Almelo. Janis Blaswich aus Hamminkeln ist Torwart bei Heracles Almelo in der Ehrendivision. Kann der Fußballer zu einem zweiten Robin Gosens werden?
Als Janis Blaswich im Sommer 2018 von Hansa Rostock zu Heracles Almelo wechselt, ist es für den Torhüter fast wie eine Rückkehr in die Heimat. Almelo, die gemütlich und grüne 75.000-Einwohner-Stadt in der Provinz Overijssel, ist schließlich nicht wirklich weit entfernt vom Niederrhein.
Am 2. Mai 1991 in Willich geboren und in Hamminkeln-Mehrhoog aufgewachsen, wag er als Jugendlicher den Sprung ins Nachwuchsleistungszentrum von Borussia Mönchengladbach. Vier Jahre später unterschreibt er bei den „Fohlen“ seinen ersten Profivertrag, der Durchbruch bis in die Bundesliga bleibt ihm allerdings verwehrt. Nach sechs Jahren in der Regionalliga West zieht er weiter, lässt sich zunächst an Dynamo Dresden ausleihen, wo er den Aufstieg in die zweite Liga feiert. Ein Jahr später geht es zum Drittligisten Rostock und von dort nach Almelo.
Janis Blaswich wagte den Sprung in die Niederlande
Eine gute Entscheidung, wie Janis Blaswich meint. Mit Heracles spielt er nämlich endlich in der ersten Klasse – dass es nicht die deutsche Bundesliga, sondern die niederländische Ehrendivision ist, damit kann der inzwischen 25-Jährige gut leben. Für ihn soll es auf der Karriereleiter schließlich weiter bergauf gehen, verrät Janis Blaswich im Interview mit der NRZ.
Janis Blaswich, wie gut können Sie schon Niederländisch?
Ja nis Blaswich: (Lacht) Das klappt ganz gut, die Sprache lernt man recht schnell. In der Kabine wird aber Englisch gesprochen, damit alle etwas verstehen. Und mit unserem Trainer Frank Wormuth können wir Deutschen im Kader – Alexander Merkel, Stephen Sama, Maxi Rossmann, Sebastian Jakubiak und Orestis Kiomourtzoglou – uns ja auch in unserer Muttersprache unterhalten.
Wie kam es vor nunmehr gut eineinhalb Jahren überhaupt zu Ihrem Wechsel über die deutsch-niederländische Grenze?
Auch interessant
Nach den Stationen Mönchengladbach, wo ich zwar fest mit den Profis trainiert, aber mit der U 23 in der Regionalliga gespielt habe, sowie Dresden und Rostock wollte ich den nächsten Schritt in meiner Karriere gehen. Dafür ist die Eredivisie ideal. In Almelo habe ich eine gute Chance gesehen, auf hohem Niveau zu spielen und auf mich aufmerksam zu machen. Das ist mir bisher, denke ich, ganz gut gelungen.
Vor allem Ajax Amsterdam, aber natürlich auch PSV Eindhoven und Feyenoord Rotterdam sind in ganz Europa bekannt – aber Almelo…?
Heracles ist natürlich nicht der größte Verein in der Eredivisie, aber wie die vergangenen Jahre gezeigt haben, schaffen es immer wieder Spieler, sich auch bei den vermeintlichen kleineren Klubs hier ins Schaufenster zu stellen. Ich denke da an Robin Gosens, der 2017 von Heracles nach Bergamo in die Serie A gewechselt ist und jetzt mit Atalanta in der Champions League auftrumpft. Lennart Czyborra ist jetzt den gleichen Weg gegangen.
Sie möchten es denen gleichtun?
Ich bin bei Heracles sehr glücklich und konzentriere mich voll auf meine Aufgaben hier, als nächstes das Heimspiel am Freitag gegen Fortuna Sittard. Klar ist aber auch, dass sich jeder Sportler, vor allem als Profi, die höchst möglichen Ziele setzt. So ist es natürlich auch bei mir. Ich möchte künftig gerne bei einem größeren Klub spielen, ob das in den Niederlanden, in der Bundesliga oder einem ganz anderen Land sein wird, muss man mal sehen.
Wie genau verfolgen Sie die Bundesliga und Ihren Ex-Klub Borussia Mönchengladbach?
Sehr genau! Ich freue mich, dass die Borussia eine solch starke Saison spielt und hoffe, dass es so weiter geht. Ich habe ja noch einen engen Bezug zum Verein und noch ein Haus in Mönchengladbach. Außerdem haben wir in der Vorbereitung im Trainingslager gegen die Borussia gespielt. Es war sehr schön, viele nette Leute zu treffen, mit denen ich eine gewisse Zeit meiner Karriere verbracht habe.
Sie haben für Heracles schon um die Quali zur Europa League mitgemischt. Wäre es kein Ziel, auch mit einem kleinen Verein international dabei zu sein?
Auf jeden Fall! Das war eine tolle Erfahrung, allerdings ist das im Moment nicht realistisch für uns. Wir haben die ersten drei Rückrundenspiele leider alle verloren und müssen jetzt endlich wieder punkten, damit der Abstand nach unten nicht noch kleiner wird. Nach dem Ende dieser Saison bin ich dann offen, um mich auch mit anderen Perspektiven zu befassen.
In letzter Zeit sind einige deutsche Spieler, vor allem junge, in die Eredivisie gewechselt. Was unterscheidet die deutsche und niederländische Eliteklasse?
Auch interessant
Es ist schwierig Ligen aus unterschiedlichen Ländern zu vergleichen, aber wenn man das Leistungsniveau der gesamten Liga betrachtet, sind die Leistungsunterschiede in der Eredivisie vom oberen Tabellendrittel zum unteren Drittel höher als in der Bundesliga. Trotzdem kann man sich mit Spielern auf internationalem Top-Niveau, wie zum Beispiel Frenkie de Jong, Matthijs de Ligt, Steven Bergwijn, Hakim Ziyech, Robin van Persie und vielen anderen messen. Aufgrund dieses Niveaus und der Art wie dort Fußball gespielt wird ist es für deutsche Spieler, die nicht direkt den Durchbruch in der Bundesliga geschafft haben, interessant und kann für die weitere Karriere ein Sprungbrett sein.
Ihr jüngerer Bruder Luis kickt beim Landesligisten PSV Lackhausen. Ist er häufig bei Ihnen zu Besuch oder Sie umgekehrt auch mal daheim in Wesel?
Na klar, wir sehen uns regelmäßig und ich stehe ihm für Rat und Tat zur Seite. Er schaut sich sehr gerne meine Spiele an, und andersherum bin ich bei seinen Spielen auch vor Ort, wenn sich Spiel oder Trainingszeiten nicht überschneiden. Die nur 100 Kilometer Entfernung sind dann schon sehr vorteilhaft, um Familie und Freunde regelmäßig zu sehen.