Oberhausen. Zweigleisige 3. Liga: Das wäre ein Traum für Vereine wie RWO, RW Essen oder Alemannia Aachen. Die werben beim DFB dafür.
Spätestens seit dem Wochenende wird in Deutschland wieder über Fußball diskutiert, und zwar den unterhalb der Bundesligen. Einer der Wortführer ist Rot-Weiß Oberhausens Präsident Hajo Sommers (61), mit dem die Sportredaktion sprach.
Wie groß war die Überraschung über den Vorstoß aus Elversberg, die 3. Liga künftig zweigleisig fahren zu lassen?
Hajo Sommers: Für mich war die Überraschung schön und groß. Schön, weil sich endlich mal in anderem Bereichen als nur im angeblich ewig nörgelnden Westen in dieser Hinsicht etwas tut, groß, weil Elversberg als ziemlich sicher feststehender Aufsteiger zur 3. Liga nicht im Verdacht steht, sich über ein Hintertürchen einschleichen zu wollen.
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Platz vier würde für RWO reichen
Für RWO würde der derzeitige Platz 4 ja gerade reichen. . .
Klar, ist ein schöner Nebeneffekt, aber ich darf mal ganz zart darauf hinweisen, dass ich diese Forderung schon seit Jahren erhebe. Mein zartes Stimmchen wird nur nicht immer wahrgenommen.
Es wäre jetzt vielleicht an der Zeit, sich Verbündete zu suchen?
Sehe ich auch so. Deswegen habe ich mich nochmals mit meinem Essener Kollegen Uhlig ausgetauscht, und wir werden noch weitere Leute ins Boot holen, die dann gemeinsam auftreten.
Die unsinnige Idee mit den Geisterspielen in Ligen, deren Vereine nahezu ausschließlich von Zuschauern und Sponsoren leben, die keine Abermillionen von irgendwelchen Fernsehsendern in den Allerwertesten geschoben bekommen, diese Idee hat selbst die sonst so lammfrommen Funktionäre auf die Palme gebracht. Und jetzt kommt die sympathische Elversberg-Idee, die Anhänger findet. Wir werden bei den zuständigen Verbänden nicht mehr nur den Befehlsempfänger spielen.
Bis zum Ende dieser Woche wollen sich Verbandsfunktionäre wieder Gedanken machen. Wahrscheinlich werden sie Terminrahmen vorlegen und Spielpläne, die alles sprengen, was der Fußballfreund jemals erlebt hat. Was werden die Vereine sagen?
Ich kann mir vorstellen, was wir und einige andere sagen werden, nämlich dass wir den Westdeutschen Fußballverband auffordern werden, sich der Idee aus Elversberg vollinhaltlich, hört sich doch gut an: vollinhaltlich, anzuschließen.
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Dabei ist mir auch klar, dass nicht alle West-Regionalligisten denken wie Aachen, Essen, Oberhausen. Denken wir jetzt mal an Rödinghausen und Verl mit ihren besonderen Sponsorenbedingungen und an die Vereine, für die die Regionalliga schon der Höhepunkt ist.
Die angeblichen Nachwuchsmannschaften der Bundesligisten können wir sowieso außen vor lassen. Wir sind also relativ auf uns gestellt, aber ich bin mir sicher, dass wir breiteste Sympathie haben. Ich hoffe und gehe eigentlich auch davon aus, dass nach der Sitzung am kommenden Mittwoch – erstmals übrigens als Videokonferenz - intensiv über eine neue Sachlage nachgedacht wird.
DFB könnte Problem jetzt aus der Welt schaffen
Beim letzten DFB-Bundestag war die Eingleisigkeit der 3. Liga bestätigt worden, die Regionalligen waren mit einer leicht veränderten Aufstiegsregelung abgespeist worden. Grundsätzliches will der DFB gern in Arbeitskreisen beschließen. Gibt’s da Platz für eine relativ spontane Idee?
Wenn nicht jetzt, wann dann? Der DFB sollte sich bei der klitzekleinen Mikrobe vom Stamm Corona bedanken, dass er mit einem Schlag ein Problem aus der Welt schafft, das er sich mit der Konstruktion 3.Liga/Regionalligen und der bescheuerten Aufstiegsregelung selbst hingesetzt hatte. Der DFB sieht sich gern als Hüter des Fußballs schlechthin, aber stiehlt sich aus der Verantwortung für die unteren Ligen.
Die Regionalliga zur obersten Amateurklasse zu erklären und sie in die Verantwortung der Landesverbände zu geben, spricht für eine völlige Verkennung der Fakten! In jeder Regionalliga spielen mehrere Klubs unter absolut professionellen Bedingungen, das hat mit Amateurfußball nichts zu tun. Und das weiß der DFB auch! Das Lizenzverfahren für die 3. Liga steht dem zu den Bundesligen in so gut wie nichts nach. Jetzt, wo das Corona-Virus die Welt sozusagen stilllegt, beim Fußball so zu tun, als würde da ein kleiner Betriebsunfall eine gut geölte Maschinerie kurzzeitig aus dem Takt zu bringen, kann nicht die Lösung sein.
Die Verbände in England Österreich, Italien, Türkei sind in der Beziehung weiter als wir. Jetzt ist die Zeit, eine radikale und gleichzeitig den Anforderungen der Zeit entsprechende Lösung durchzusetzen!
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Wie würde die lauten?
Sommers: Abbruch der laufenden Saison, 3. Liga Nord und Süd mit je 20 Mannschaften, fünf Regionalligen mit je 18 oder 20 Mannschaften, Beginn der Saison 20/21 am 1. September 2020 (wenn das Virus es zulässt), keine Winterpause – das wäre die Kurzform. Über Auf- und Abstiege und dergleichen kann man danach sprechen. Und über Verträge und Gültigkeit der Laufzeiten ist noch gar nichts gesagt worden.
Trainerfrage Ende April klar
Da wären wir bei einem anderen aktuellen Thema.
Ja, ich weiß und kann es kaum noch hören. Wer wird Nachfolger von Terra? Vor Ende des Monats kommt keine Entscheidung. Das hängt jetzt auch mit der Zukunft der Ligen zusammen. Wir haben Terranova immer in der Hinterhand, wir haben Dimi Pappas, und wir haben noch einen jungen Mann, von dem wir alle viel halten. Wer zu uns kommt, muss einen bestimmten Weg gehen wollen.
Welchen denn?
Bei uns läuft man nicht auf samtweichen Teppichen, zuletzt ist ja sogar der Rasen pappig geworden. Wir stehen auch immer vor Hindernissen, aber wir kommen aus Oberhausen!
Die Fragen stellte GUSTAV WENTZ