gerade erst sechs Spieltage rum.

MSV Duisburg: Mehrheit gegen Ziegner

Die Fans hatten bereits während des Spiels lautstark Ziegners Entlassung gefordert. MSV-Präsident Ingo Wald wollte darauf nicht unmittelbar reagieren und sagte nach dem Spiel: „Ich muss das erst einmal sacken lassen.“ Im Gespräch mit den weiteren Vorstandsmitgliedern und den drei Geschäftsführern noch am gleichen Abend fiel das Urteil gegen Torsten Ziegner aus. Ralf Heskamp, Geschäftsführer Sport, sagte zur Entscheidungsfindung: „Wir haben gestern mit Vorstand und Geschäftsführung zusammengesessen und uns mehrheitlich entschlossen, den Trainer zu entlassen.“

+++ MSV Duisburg: Trainersuche läuft, interne Lösung ist möglich +++

Ingo Wald stellte klar, dass es eine deutliche Mehrheit gegen Ziegner gab. Heskamp selbst wollte nicht sagen, wie er abgestimmt hat. Der Sportchef gilt als eng verbunden mit Ziegner. Heskamp hatte bereits in Halle mit dem Trainer zusammengearbeitet. Im Mai 2022 hatte der Manager ihn als Retter geholt. Der Coach erfüllte den Job und sicherte den Klassenerhalt. Im Jahr darauf führte er die Meidericher durch eine weitgehend sorgenfreie Saison und auf Platz 12. In dieser Spielzeit sollte sich die Mannschaft eigentlich in der oberen Tabellenhälfte oder sogar im oberen Tabellendrittel etablieren. Für 2025 ist sogar der Aufstieg in die 2. Liga geplant. Sport-Vorstand Ulf Schott hält an dem Ziel fest. Inzwischen aber ist der MSV der vierten Liga erheblich näher als dem Bundesliga-Unterhaus. Heskamp sagte über die Partie gegen Verl: „Das Spiel war ein Spiegelbild von dem, was wir bisher in dieser Saison gesehen haben.“ Kein Wunder, dass Ziegner die Entlassung nicht überraschte. Ingo Wald sprach von einem neuen Impuls, den man setzen wolle.

Für viele Fans ist das nur die halbe Miete. Sie sehen auch Heskamp in der Verantwortung für die Misere. Grobe Fehler bei der Kaderplanung werfen ihm die Anhänger vor. Ziegner und Sportchef Heskamp hatten gemeinsam entschieden, dass man die neue Spielzeit ohne Moritz Stoppelkamp, den besten Spieler, besten Scorer, besten Torschützen und Kapitän planen wollte. Die Mannschaft sollte eine neue Hierarchie bekommen.

MSV-Held Moritz Stoppelkamp dreht bei RWO auf

Stoppelkamp führte mit fünf Toren den Regionalligisten Rot-Weiß Oberhausen auf Platz drei in der Tabelle. Alexander Esswein und Patrick Köpke, die Heskamp als Stützen für den Neuaufbau holten, sind noch ohne jeden Torerfolg. Mit Stürmer Benjamin Girth verlängerte der Sport-Geschäftsführer den Vertrag. Girth, ebenfalls ohne Torerfolg in dieser Saison, saß gegen Verl auf der Bank. Es stürmte Innenverteidiger Mai.

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Ingo Wald will sich jedoch nicht ganz so weit vom Mittelweg entfernen. Die Diskussion um den Sportchef mag er nicht führen: „Im Moment geht es um die Trainerposition und die Mannschaft. Alles andere blende ich erst einmal aus.“ Doch fest steht auch: Bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger von Torsten Ziegner, dessen Vertrag bis zum Saisonende läuft, darf er sich keinen Fehler leisten. Bis Mittwoch soll es eine erste Antwort auf die Trainerfrage geben. Möglich sei dabei zumindest vorübergehend eine vereinsinterne Lösung, das sagen sowohl Wald als auch Heskamp. Gemeint ist offenbar der erfolgreiche Trainer der U19, Engin Vural. Er ist im Besitz einer Fußballlehrer-Lizenz.