Oberhausen. Die Zeit bei RWO als Profi-Torwart war die schönste seiner Laufbahn. Jetzt heuert Olli Adler als Co beim VfB Homberg an.

Eher beiläufig war in den letzten Tagen in Fußballerkreisen mal wieder die Rede von Oliver Adler: Er werde beim VfB Homberg künftig Co- und Torwarttrainer. Wer da – außerhalb Hombergs – aufhorcht, sind Oberhausener, denn „Olli“ gilt als Kleeblatt durch und durch – obwohl er diverse Stationen gesammelt hatte.

„Bei Rot-Weiß hatte ich meine intensivste und sportlich beste Zeit“, blickt der einstige Torwart sachlich und ruhig zurück: „Mit den Rot-Weißen habe ich mir meinen Traum aus Kindheit und Jugend erfüllt. Ich bin Profi geworden und für ein paar Jahre geblieben. Rot-Weiß Oberhausen werde ich nie vergessen, und man trifft sich ja auch immer wieder.“

Schon Scout beim VfB

In der Tat hat Adler auch in der laufenden Saison das Team von der Emscherinsel mehrfach beobachtet, weil er dem VfB Homberg als Scout Dienste leistet. „So ein Job ist auch nicht uninteressant“, urteilt er, „aber ich wollte doch lieber wieder auf dem Platz stehen.“ Dass der VfB Homberg seit ein paar Jahren schon der Verein seiner Wahl ist, hat ganz praktische Gründe: „Ich bin in ein paar Minuten da, das Stadion ist ja fast um die Ecke“, erzählt der seit Jahren in Moers wohnende gebürtige Duisburger.

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Die Nähe zum VfB Homberg ist nicht nur eine räumliche, sondern auch eine – und das passt zu ihm – höchst menschliche: Günter Abel, alter Kumpel aus Kleeblatt-Zeiten, suchte als Trainer des VfB mal seine Unterstützung, und mit dem jetzigen VfB-Coach, Stefan Janßen, verbindet ihn die gemeinsame Erfahrung mit Günter Bruns.

Da gibt es viele Verbindungen

Janßen war als Spieler des SV Adler Osterfeld bei Bruns zum Klasse-Verteidiger mit hohem taktischen Verständnis gereift, mit Bruns als Trainer war Adler in die 2. Bundesliga aufgestiegen, er begleitete ihn auch bei Arminia Klosterhardt als Co-Trainer.

Der 52-Jährige hatte einst lange mit einer Zukunft im Fußball geliebäugelt, Trainer wäre was für ihn, hatte er festgestellt, und zu aktiven Zeiten hatte er bereits Lehrgänge besucht, die schließlich bis zum A-Schein führten. Übrigens kann man damit bis zur Regionalliga trainieren. . .

Sicherheit geht für Olli Adler vor

Dass er den letzten Schritt nicht tat, hat mit seiner Erdung zu tun: „Sicherheit“, sagt er knapp. Nachdem er 2012 bei RWO – also in der Basler-Ära – aufgehört hatte, weil er nicht ausschließlich Torwarttrainer sein wollte (Basler brachte einen „Spezi“ als „Co“ mit), orientierte er sich und landete bei der Ruhrkohle AG. In Osterfeld betreut er das RAG-Haus, in dem Seminare und ähnliche Veranstaltungen stattfinden, und das mag er: „Kontakt zu Menschen ist da, man muss sich um viele Sachen kümmern, hat ein gesichertes Einkommen und noch Zeit für den Fußball.“

Ohne Fußball könnte er wohl nicht. In der Grunewald-Kampfbahn des Duisburger FV 08 verbrachte er seine Jugendzeit (lernte dort auch Frau Andrea kennen). Und ob am Uhlenkrug für Schwarz-Weiß Essen, im Schatten der alten Radrennbahn beim SC Preußen Brück in Köln oder schließlich an der Landwehr beim SC Rot-Weiß – Adler war immer weit vor Trainingsbeginn da und ging meist als Letzter. „Fußball“, sagte er mal, „ist für mich das absolut interessanteste Spiel der Welt. Ich habe noch nie ein langweiliges Spiel gesehen.“

Viel Lob von Fred Bockholt

Kein Wunder, dass es Trainer gibt, die nichts als Lob für ihn haben. Fred Bockholt, der als „Entdecker“ Adlers gilt, ihn schon beim ETB beobachtet hatte und schließlich 1994 zu RWO lotste: „Schon als Amateur war der Oliver Profi durch und durch. Absolut verlässlich, immer ehrlich. Er schonte sich nicht, kannte auf dem Platz keine Verwandten und strahlte eine sagenhafte Ruhe aus.“ Vor allem im Spiel Eins-gegen-Eins hatte der breitschultrige gelernte Stuckateur seine stärksten Momente, denn er stand bis zum Schluss, wuchs vor dem Gegenspieler, mutierte zur Schrankwand.

Torleute gelten bisweilen als „verrückt“. Manchmal nicht ganz zu Unrecht, wenn man an Tim Wiese oder Toni Schumacher oder Jens Lehmann denkt. Oliver Adler war nie der Mann fürs Extreme, kein Minipli im Haar, keine Bilder auf den Armen, keine Flausen im Kopf.

Jetzt ist er bald wieder auf dem Platz statt auf der Tribüne zu sehen – nächste Saison vermutlich in der Oberliga, aber da wird auch kein schlechter Fußball gespielt. Wie schön, dass so einer wieder am Ball ist.