Oberhausen. Zur neuen Saison kommt Sebastian Gunkel (Kiel II) als Trainer zu RWO und bringt eine Spielidee mit. Das hat sich die Redaktion angeschaut.
Sebastian Gunkel wird zur kommenden Spielzeit neuer Trainer beim Regionalligisten RWO. Der aktuelle Trainer von Holstein Kiel II in der Regionalliga-Nord bringt viele Ideen mit zur Lindnerstraße. Er absolviert Samstag mit den Jung-Störchen noch sein letztes Meisterschaftsspiel und steht für Gespräche in Oberhausen daher noch nicht zur Verfügung. Unser Autor Geronimo Köllner hat sich Spiele von Kiel II auf Video angesehen und in Scout-Manier einen Eindruck davon bekommen, wie die Spielidee von Gunkel aussieht.
Dies wird hier im ersten Teil seiner Beobachtungen erläutert, es folgt Donnerstag Teil 2: Welche Oberhausener Spieler in dieses Konzept passen.
Die Grundordnung:
In der Grundformation spielt Holstein Kiel II mit drei Verteidigern, zwei Flügelläufern, zwei zentralen Mittelfeldspielern, zwei Außenstürmern und einem Mittelstürmer. Man könnte es in einem 3-4-3 aufschlüsseln. In der Arbeit mit und gegen den Ball ändert sich die Positionierung der Spieler allerdings immer wieder und das auch ziemlich flexibel.
Auffällig ist die enorme Mannorientierung mit der Sebastian Gunkel seine Jung-Störche verteidigen lässt. So versuchen sie in einem 3-3-2-2 den Ball zurück zu gewinnen. Die direkten Gegenspieler werden allerdings weiträumig verfolgt und in Eins-gegen-Eins Duelle gezwungen. Dabei hat Gunkel keine erste Elf, die Woche für Woche gleich in die Spiele startet.
Es gibt keine erste Elf, starke Rotation von Woche zu Woche
Gunkel rotiert immer wieder und hat über die 33 Spiele auch 33 verschiedene Spieler eingesetzt, darunter viele junge Spieler. Mit Mittelfeld-Anker Jannis Voß, Kapitän Tim Siedschlag und Mittelstürmer Laurynas Kulikas waren nur drei Spieler mit regelmäßigen Einsatzzeiten über 25 Jahren alt – nichts ungewöhnliches für eine zweite Mannschaft.
Dabei vertraut Gunkel zwar auf einen Stamm an Spielern, bleibt allerdings flexibel in Anpassungen an den Gegner und eigene Ideen.
Hohes pressing und Dampf über die Außenstürmer
Einige Grundprinzipien bleiben allerdings gleich: Kiel II presst insgesamt hoch und mit verschiedenen Linien. In vorderster Front machen die Außenstürmer Dampf. Sie jagen die gegnerischen Innenverteidiger und versuchen, den Gegner unter Druck zu schlechten Entscheidungen zu zwingen.
Die zweite Linie bilden überraschend der Mittelstürmer und der zentrale Mittelfeldspieler, der etwas offensiver zwischen den Linien agieren darf. Beide attackieren die Mittelfeldspieler des Gegners, die der Abwehr zur Unterstützung entgegen kommen.
Die beiden Flügelspieler machen die Passwege auf den Außen zu, der zweite zentrale ist eine Art Staubsauger, der permanent „auf dem Sprung“ ist, um da zu pressen, wo Not entsteht. Die drei Innenverteidiger verfolgen ihre Gegenspieler ziemlich weitläufig und stressen dabei so gut es geht.
Aufgebaut wird grundsätzkich in einer Dreierlinie
Mit Ball gibt es immer wieder individuelle Anpassungen, je nachdem welches Personal in der ersten Elf steht. Die Kieler bauen dabei immer wieder in einer Dreierlinie auf. Das kann die nominelle Dreierkette sein oder der Torwart in Verbindung mit den beiden Halbverteidigern. Der zentrale Innenverteidiger rückt gerne eine Position nach vorne und kann gemeinsam mit einem zentralen Mittelfeldspieler Anspielstationen hinter der ersten Pressinglinie des Gegners anbieten.
Auf dem Flügel gibt es immer dynamische Wechselmöglichkeiten der Außenstürmer und der beiden Schienenspieler, die wahlweise kurze Pässe anbieten oder lange Läufe starten können. Auf der ballfernen Seite darf dann auch viel selbst gestaltet werden, der Außenstürmer, zweite Zentrumsspieler und Mittelstürmer bewegen sich relativ frei und kreativ mit schnellem Spiel zum Tor.