Oberhausen. Das Corona-Virus verändert das Leben der Menschen auf vielen Ebenen. Auch im Fußball. Die Sportredaktion sprach mit Trainern, wie sie planen.
Das Corona-Virus bremst und verändert derzeit das Leben der Menschen auf vielen Ebenen. Aber irgendwie wird es weitergehen. Irgendwann. So ist es die Pflicht eines jeden Vereins, über den Tellerrand, über die Corona-Krise hinauszuschauen. Denn: Wenn es wieder los geht, möchte man sich gut aufgestellt präsentieren.
Die Sportredaktion nimmt dies zum Anlass und hat bei einigen Vereinen in dieser Stadt nachgefragt, wie sie mit der Situation umgehen und fertig werden – und vor allem: Wie bereiten sich die Spieler auf eine mögliche Fortsetzung der Meisterschaft vor?
Die Kicker selbst wollen wissen, mit wem und für wen sie künftig die Stiefel schnüren werden. Zumal die Saison (wie berichtet) theoretisch inklusive aller Fristen vom Verband bis zum 30. Juni 2021 unter Ausnahmeregeln gestellt wurde. Auch wenn dies juristisches Geplänkel ist, bleibt gute Planung alles. Wir haben mit Trainern und Funktionären im Oberhausener Amateurfußball gesprochen.
Julian Berg (Spvgg. Sterkrade-Nord): Ich habe meinen Spielern einen individuellen Plan für Kraft- und Ausdauertraining mitgegeben. Von Kontrollen halte ich nichts. Aus eigener Erfahrung als Spieler weiß ich: Je mehr man diktiert bekommt, desto weniger Lust hat man darauf und umso weniger hält man sich an die Vorgaben. Die Jungs halten sich nach bestem Gewissen fit, da mache ich mir keine Sorgen.
Ziele? Die Jungs sollen sich so fit halten, dass sie bei einer möglichen Fortsetzung der Saison in der zweiwöchigen Vorlaufzeit wieder auf Betriebstemperatur kommen und für den Ernstfall gewappnet sind.
Im Augenblick hängt man zwischen den Stühlen und. Ein Saisonabbruch und Nichtaufstieg sind nicht auszuschließen. Natürlich lässt es sich als Tabellenführer leicht sagen, aber gerecht wäre es ebenso wenig. Auf der anderen Seite: Soll Hö-Nie jetzt absteigen, weil sie gerade zwei Punkte unterm Strich stehen, aber noch drei Nachholspiele mehr in der Hinterhand haben als die Konkurrenz? Das wäre auch nicht fair.
Udo Hauner (SV Adler Osterfeld): Wir waren gerade richtig gut in Form und hätten am vergangenen Wochenende mit Sicherheit Überruhr (Anm.d.Red. Tabellenführer der Bezirksliga Gruppe 6) geschlagen. Na gut, war ein Scherz.
Ich habe meinen Jungs keine Vorgaben gemacht. Bringt auch nichts. Wir stehen in der Tabelle jenseits von Gut und Böse. Wir können weder auf- noch absteigen. Außerdem sind wir in der Bezirksliga und nicht in der Regionalliga. RWO und RWE können das machen, aber nicht wir. Wir müssen uns darüber keinen Kopf machen.
Georg Mewes (Spvgg. Sterkrade 06/07): Der Fußball fehlt. Ich bin gespannt, wie die Verantwortlichen entscheiden werden. Das wird alles andere als einfach, hier eine gerechte Lösung zu finden. Ich glaube, die Saison wird nicht zu Ende gespielt. Ich schlage vor, der Erste steigt auf, es steigt keiner ab. Und man erhöht in der neuen Saison die Anzahl der teilnehmenden Mannschaften. Das hätte ich auch gesagt, wenn wir weiter oben stehen würden.
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Die Spieler können nichts machen. Sie können nicht in die Mucki-Bude, nicht in die Disco. Also joggen sie, um überhaupt rauszukommen. Der eine oder andere schickt mir Fotos und Screenshots von seinen Läufen. In der Sommer- oder Winterpause muss man den Jungs Trainingspläne an die Hand geben, aber nicht in der derzeitigen Situation. Das läuft allein.
Jens Szopinski (Arminia Lirich): Da ich ohnehin lieber gestern als morgen plane, haben wir unsere Planungen für die kommende Saison bereits vor der Corona-Krise abgeschlossen (siehe Meldung rechts). Sicher: Zwei oder drei Neuzugänge werden dazu kommen, aber im Großen und Ganzen steht der Kader. 17 aktuelle Spieler haben zugesagt. Der Vorstand und ich waren akribisch in unseren jeweiligen Whatsapp-Gruppen aktiv und haben an den nötigen Stellschrauben gedreht – intern und extern. Das bisherige Ergebnis kann sich sehen lassen.
Damit die Jungs fit zurückkehren – ob zur neuen oder zur aktuellen Saison – haben wir eine Runtastic Challenge ins Leben gerufen. So sind die Jungs an der frischen Luft und können sich mit ihren Waldläufen, die immer einzeln absolviert werden, gegenseitig pushen. Danach wird immer ein anderer Spieler nominiert und muss ein Foto und das Ergebnis seines Laufs in die Gruppe stellen. Wir machen aus der Not eine Tugend.
Dennis Zimmert (SC Buschhausen 1912): Bei uns haben bereits alle Spieler verlängert. Bis auf Pascal Daus, er wird am Ende der Saison seine Schuhe an den Nagel hängen. Mit Lukas Hartmann von SF Königshardt II haben wir uns einen externen Neuzugang geangelt, zwei oder drei werden folgen. Das Gros der Planungen war vor der Krise abgeschlossen, wir haben sehr früh Gespräche geführt. Alles weitere haben wir telefonisch vereinbart.
Manolo Dente (SV Concordia): Eine konkrete Planung ist bei uns schwierig. Wir tappen wegen unseres Tabellenplatzes (Anm.d.Red. Platz 15) im Dunkeln. Nach der bisherigen Saison haben wir kein weiteres Jahr in der Kreisliga A verdient. Fakt ist, dass uns einige Spieler verlassen. Aber wir haben bereits Ideen für die neue Saison, die ich jetzt aber noch nicht verraten möchte.
Ich unterhalte mich mit potenziellen Neuzugängen ungern am Telefon. Ich will den Jungs im persönlichen Gespräch in die Augen schauen können.
Christian Bak (SF Königshardt II): Als zweite Mannschaft hat man es mit den Planungen immer schwerer. Wir haben bereits im Winter vier Neuzugänge geholt und der Großteil der aktuellen Jungs bleibt. Momentan halte ich das Team via Whatsapp zusammen, schreibe die Jungs auch einzeln an, um zu signalisieren, dass sie nicht aus dem Kopf sind.
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Ein großes Problem ist der fehlende persönliche Kontakt – gerade bei potenziellen Neuzugängen. Selbst wenn sie zusagen, weiß man ja nicht, ob die in drei Monaten – oder wann es auch immer weitergeht – noch Bock haben. Noch komplizierter verhält es sich mit den U15-Mädchen, die meine Frau Anke und ich als Co trainieren. Wir spielen in der Niederrheinliga und gehen leistungsbezogen zu Werke. In dem Bereich ist es schwer, Freundschaftsspiele zu organisieren. Da fährt man auch mal 100 Kilometer. Das alles fällt jetzt weg.
Das sind Probleme, an die man erst einmal im Seniorenbereich nicht denkt. Ich denke, wir werden irgendwann im Sommer wieder von vorne anfangen – in allen Bereichen.