Köln/Oberhausen. Die Regionalliga-Partie zwischen der U21 vom 1. FC Köln und Rot-Weiß Oberhausen musste kurz vor Ende abgebrochen werden. Die Hintergründe.
Der Fan-Block des 1. FC Köln war ungewöhnlich gut gefüllt: Weil die „Erste“ am Samstag beim unter Hardcore-Fans ungeliebten Retortenklub RB Leipzig spielten, hatten viele aus der „aktiven“ Fans-Szene des „EffZeh“ sich an diesem heißen Freitagabend auf den Weg ins Franz-Kremer-Stadion gemacht. Weit entfernt standen ihnen schräg gegenüber die Fans von Rot-Weiß Oberhausen – mit Polizeieskorte ins Stadion gebracht.
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Die Zahl der Fans dürfte auf beiden Seiten bei rund 250 gelegen haben. Insgesamt freute sich der Stadionsprecher über 1100 Zuschauer und fand das „ungewöhnlich gut“. Die Freude verging ihm kurz vor normalem Ende des Spiels. Während der Ball in der Kölner Hälfte gespielt wurde, lösten sich urplötzlich ein paar Gestalten aus dem Dunstkreis des RWO-Blocks und sprinteten Richtung Köln-Block. Mit Verzögerung kamen ein paar RWO-Fans hinterher.
Zaunfahne des Oberhausener Fanklubs „Semper fidelis“ geklaut
Thorsten Binder, Oberhausens Vizepräsident und seit vielen Jahren vertraut mit der Szene, setzte sich mit zwei drei Sätzen über die ersten sieben Reihen der Tribüne, flankte über die Barriere und rannte den Oberhausenern entgegen. Kölner und Oberhausener Spieler beschäftigten sich mit den „Fans“, und vor allem Binder hatte Erfolg: Kein Oberhausener schaffte es bis zum Kölner Block, teilweise befanden sie sich sogar schon auf dem Rückzug, als die Polizei aufmarschierte um vor beiden Blocks weitere „Platzstürmer“ zu verhindern.
Warum „Platzstürme“ in Anführungszeichen steht? Es ging gar nicht um einen solchen, denn die Kölner hatten eine Fahne des Oberhausener Klubs „Semper fidelis“ eingesackt und ihn mit auf die Kölner Seite gebracht, und die Oberhausener wollten ihre Fahne zurück. So weit, so eher kindisch: Schiedsrichter Marc Jäger aus Euskirchen musste das anders sehen: er war auf einmal verschwunden, noch vor der Oberhausener Mannschaft und Bankbesatzung, gleich hinter den Kölnern, die ähnlich zügig den Weg in die Katakomben angetreten hatten. Rätselraten
Der Held des Abends war Thorsten Binder, der Verlierer des Abends der Fußball
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Während der Stadionsprecher schon auf drohende Konsequenzen hinwies („Geisterspiele“) und nach knapp 15 Minuten zum Verlassen des Stadions aufforderte, wurde das Flutlicht deutlich gedämmt. Und der 25-jährige Referee erschien wieder, hatte seine Assistenten bei sich und verzog sich nach wenigen Minuten wider. „Wir überlegen noch“, war seine Antwort auf die Frage, was er zu tun gedenke. Als er – insgesamt eine gefühlte dritte Halbzeit später – erneut zurückkehrte, sprach sich immerhin herum, dass er das Spiel nun abgebrochen hatte. Da war natürlich kaum noch jemand im Stadion.
Was nun passieren wird, ist: Der Schiedsrichter wird einen Sonderbericht fertigen und seine Sicht der Dinge darlegen, sicher auch die Gründe, die ihn zum Abbruch veranlasst haben. Der Westdeutsche Fußball-Verband wird nach seiner Rechts- und Verfahrensordnung agieren und zunächst Stellungnahmen der Vereine anfordern, danach eventuell zu einer mündlichen Verhandlung nach Duisburg-Wedau einladen und anschließend Recht sprechen. Den Ausgang des Verfahrens muss man also abwarten.
Was man nicht abzuwarten braucht: Ein Held des Abends war Thorsten Binder, der darauf freilich gar keinen Wert legt; der Verlierer des Abends ist der Fußball.