Duisburg. Schock-Diagnose für den Stürmer des MSV Duisburg. Hinzu kommt der Ärger über den Bitter-Platzverweis im Spiel gegen den SV Waldhof.

Die schlechte Nachricht zuerst: Stürmer Benjamin Girth fällt beim Fußball-Drittligisten MSV Duisburg mit einer Wadenverletzung auf unbestimmte Zeit aus. Der MSV schrieb am Dienstag von „mehreren Wochen“. Girth hatte sich bei der 1:3-Heimniederlage gegen den SV Waldhof Mannheim bereits in der Anfangsphase auswechseln lassen müssen.

Die Diagnose trifft den Klub hart. Das Abendspiel zum Ende der Hinserie (so wie die gesamte Hinrunde) hatte deutlich gemacht: Weder Chinedu Ekene noch Aziz Bouhaddouz können Girth ersetzen. Weil sich der MSV nicht zur Art, Schwere und Heilungszeit äußert, muss man wenig Erfreuliches in dieser Sache vermuten. Zudem stellt sich die Frage, ob der Verein bis zum Ende der Transferfrist am 31. Januar noch einmal auf dem Spielermarkt tätig wird.

Die Verletzung von Girth überlagert den anderen Aufreger des Abends: Wie schwer wiegt der Gewaltakt eines jungen Mannes, wenn er lediglich ein Stück Rasen verhaut? Schiedsrichter Florian Exner wertete die Tätlichkeit gegen Grün als gelb-würdig. Alle anderen empfanden dies als sehr fragwürdig. Weil Joshua Bitter, der Rechtsverteidiger des MSV, vorher bereits diese Karte sah, durfte er den von ihm geschundenen Rasen nicht wieder betreten.

Schiedsrichter Florian Exner zeigte Joshua Bitter zweimal Gelb. Das sorgte beim MSV Duisburg für viel Unmut.
Schiedsrichter Florian Exner zeigte Joshua Bitter zweimal Gelb. Das sorgte beim MSV Duisburg für viel Unmut. © Jürgen Fromme/firo Sportphoto | Jürgen Fromme

All das ereignete sich am Montagabend vor 10.582 Zuschauern in der Schauinsland-Reisen-Arena. Die einzige Minute der Nachspielzeit im ersten Durchgang lief gerade. Bitter setzte ein blitzsauberes Tackling an, machte das Bein lang und traf den Ball. Sein Gegenspieler fiel – vermeintlich schwer getroffen – aufs Grün und der Schiedsrichter auf dessen leidenden Gesichtsausdruck herein. Er gab Foul. Was Bitter ärgerte und ihn zur Tätlichkeit gegen den fraglos unschuldigen Rasen veranlasste.

1:1 stand es da. Nach dem Schlusspfiff stand es eben 1:3. Der MSV hatte wieder einmal ein Heimspiel verloren und dem Gast den ersten Auswärtserfolg der Saison ermöglicht. Die Verantwortlichen beim Zebra sahen besagte Szene als spielentscheidend an. Joshua Bitter hätte sich mehr Fingerspitzengefühl gewünscht. Sein Trainer Torsten Ziegner wurde deutlicher: „Die Gelb-Rote Karte war meiner Ansicht nach total unberechtigt.“ Wenn eine solche Gefühlsregung so geahndet werde, mache das Spiel keinen Sinn mehr. Präsident Ingo Wald gab an: „Ich ärgere mich tierisch.“ Kapitän Moritz Stoppelkamp befand: „So machst du das ganze Spiel kaputt.“

MSV Duisburg: Am Ende fehlte auch der Mut

Da war was dran. Der MSV hatte sich nach einer schwachen halben Stunde in die Partie gearbeitet. Sebastian Mai (43.) korrigierte per Kopfball nach einer Ecke von Kolja Pusch den Schaden, den das 0:1 durch Dominik Martinovic (24.) angerichtet hatte. Die Hausherren waren ab der 30. Minute die bessere Mannschaft. Den Platzverweis verkrafteten sie jedoch nicht. Das lag auch daran, dass sich Rolf Feltscher nach seiner Einwechslung zur Pause als Bitter-Ersatz erst orientieren musste. Er wusste, wo sein Arbeitsplatz war, als Adrien Lebeau, vom MSV-Abwehrmann sehr allein gelassen, zum 2:1 für die Gäste traf (47.). Zu spät! Ein Sonntagsschuss am Montagabend von Thomas Pledl (55.) und die Bahn in die Niederlage war gespurt.

Joshua Bitter hatte seinen Erläuterungen zur strittigen Szene vorausgeschickt, man solle sich vor allem mit den Dingen befassen, die man selbst im Griff habe. Das hatte auch der Coach so gesehen. Die Niederlage hatte auch hausgemachte Gründe. Mannheims Trainer Christian Neidhart hatte Ziegners Taktik, im Mittelfeld eine Raute zu malen, gut gelesen. Die Gäste machten das Spiel breit, verlagerten viel und sorgten dafür, dass die Zebras oft nebenher- oder hinterherliefen. Torsten Ziegner hatte überdies als Manko entdeckt: Seine Mannschaft hatte nach dem 1:3 den Arbeitstag als verloren abgehakt. „Da hätte ich mir gewünscht, dass wir einfach nicht aufgeben“, erklärte der Coach.

Wie schon vor dem Jahreswechsel war zu sehen: Wenn die Zebras nicht rennen und kämpfen wie blöde, dann wird’s kompliziert. Spielerisch löst das Team seine Aufgaben (noch) nicht. Weil es das letzte Spiel der Hinrunde war, wurde der Coach nach seiner Bilanz gefragt. Die Antwort beschränkte sich auf ein Wort: „Okay“. Sein Gesichtsausdruck verriet aber, dass er „Okay“, gar nicht „okay“ findet. Der MSV schloss die Runde auf Platz elf mit 25 Punkten ab. Am Samstag geht es daheim gegen den VfL Osnabrück weiter. Und das gleich mit herben Personalsorgen: Ob Torhüter Vincent Müller zurückkehrt, ist so fraglich wie ein Einsatz von Marvin Bakalorz, Joshua Bitter ist gesperrt, Benjamin Girth verletzt.