Wesel. Nadine Quaas von HADI Wesel meisterte den Transalpine Run und überquerte in sieben Tagen die Alpen. Was für sie der schönste Moment gewesen ist.

Eine Wahnsinns-Leistung hat Nadine Quaas von den Lauffreunden HADI Wesel abgeliefert. Innerhalb von sieben Tagen überquerte sie beim Transalpine Run die Alpen und belegte in der Altersklasse Master Woman sogar den 25. Platz. In sieben Etappen ging es von Garmisch-Partenkirchen bis nach Italien. Für manche Etappen musste sogar ein Helm zusätzlich zur eigentlichen Pflichtausrüstung mitgeführt werden. Auch gab es einige Kletterpassagen. „Mir fehlen noch immer die Worte für diesen Wettkampf. Die ersten Etappen vergingen wie im Flug“, so Quaas. „Das Panorama war aber einmalig und jeden Tag beeindruckend anders.“

Vierte Etappe nach Ischgl war für Nadine Quaas die „schwerste“

Ganze drei Jahre hat sich die Läuferin auf das Rennen vorbereitet. „Es hat gedauert, bis ich mich wirklich bereit gefühlt habe, am Transalpine Run teilzunehmen. Ich musste vorher trainieren, um die nötigen Höhenmeter bewältigen zu können“, sagt Quaas. Bis zu 15 Stunden die Woche bereitete sie sich auf das Rennen vor. Im Fitnessstudio ging es dazu aufs Laufband und den Stairmaster. „Auch habe ich auch angefangen, meine ersten Bergmarathons zu absolvieren und bin zusätzlich Ultra Trails gelaufen, die etwa 70 bis 100 Kilometer lang waren.“

Im September war es dann endlich so weit. Quaas reiste nach Garmisch-Partenkirchen, um am Transalpine Run teilzunehmen. Insgesamt sieben Etappen an sieben Tagen hatte sie vor sich. Los ging es für die Sportlerin am 7. September. Die erste Etappe führte sie 44,5 Kilometer über die Alpen bis nach Nassereith (Österreich). Der höchste Punkt der Etappe lag dabei auf einer Höhe von 2265 Meter. Am nächsten Tag ging es für Quaas weiter nach Imst, wobei sie weitere 31 Kilometer zurücklegte. Die dritte Etappe erstreckte sich von Imst nach See. „Sie war mit 47 Kilometern und über 3000 Höhenmetern auch die längste Etappe, also die Königsetappe“, so die Athletin.

Nadine Quaas aus Wesel überquerte beim Transalpine Run in 7 Tagen die Alpen
Bei einigen Etappen des Transalpine Runs musste Nadine Quaas von den Lauffreunden HADI einen Helm tragen. Auch gab es einige Kletterpassagen. © Lauffreunde HADI | Lauffreunde HADI

Danach folgte für Quaas die wohl „schwerste und härteste Etappe“ des Rennens: Es ging über ganze 41 Kilometer und 2600 Höhenmeter von See nach Ischgl. „Zum einen war die Strecke extrem technisch, zum anderen war es eisig und nass. Ich habe extrem gefroren. Es wurde alles abverlangt.“ Doch die Strecken- und Witterungsbedingungen waren nicht die einzigen Herausforderungen für die Läuferin bei der Etappe, denn: Quaas bemerkte etwa nach 20 Kilometern, dass sie sich eine Druckstelle am Fuß gelaufen hatte. Doch die Hälfte der Strecke hatte sie noch vor sich. „Ich hatte ordentliche Schmerzen, das war auch was Neues für mich. Ich bin nämlich noch nie unter Schmerzen gelaufen.“

Nadine Quaas von den Lauffreunden HADI biss sich trotz Verletzung weiter durch

Doch die Läuferin meisterte die 4. Etappe, fiel nach dem Zieleinlauf allerdings in ein kurzes Tief. „Ich hatte Angst, dass ich das Rennen nicht bis zum Ende machen kann“, erinnert sich Quaas. Dennoch machte sie weiter und trat dann auch die 5. Etappe nach Samnaun (Schweiz) an. 30 Kilometer standen ihr bevor. „Ich weiß noch, dass ich mich am Start gefragt habe: Schaffe ich das?“ Dann hat sich die Athletin aber bewusst gemacht, dass die schwersten Etappen bereits hinter ihr liegen.

Quaas biss sich durch. „Bergauf hatte ich keine großen Probleme, bergab habe ich aber gemerkt, dass ich langsamer unterwegs war.“ Doch aufgeben, solange sie es noch irgendwie mit den Schmerzen aushalten konnte, war für sie keine Option. „Ich habe mir gesagt, ich arbeite die Strecke jetzt einfach Stück für Stück ab und gebe mein Bestes. Sollte ich es dann doch nicht mehr schaffen, kann ich immerhin nicht enttäuscht von mir selbst sein“, so die Läuferin. Doch sie erreichte das Ziel.

Auch den letzten beiden Etappen stellte sich Quaas, die jedoch aufgrund eines plötzlichen Wintereinbruchs kurzfristig gekürzt bzw. verlegt werden mussten. Mit Temperaturen um die minus 8 Grad und einer Menge Neuschnee war die Strecke über einen 3000er Gipfel nicht mehr möglich, daher wurden die verbliebenen Etappen dann auf 2000er Höhe verlegt, sodass es von der Schweiz aus zunächst wieder Richtung Österreich ging. Dabei ging es für die Läuferin von Martina aus ganze 35 Kilometer nach Nauders.

Nadine Quaas von den Lauffreunden HADI legte in sieben Tagen über 250 Kilometer zurück

In der finalen Etappe am 13. September galt es noch einmal 22 Kilometer und 1200 Höhenmeter zurückzulegen, bevor Quaas den Zieleinlauf in Reschen am Reschensee in Südtirol erreichte. „Eine Läuferin vor mir hatte meinen Mann angerufen. Er war per Videoanruf live bei meinem Zieleinlauf dabei. Ich weiß noch, dass wir beide geweint haben. Das war einer der schönsten Momente des Rennens für mich“, betont die Athletin. „Meine Familie hat mich von zu Hause aus die ganze Zeit angefeuert und unterstützt, das hatte mich bei den einzelnen Etappen nochmal wirklich motiviert und gepusht.“

Sieben Etappen, vier Länder, über 250 Kilometer und 15.000 Höhenmeter hat Quaas hinter sich gebracht. „Ich bin stolz, dieses harte Rennen geschafft zu haben. Es war ein langjähriger Traum von mir, daran teilzunehmen. Den Traum endlich einmal leben zu können, war einfach nur mega beeindruckend. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich mir Videomaterial von den Etappen anschaue.“