Oberhausen. Der Spvgg. Sterkrade-Nord droht der Abstieg in die Fußball-Bezirksliga. Wie konnte es für den ehemaligen Oberligisten so weit kommen?

Am Dienstagabend wird Sven Schützek ein letztes Mal beim Training des Fußball-Landesligisten Spvgg. Sterkrade-Nord sein. Tags zuvor war er als Trainer zurückgetreten, jetzt sagt er dem Team Servus und gibt ihm viel Glück mit auf den Weg, der doch noch zum Klassenerhalt führen soll. Er trat zurück, weil „ich nicht mehr weiß, was ich an der Linie noch bewegen könnte,“ sagt er in bitterer Erkenntnis seiner Fehler, die aber nur Teil einer verhängnisvollen Kette sind. Der ehemalige Oberligist hat eine Entwicklung genommen, auf die wahrscheinlich kein Trainer Einfluss hat.

Zentral ist der persönlich begründete Rückzug des langjährigen Geschäftsführers Dietz Walter zu sehen, er prägte die Fußballabteilung wie kein Zweiter. Dazu gehört auch der Rückzug des ehemaligen Sportlichen Leiters Georg Mewes. Dieser personelle Aderlass erfahrener Fußball-Fachleute war mit Schützek und dem neuen Geschäftsführer Patrick Hagen trotz aller Mühen nicht aufzufangen.

Sven Schützek: „In 17 Spielen kann man noch was bewegen“

Hagen stellte jetzt mit Schützek den neuen Coach der Schmachtendorfer vor. Der bisherige Co-Trainer Sercan Baloglu will versuchen, in den wahrscheinlich 17 verbleibenden Spielen die acht Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz aufzuholen. 17 wären es, wenn es bei der Neuansetzung der abgebrochenen Partie gegen die SF Niederwenigern bleiben sollte. Die Sportfreunde hatten per Rechtsanwalt Einspruch gegen dieses erste Urteil der Spruchkammer eingelegt, ein neues soll recht zeitnahe fallen, wie Hagen beim Verband erfragte.

„In 17 Spielen kann man noch was bewegen“, hat Schützek für sich zwar keine „Patrone“ mehr gesehen, aber eben die vorletzte, die er durch seinen Rückzug als Trainer dem Verein nun zuspricht. Er selbst sah sich spätestens nach dem 1:3 beim mitabstiegsgefährdeten FSV Duisburg nach 1:0-Führung unter Zugzwang. „Im ersten Durchgang ist der Matchplan aufgegangen, im zweiten hat die Mannschaft alles getan, um ihn umzukrempeln“, sah er sich an der Seitenlinie hilflos. Und schrie sich die Seele aus dem Leib, ohne etwas zu bewegen. Daher bat er den Vorstand nach dieser Partie um eine Nacht Bedenkzeit, um seine Entscheidung für oder gegen Nord zu treffen. Montagmittag machte er seinen Rückzug spruchreif.

Sterkrade-Nord: Fehler in der Kaderzusammenstellung

Bekanntlich wird der 47-Jährige zur neuen Saison beim sehr ambitionierten SV Scherpenberg als Sportlicher Leiter beginnen. Klar, dass seine eigentliche Arbeit für das Projekt Oberliga-Aufstieg früher beginnt, „aber jetzt mache ich erst einmal Pause.“ Dass diese mit Besuchen bei seinem Freund, dem Sterne-Gastronom Sven Nöthel, der Scherpenberg in Sachen Marketing unterstützen will, verbunden ist, bleibt davon unberücksichtigt: „Ich brauche erst einmal Abstand zu der Zeit bei Sterkrade-Nord.“

Denn die war fordernd und in der Konsequenz mit Fehlern behaftet, über deren Konsequenz sich Schützek und der Verein zu spät bewusst wurden. „Ich habe Fehler bei der Kaderzusammenstellung vor der Saison gemacht. Ich habe noch versucht, das im August durch die Wechsel aus Scherpenberg zu korrigieren, aber wahrscheinlich war es da schon zu spät. Wenn der Wurm mal drin ist“, erinnert er sich an den Frühsommer des Vorjahres.

Sterkrade-Nord: Vor wenigen Jahren noch Oberliga, bald in der Bezirksliga?

Sterkrade-Nord, ehedem Oberligist, hatte zuvor schon Trainer Julian Berg verschlissen, stieg mit viel Pech am letzten Spieltag mit Dennis Charlier aus der Oberliga ab und verlor etliche Spieler, die heute immer noch zum Teil höherklassig bei benachbarten Vereinen spielen. So war mit Sportleiter Mewes ein neuer Kader zu planen, der dann mit Charlier-Nachfolger Schützek so gerade eben den Klassenerhalt schaffte. Mewes zog sich zurück, Walter fehlte auch an allen Ecken und Enden, so dass Schützek und Hagen die nächste Landesliga-Saison personell stemmen mussten.

Da traten, wie Schützek anführt, die Fehler auf, die nun dazu führen, dass Nord in die Bezirksliga durchgereicht werden könnte. Hagen: „Wir sind nicht so naiv, dass wir glauben, wir könnten 13 Punkte auf einen rettenden Platz gutmachen. Aber acht für den Relegationsrang halten wir für machbar.“