Oberhausen. Der Oberhausener Kanu-Verein lädt seine Jugendlichen zu Spielrunden am Computer ein. So werden Kontakte auch ohne Training gepflegt.
Die Mitglieder im Oberhausener Kanu-Verein lieben den sportlichen Auftritt an der frischen Luft und in der freien Natur. Wanderfahrten gibt’s, Touren durch Utrechter Grachten etwa, auch das Wildwasser auf Lenne oder Erft werden gern besucht. Das traditionelle Abpaddeln zwischen Oberhausen und Mülheim ist den OKVlern lieb und heilig. Doch derzeit sieht alles anders aus: „Wir bleiben zu Hause“, heißt es in diesen Tagen des Sportverbots für Trainingsgruppen. Der Bezirkswaldlauf, klassischer erster Jahrestermin der Kanuten, hätte am vergangenen Wochenende steigen sollen und wurde natürlich abgesagt.
An das Sportverbot hält sich der Oberhausener Kanu-Verein von 1928 diszipliniert. Aber mit einer prima Idee ist Pressewart und Übungsleiter Mark Panek jetzt für die Jugend um die Ecke gekommen, Svea Guntermann, seine wahrscheinliche und baldige Nachfolgerin in der Öffentlichkeit, hat die Idee skizziert. Jugendtraining 2.0 nennen die beiden das. Einsteiger war das bei Jugendlichen beliebte Spiel Werwölfe.
Vereinsleben ist komplett stillgelegt
Der Trainingsbetrieb ist eingestellt und auch alle anderen Gruppen- sowie Einzelaktivitäten rund um das Vereinsleben wurden abgesagt. Als besonders jugend- und familienfreundlicher Verein wollten die Übungsleiter jedoch nicht komplett den Kontakt zu den Jugendlichen verlieren. Zur normalen Trainingszeit am Mittwoch lud Trainer Panek zu einem virtuellen Treffen ein.
Panek hatte dieses in seinen Grundzügen einfache, aber spannende Spiel digitalisiert und die Trainingsgruppe traf sich übers Netz an den eigenen Computern. Panek: „Bei der ersten Ausgabe hatten wir zwölf Teilnehmer, aber beim nächsten Mal wollen noch mehr dabei sein“, freut er sich, dass die Idee so gut ankommt. Denn alle haben wegen ausgefallener Schule und des Sportverbotes nun viel zu viel Zeit. Panek: „Wir halten uns daran und gehen nicht aufs Wasser, auch nicht allein. Wir wollen dazu beitragen, dass wenig Kontakt zustande kommen.“ Außer den virtuellen.
Die hatte Panek Anfang des Jahres mit Microsoft Team eröffnet, einer Schaltstelle und Kommunikationsplattform, prima für Vereine geeignet. Zunächst wurden alle Übungsleiter vernetzt, jetzt die Jugendlichen. Panek: „Bei uns wurde ja nicht nur der Sportbetrieb, sondern der gesamte Verein komplett geschlossen. Aber wir wollten weiter die sozialen Kontakte pflegen und haben diesen Weg gefunden.“ Per SMS und E-Mail hat die Spielrunde, 13 bis 30 Jahre jung, dann kommuniziert.
Die nächste Spielrunde ist zum nächsten Trainingstag am Montag, 17.30 bis 19.30 Uhr. Panek überlegt jetzt, welche Spiele sich noch ohne allzu großen Aufwand in die digitale Welt überführen lassen können.
Montag geht’s weiter
40 Jugendliche gehen derzeit beim OKV ihrem Lieblingssport Kanu auf dem Kanal oder sonstwo nach. Nur das geht derzeit nicht, also geht es an den Computer. Dann wird das Handy parat gelegt und auf die Anweisungen des Spielleiters gewartet. Alle Teilnehmer konnten sich so per Webcam ins Gesicht sehen und miteinander sprechen. Eigentlich recht simpel, aber in der momentanen Zeit ein absoluter Lichtblick, um den Kontakt zwischen den Jugendlichen aufrecht zu erhalten. Neben dem regen Austausch wurden mit sehr viel Elan zwei Stunden lang Werwölfe und Hexen gejagt.
Die Jugendlichen hatten ihren Spaß, die Übungsleiter konnten mit der ganzen Gruppe spielerisch in Kontakt treten, und der Nachmittag zu Hause war für alle Beteiligten nicht so arg langweilig. Also ein Gewinn für alle Seiten. Beim OKV weiß man: Man muss zur Zeit einfach kreativ sein und den Kopf nicht in den Sand stecken.
Auch wenn es schwer fällt: „Bei diesem Traumwetter möchte ich am liebsten die Gardinen zuziehen, denn natürlich wären wir jetzt alle am liebsten auf dem Wasser. Die Saison geht bei uns doch jetzt erst richtig los“, fällt es Panek manchmal doch schwer, die Füße still zu halten.