Oberhausen. Die Sportstätten in Oberhausen sind wegen der Corona-Krise stillgelegt. Doch hält sich jeder daran? Die Sportredaktion wagte einen Rundgang.
Die Coronavirus-Pandemie hält Oberhausen in Atem. Das gesellschaftliche Leben der Stadt wird drastisch heruntergefahren, damit auch hier der Verbreitung dieses neuartigen, lebensbedrohlichen Erregers Einhalt geboten wird. Der regelmäßig tagende und über die verschiedenen Kanäle vorbildlich informierende Krisenstab der hiesigen Stadtverwaltung veröffentlichte am vergangenen Mittwoch die Allgemeinverfügung der Landesregierung. Der konkretisierende Erlass beinhaltete unter anderem die Schließung etlicher öffentlicher Einrichtungen, darunter auch sämtliche Sportstätten.
In der Redaktion reifte flugs die Idee, an diesem Wochenende mal einige Sportplätze in Augenschein zu nehmen. Kardinalfrage: Hält sich der überwiegende Teil der Bevölkerung tatsächlich an das auferlegte Dekret oder stellen vermehrt unverbesserliche Egomanen ihren in dieser eingeschränkten Situation unangebrachten Bewegungsdrang über das Allgemeinwohl? Vorweg: Bis auf einige spärliche Ausnahmen sind die Oberhausener Bürgerinnen und Bürger für die Meidung sozialer Kontakte sensibilisiert – Problem erkannt, Gefahr gebannt.
Coronavirus: Ein Frisches vom Fass gibt’s vorerst nicht
Neben der Berichterstattung in Funk und Fernsehen ploppen gerade in den sozialen Medien in diesen Tagen fast stündlich vermeintliche Meldungen zu ausufernden Corana-Partys in Parkanlagen oder Menschenansammlungen in Straßencafés auf. Rücksichtnahme? Solidarität? Fehlanzeige! Dagegen mutet der Ortsteil Dellwig wie ein gespenstisches, trostloses Dorf an. Die Traditionskneipe Matecki hat ihre Schotten dicht gemacht. Ein Frisches vom Fass gibt’s vorerst nicht.
Vereinzelt tragen Bewohner ihre (dosierten) Wochenendeinkäufe besonnen zurück ins traute Heim. Der Winter ist an diesem Samstag mit einstelligen Temperaturen und eiskaltem Nordost-Wind kurzzeitig zurück. Die strahlende Sonne lädt jedoch förmlich zu Aktivitäten unter freiem Himmel ein. Nur: Den Sportplatz am Klaumer Bruch beherbergen allenfalls ein paar unkoordiniert umher tippelnde Aaskrähen.
Kinder, Kinder, vorbildlich!
Der vorgelagerte Bolz- und Spielplatz ist ebenso verwaist. Spiel, Spaß und Spannung gibt’s nun anderswo. Sollten die Kids nicht gerade über bildende Bücher hocken und ihre online gestellten Schulaufgaben akkurat erledigen, werden womöglich die Konsolen-Gamepads einer intensiven Belastungsprobe unterzogen. #stayathome – gut so, wie und womit auch immer.
Von der einladend weitläufigen Anlage an der Mellinghofer Straße, die für gewöhnlich den Kickern vom TBO und Spiel-Club 20 eine sportliche Heimat bietet, gehen keinerlei Geräuschemissionen aus. Ein Stückchen weiter an der Tiroler Straße ist’s genauso mucksmäuschenstill. Kinder, Kinder, vorbildlich!
„Wir haben verstanden“
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Nächster Halt: Schönefeld. Aha, erwischt! Eine Kleingruppe von sechs pubertierenden Jugendlichen wechselt ein paar Meter vom verschlossenen Eingangstor entfernt ihre Shirts. „Wir sind ja quasi schon wieder weg. Zwei wirklich sympathische Herren von der Sportverwaltung haben uns eben hier schon angetroffen und freundlich, aber bestimmt auf das Betretungsverbot aufmerksam gemacht. Wir haben verstanden“, erzählt der mutmaßliche Rädelsführer, mit einem Ball vor seinem Sixpack platziert, munter aus dem Nähkästchen. Verschmitzt grinsend in der Mimik, aber gleichwohl authentisch und reumütig. So kommt’s rüber. Die Jungs haben offenbar verstanden.
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In Alstaden stehen am Nachmittag ein paar handverlesene Autos auf dem Parkplatz des ansässigen Discounters. Das neue, chic gepflasterte Areal an der Kuhle wartet eigentlich nur darauf, aus allen Nähten zu platzen. Wieder diese unheimlich wirkende Leere, weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Da, wo sich sonst der Nachwuchs von Schwarz-Weiß zur Ausübung der schönsten Nebensache der Welt in wuseligen Massen tummelt.
Arminia Lirich feiert in diesem Jahr 100. Geburtstag
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Oder gleich nebenan beim befreundeten TuS, dessen nach Freiluft gierende Mitglieder die gelben Filzbälle mitunter gepflegt übers Netz dreschen – Fußballsport, weißer Sport, gar kein Sport. Die Liricher Sportkollegen scheinen sich ebenso in den eigenen vier Wänden verschanzt zu haben. Sowohl an der Tulpenstraße bei Blau-Weiß als auch am Heinrich-Jochem-Platz ist rege Betriebsamkeit aktuell ein respektables Fremdwort.
Arminia Lirich jubiliert immerhin in diesem Jahr. Einer der Vorzeige-Klubs in Sachen Jugendförderung würde im nahenden Sommer nur zu gern seine Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen begehen und Covid-19 dafür einen gezielten Tritt in den Allerwertesten verpassen.
Hoffen auf Normalität
Positiv bleiben, heißt es im Schatten der Müllverbrennungsanlage. In der Ruhe liegt die Kraft.
Zu guter Letzt ist die schmucke Schulsportanlage an der Mülheimer Straße einen Besuch wert. Drei Teenager verlassen bei Ankunft gerade die eingefriedete Streetbasketball-Fläche. Der Schreiberling ist kurz verdattert, als er vom geschätzt 14-jährigen Maximilian gefragt wird: „Was passiert eigentlich, wenn die Pandemie abgesagt wird?“
Dann, ja dann kehren wir hoffentlich alle wieder zur uns bekannten und geschätzten Normalität zurück. Bis dahin gilt allerdings: Passt auf Euch auf und bleibt gesund!