Oberhausen. Der Etat für nächste Saison fällt geringer aus, RWO muss personelle Schnitte machen. Einer betrifft Sven Kreyer, Verhandlungen scheiterten.

Es gehört nicht zu unserem Stil, so persönliche und fast intime Begegnungen mit Sportlern zu schildern, aber hier ist eine Ausnahme nötig: Nach dem 5:2 über den FC Wegberg-Beeck stand plötzlich Sven Kreyer vor mir auf der Pressetribüne, und noch bevor ich ihm zu seinem hübschen Tor zum 5:2 gratulieren konnte, nahm er meine Hand und sagte: „Ich wollte mich nach meinem letzten Heimspiel nur verabschieden und bedanken für die faire Berichterstattung.“ „Wie, verabschieden?“, kam die entgeisterte Gegenfrage. „Ja, der Dennis hat mir am Dienstag mitgeteilt, man wolle mit mir nicht verlängern, ich sei zu teuer.“

Vor zwei Wochen hatte der Mittelstürmer und Kapitän sich noch auf Neu-Trainer Sebastian Gunkel gefreut und auf die bevorstehende Aufgabe, als gewiefter Routinier jungen Talenten ins Profi-Leben zu helfen. Nach vier Jahren und mehr als 150 Spielen mit dem Kleeblatt auf der linken Brust will RWO den Düsseldorfer, der am Dienstag 33 Jahre alt wird, nicht mehr?

Letztes Wort muss noch nicht gesprochen sein

Wir fragen bei Dennis Lichtenwimmer-Conversano, dem neuen Sportleiter der Oberhausener, nach. Und er bestätigt: „Angesichts des Finanzrahmens, der für die Saison 24/25 zur Verfügung steht und angesichts der klar umrissenen Kaderplanung sind wir nicht in der Lage, Sven Kreyer zu halten. Dazu muss ich betonen, er war immer jeden Euro wert, den er gekostet hat. Es tut mir in der Seele weh, einem so verdienten Spieler, der in und für Rot-Weiß auch eine Identifikationsfigur ist, sagen zu müssen, dass sich unsere Wege trennen. Solche Aufgaben sind die Schattenseite meiner Tätigkeit.“

Perfekte Schusshaltung des Kapitäns. Lichtenwimmer: „Er war immer jeden Cent wert, den er gekostet hat.“
Perfekte Schusshaltung des Kapitäns. Lichtenwimmer: „Er war immer jeden Cent wert, den er gekostet hat.“ © FUNKE Foto Services | Micha Korb

In einer Reihe von Gesprächen, die er mit Kreyer und dessen Berater geführt habe, berichtet Lichtenwimmer weiter, habe man sich vorwiegend „im Kreise gedreht“, so dass es zum (vorläufigen?) Abbruch der Gespräche kam. Lichtenwimmer hörte mit Interesse, dass Kreyer meint: „Das letzte Wort muss nicht gesprochen sein, ich fühle mich in Oberhausen sehr wohl und würde gern bleiben.“ Für alle Kreyer-Fans besteht also noch Hoffnung.

Wie stark sie sein darf, hängt auch ab von den Unterredungen, die Lichtenwimmer derzeit mit möglichen Zugängen führt – alles im Rahmen verschärfter Bedingungen. Klar ist nämlich, dass der Etat knapper ausfällt als zur laufenden Spielzeit. Klar ist auch, dass der Kader „maximal 20 Spieler plus drei Torleute“ (Lichtenwimmer) umfassen soll.

Laufende Verträge bereiten noch Kopfzerbrechen

Die personellen Planungen sind auch deswegen schwierig, weil es Spieler gibt, an denen RWO nicht mehr interessiert ist, obwohl sie gültige Verträge haben: Marius Kleinsorge und Michel Niemeyer etwa, die in der laufenden Saison als große Hilfen angekündigt waren, dann aber kaum auftraten.

Mit Moritz Stoppelkamp befindet man sich laut Lichtenwimmer kurz vor der Verlängerung, während es bei dem wieder in Form gebrachten Oguzhan Kefkir wohl nicht weitergehen wird.

Zurück zu Kreyer (und den Finanzen): Rechtzeitig scheint Mike Terranova sein zuletzt angeschlagen wirkendes Team in die Kurve bekommen zu haben, um das eigentliche Saisonfinale, das Endspiel um den Niederrheinpokal, mit frischem Mut annehmen zu können. RWE hat die beiden letzten Spiele verloren, RWO gewonnen. RWE hat die Aufstiegschance vertan und nur noch eine vage Chance, den vierten Platz zu erhaschen.

Natürlich wird RWE der haushohe Favorit sein, aber ein Hauch von Momentum spricht gerade für Oberhausen – und angesichts der finanziellen Folgen eines Einzugs in den DFB-Pokal auch für die Weiterverpflichtung von Sven Kreyer.