Oberhausen. Neben Spielern haben auch Schiedsrichter wegen der Corona-Krise freie Wochenenden. Der Obmann und drei Aktive erzählen von ihren Tagen.

Carlos Prada verbringt derzeit ruhige Sonntage und Montage. Der Schiedsrichterobmann des Kreises Oberhausen/Bottrop hat seit der Unterbrechung der Fußballsaison durch die Corona-Krise keine eigenen Spiele mehr geleitet, keine Partien als Beobachter besucht, da es keine gibt. Demzufolge muss er sich auch keine Spielberichte zu Feldverweisen, Abbrüchen und sonstigen Eintragungen durchlesen.

„Es ist wenig zu tun, Fußball ist in den Hintergrund gerückt. Wir können nur warten, wie die Pandemie verläuft und wie die Entscheidungen der Funktionäre aussehen“, sagt Prada. Nicht nur er, sondern viele seiner Kollegen wünschen sich, bald wieder mit 22 weiteren Akteuren auf den Plätzen zu stehen.

Die obligatorische Leistungsprüfung des Kreises für Schiedsrichter vor einigen Tagen fiel aus. Das Bild stammt aus dem Jahr 2018.
Die obligatorische Leistungsprüfung des Kreises für Schiedsrichter vor einigen Tagen fiel aus. Das Bild stammt aus dem Jahr 2018. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Vergangene Woche hielt der Kreisschiedsrichterausschuss erstmals eine Videokonferenz ab, um sich auszutauschen. Prada selbst treibt weiterhin Sport, während er seinen Job im Homeoffice ausübt. „Ich vermisse die Spiele und die Aufgaben als Obmann“, gibt er zu. „Der Kontakt mit allen Kollegen bleibt auf der Strecke. Unsere letzte Schulung hatten wir Anfang März. Wer weiß, wann das wieder erlaubt ist.“ Zudem fiel zuletzt die obligatorische Leistungsprüfung des Kreises aus.

Telefonate mit der Mutter in Spanien

Aus persönlicher Fansicht ist er auch betroffen von der Corona-Krise. „Ich hatte Karten für zwei Spiele der spanischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Bilbao. Die wollte ich mit einem Heimaturlaub verbinden. Das fällt nun aus“, so der Oberhausener, dessen Mutter in Spanien lebt. „Sie gehört zur Risikogruppe, aber es geht ihr gut. Die sonst wöchentlichen Telefonate führen wir nun alle zwei bis drei Tage.“

Doch nicht nur der Chef der hiesigen Unparteiischen muss die Zeit überbrücken, sondern auch die zahlreichen anderen aktiven Schiris. So vermisst auch Janne Kühsel die Normalität: „Mich betrifft die Aussetzung sehr, da der Fußball in meiner Freizeit einen großen Teil einnimmt und ich fast jedes Wochenende samstags und sonntags auf dem Platz stehe. Nun habe ich über einen Monat kein Spiel mehr geleitet, das ist ein ungewohntes Gefühl“, sagt der 23-Jährige. „Jetzt merke ich aber, wie ich mich an den Wochenenden erholen kann. Trotzdem freue ich mich, wenn ich wieder auf dem Feld stehe.“

Handy-Tracking als Motivation

Der Referee, der bis zur Landesliga eingesetzt wird, verbringt derzeit viel Zeit im Garten, liest Bücher oder spielt an der Playstation. „Außerdem versuche ich, regelmäßig joggen zu gehen. Aber ich muss jeden Lauf mit meinem Handy tracken, um mich zu motivieren“, erläutert Kühsel. „Es gab auch Wochen, in denen ich nichts getan habe, aber insgesamt glaube ich, dass ich nachher fitter als vor der Krise bin.“ Für ihn ist es außerdem sehr wichtig, dass bei einem möglichen Wiederbeginn die Gesundheit aller Beteiligten im Vordergrund steht.

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Das sieht auch Udo Stahl so. Vor rund zwei Wochen feierte er seinen 60. Geburtstag, die große Feier fiel aber aus den bekannten Gründen aus. „Ich würde mich freuen, wenn es weiter geht und ich meine Kollegen wiedersehen kann. Aber ich glaube nicht, dass das zügig passieren wird“, sagt der Referee, der seit 1976, nur mit einer kleinen Unterbrechung, Spiele leitet und aktuell in der Kreisliga pfeift. „Meine Freizeit verbringe ich derzeit mit meiner Frau, Renovierungsarbeiten und spazieren. Es ist schade, dass man sein Hobby nicht ausüben kann, aber die Gesundheit geht vor“, stellt er klar.

Auf gesunde Ernährung achten

Im Gegensatz zu Stahl ist Mike Schmitt gerade einmal ein Jahr Schiedsrichter. Trotzdem hat er schon viele Partien im Jugendbereich gepfiffen. „Am Anfang, als der Spielbetrieb eingestellt wurde, habe ich die Ausmaße mit Kontaktverbot und Maskenpflicht nicht erahnen können. Nun wartet man überall auf Neuigkeiten in allen Bereichen, wann eventuell wieder Normalität eintritt“, sagt der 20-jährige Student.

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Durch sein Studium verbringt Schmitt derzeit viel Zeit zu Hause und ist damit auch sehr eingespannt. „Täglich muss man sich neu organisieren, Material wird von den Dozenten zur Verfügung gestellt und Vorlesungen finden digital statt. Da bleibt nicht viel Zeit für Sport“, erläutert der Nachwuchsschiri. Daher achtet er mehr auf eine gesunde Ernährung. Wenn doch mal Zeit für Sport ist, geht er joggen.

„Ich möchte nicht in der Haut der Entscheider stecken“

Schmitt ist der Meinung, dass bis zu einem geregelten Sportbetrieb auf den Fußballplätzen noch einige Zeit verstreichen wird. „Ich möchte nicht in der Haut der Entscheider stecken, da die Situation problematisch ist und bei einem Saisonabbruch immer irgendwer meckern wird“, so Schmitt. „Für die generelle Lage wünsche ich mir schnellstmöglich wieder Normalität.“

Obmann Carlos Prada hat jedenfalls stellvertretend für alle Kollegen eine Botschaft an die Spieler und Trainer: „Wir können erst wieder pfeifen, wenn alle Anlagen frei sind. Wann auch immer das der Fall sein wird: Wir sind bereit.“