Wesel. Julie Terlinden spielt in der C-Jugend des PSV Lackhausen und wurde nun auch erstmals in der U-15-Nationalmannschaft berufen.

Es ist ein Erlebnis, das Julie Terlinden wohl nie vergessen wird. „Gänsehaut pur“, sagt die 14-Jährige und beschreibt damit die Gefühle bei ihrem ersten Länderspiel. Anfang Mai durfte die junge Weselerin in Budapest an einem Lehrgang der U-15-Nationalmannschaft teilnehmen, erstmals das Trikot mit dem Adler überstreifen und gegen Ungarn auch ihre ersten Minuten für die DFB-Auswahl von Trainerin Bettina Wiegmann bestreiten. „Das war einfach unbeschreiblich. Wenn man da steht, alle die Nationalhymne singen und man ist mit dabei – das lässt sich kaum in Worte fassen“, erzählt Julie Terlinden.

In der Meisterschaft kämpft die Gymnasiastin mit dem PSV Lackhausen aktuell noch um den Klassenerhalt in der C-Junioren-Niederrheinliga. In ihrer Mannschaft hat die Schülerin ein Alleinstellungsmerkmal – sie ist das einzige Mädchen. Für ihre Teamkollegen und Trainer Roger Rütter ist „Sally“, wie Rütter Julie Terlinden ruft, eine von den Jungs. „Bei der Ansprache sage ich aber Jungs und Sally“, sagt Roger Rütter. Der PSV-Trainer gerät fast schon ins Schwärmen, wenn er von der Abwehrspielerin spricht. „Sie ist ein Vorbild für alle“, sagt Rütter. „Ihre Einstellung, ihr Teamgeist, ihre unfassbare Laufstärke – sie läuft alles in Grund und Boden. Dazu ist sie sehr aufgeweckt, weiß genau was sie will. Und sie will immer gewinnen. Ich sehe bei ihr ein unheimlich großes Potenzial. Ich denke, wir werden sie irgendwann in der Bundesliga sehen.“

Bei Mama flossen die Tränen

Wie der Weg von Julie Terlinden aussehen könnte, hat einst Linda Dallmann vorgemacht. Auch die Nationalspielerin, aktuell in Diensten des FC Bayern München, kickte in der Jugend für den PSV Lackhausen. Um die Neuntklässlerin weiter zu fördern und zu fordern setzt Roger Rütter sie nun auch vermehrt auf der Sechser-Position ein. Ihr positiver Ehrgeiz und ihr großer Wille haben sich für Julie Terlinden mit der Einladung zur Nationalmannschaft und dem positiven Feedback des Trainerteams dort nun schon bezahlt gemacht.

Julie Terlinden im Trikot der Nationalmannschaft.
Julie Terlinden im Trikot der Nationalmannschaft. © Terlinden

Aufmerksam wurde der DFB auf sie beim Länderpokal in der Sportschule Wedau. Wenige Tage nach dem Auftritt mit der Niederrheinauswahl, klingelte bei Familie Terlinden plötzlich das Telefon. „Wir waren gerade zusammen im Auto, als ihre Trainerin angerufen hat und ihr erzählt hat, dass sie eine Einladung erhalten hat. Und während sie das ganz gefasst und ruhig aufgenommen hat, flossen bei mir die Tränen“, erzählt Jenny Terlinden. Julies Eltern, Jenny Terlinden und Ronny Danisch-Terlinden, selbst einst ein sehr guter Fußballer, unterstützen ihre Tochter, wo sie können. Gemeinsam stehen sie am Trainingsplatz in Wesel, bei der SGS Essen, wo Julie einmal in der Woche mittrainiert, oder auch bei den regelmäßigen Auswahleinheiten in der Sportschule Wedau. Zum ersten Länderspiel reiste das Elternpaar nach Budapest an, verfolgte die Einwechslung ihres Sprösslings und den 3:1-Sieg live vor Ort.

Anfänge beim SV Spellen

Diese Entwicklung war bei den Anfängen als Grundschülerin auf dem Bolzplatz noch nicht absehbar. „Damals habe ich mit den Jungs immer Fußball gespielt und dann haben sie mich irgendwann gefragt, ob ich nicht im Verein mitspielen möchte“, erinnert sich Julie Terlinden, die zunächst beim SV Spellen kickte, ehe Roger Rütter bei einem Spiel sah, wie der quirlige Blondschopf in einem Meisterschaftsspiel den Jungs in seinem Team kaum eine Chance ließ.

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In der kommenden Saison möchte Julie Terlinden statt in der B-Jugend noch ein weiteres Jahr in der C-Jugend spielen, bei den Mädchen ist dies dank einer Sonderregelung möglich. Ihre Ziele sind bescheiden und klar formuliert: „Ich möchte an meinem Schwächen arbeiten und meine Stärken weiter verbessern.“ Schließlich soll es noch möglichst viele Gänsehautmomente geben.