Mülheim. Beim HTCU läuft es in der 1. Hockey-Bundesliga nicht rund. Auch die letzten Jahre waren beim Rekordmeister eher mäßig. Zeit, Einiges zu überdenken?

  • Platz neun in der Liga, sechs Niederlagen und mit 31 Gegentoren die schlechteste Defensive – die 1. Hockeyherren vom HTC Uhlenhorst stecken aktuell in einer richtigen Krise.
  • Den vor der Saison herausgegebenen Entwicklungszielen, bspw. die Stärkung der Abwehr, hängt man beim HTCU meilenweit hinterher. Auch die Kaderentwicklung lässt zu wünschen übrig.
  • Trainer Thilo Stralkowski, dessen Ära in Mülheim bisher eher mäßig verlief, äußert sich zu all dem. Er sieht sich immer noch richtig auf dem Posten und will an den bisherigen Strategien festhalten.

„Ich versuche immer, das Beste für den Uhlenhorst herauszuholen. Und auch wenn die Ergebnisse gerade nerven, haben sie mir keine Sekunde den Spaß geraubt.“ Thilo Stralkowski sieht sich immer noch in der Lage, die Situation beim HTC Uhlenhorst Mülheim in dieser Saison noch zum Guten zu wenden. Aktuell ist die nicht sehr rosig.

Dabei herrschte Mitte September noch eitel Sonnenschein über dem Uhlenhorst. Im wahrsten Sinne. Bei bestem Wetter strömten hunderte Hockeyfans zum Eventspieltag des HTCU. Mittlerweile macht sich rund um die erste Mannschaft aber durchaus Tristesse breit. Nachdem die Mülheimer zuletzt dreimal in Folge das Final Four verpassten, steht aktuell sogar die Play-off-Teilnahme auf dem Spiel.

31 Gegentore: HTC Uhlenhorst verfehlt ein Saisonziel bisher klar

Denn in der zwölfköpfigen Bundesliga wird der deutsche Rekordmeister zurzeit nur auf dem neunten Platz geführt. Grund dafür sind vor allem die sechs Auswärtsspiele, die der HTCU ausnahmslos verloren hat, während er die drei Partien im heimischen Waldstadion für sich entscheiden konnte.

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Ein Saisonziel haben die Männer mit der Eule auf der Brust dabei bisher klar verfehlt: Trainer Thilo Stralkowski wollte seiner Mannschaft eine neue Defensiv-DNA verpassen. Die Realität sind 31 Gegentreffer – die meisten in der Liga. „Daran sieht man, dass die Zielformulierung doch absolut korrekt war“, sagt Stralkowski. Individuelle Fehler würden sein Team immer wieder unnötig ins Hintertreffen bringen.

Uhlenhorst Mülheim: Falsches Ausbildungskonzept?

„Fakt ist, dass die Gegner viel zu wenige Chancen brauchen, um Tore gegen uns zu erzielen. Wir haben da noch nicht die richtigen Knöpfe gefunden“, hadert der Trainer, betont aber, dass es sich nicht um taktische oder systematische Probleme handelt, weswegen er auch nicht das große Ganze in Frage stellen will. „Es bleibt ein Prozess, dass die Spieler noch mehr zu Defensivspezialisten werden. Am Uhlenhorst denken wir natürlich immer offensiv und werden so ausgebildet“, weiß der Coach.

1. Hockey Bundesliga der Herren: Vier Spieler und der Torwart des HTC Uhlenhorst Mülheim verteidigen auf fast einer Linie das Tor im Spiel gegen Rot-Weiß Köln.
Ein absolutes Manko beim HTC Uhlenhorst Mülheim in dieser Saison – und auch schon davor: die Defensivarbeit. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Muss der Verein also sein Ausbildungskonzept überdenken? „Nein, den Weg kann und sollte man nicht grundsätzlich ändern. In der Jugend musst du offensivstark sein, um Titel zu gewinnen. Aber wir müssen auch Defensiv-Skills und Abwehrtechniken ausbilden“, erklärt der Olympiasieger von 2012.

Mülheimer Hockey-Bundesligist fehlt die Breite im Kader, kein Geld für Spieler von außerhalb

Was er daneben als Problem ausgemacht hat, ist die fehlende Breite im Kader. „Unsere Mannschaft ist gut, wenn aber fünf oder sechs Spieler ausfallen, dann können wir die nicht kompensieren, während andere einen 23-Mann-Kader haben und jedes Wochenende noch Spieler aussortieren müssen“, so Stralkowski.

Auf externe Neuzugänge musste der HTCU in diesem Sommer komplett verzichten. „Es hätte schon fünf, sechs interessante Spieler gegeben, mit denen wir auch gesprochen haben“, so der HTCU-Coach. Es scheitere aber stets an den Gehaltsvorstellungen. „Es gibt mittlerweile ein paar Vereine in der Liga, die unheimlich hohe Gehälter zahlen können“, weiß Stralkowski.

HTC Uhlenhorst Mülheim: Auch Jugendarbeit lässt in letzter Zeit zu wünschen übrig

Neid empfinde er da keinen. „Ich freue mich für die Liga, dass so viele Topstars dabei sind und dass es bei einem Klub wie Polo Hamburg, der mit Finanzkraft aufgebaut wurde, jetzt auch so gut läuft.“ Was aber heißt das für den HTCU? „Wir werden immer der Jugendausbildungsverein sein, wenn nicht jemand als Investor kommt und einsteigt. Wir haben dazu das große Glück, dass die Nationalspieler uns unheimlich loyal sind“, betont Stralkowski, der schon selbst als Spieler besser dotierte Angebote ausschlug.

Hockeyspieler Henrik Mertgens vom HTC Uhlenhorst Mülheim steht auf dem Platz. In der Hand seinen Hockeyschläger, er macht eine Bewegung nach links, steht mit angewinkeltem linken Arm und Bein dar. Da rechte Bein ist schräg ausgestreckt.
Henrik Mertgens und sein Bruder zählten zu den letzten externen Neuzugängen, die den Weg zum Uhlenhorst fanden. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Aber auch die eigene Jugend liefert längst keine Talente mehr vom Format eines Timm Herzbruch oder eines Lukas Windfeder. Die U16 ist an diesem Wochenende zwar beim Final Four um die Deutsche Meisterschaft favorisiert, doch die Zeiten, in denen alle männlichen Teams für die DM-Endrunden beinahe gesetzt waren, sind vorbei. Die U18 etwa scheiterte – wenn auch dramatisch im Penaltyschießen – schon in der Zwischenrunde.

Hockey Bundesliga: Die Bilanz des HTC Uhlenhorst Mülheim unter Thilo Stralkowski

Trotz aller Erklärungsversuche, unterm Strich sind die ganz großen Erfolge beim deutschen Rekordmeister unter Trainer Thilo Stralkowski seit dem DM-Finale 2021 ausgeblieben. „Es war mir klar, dass es kein Selbstläufer wird“, betont der Coach, der den HTCU damals gemeinsam mit Johannes Schmitz als Meister übernahm. An Schmitz‘ Stelle rückte später Mirko Stenzel.

Auf die Vizemeisterschaft in der Corona-Saison folgte ein überraschendes Viertelfinal-Aus 2022 gegen Polo und die von vielen Verletzungen geplagte Saison 22/23, die für den HTCU sogar in der Abstiegsrunde endete. Im vergangenen Jahr meldeten sich die Mülheimer dann als Vorrunden-Meister zurück – um gleich im Viertelfinale gegen den Club an der Alster auszuscheiden. „Das ist die einzige Viertelfinalserie, die richtig wehtut“, blickt Stralkowski ungern zurück.

Der Coach verweist lieber auf das berühmte Beispiel des Clubs an der Alster, den nächsten Gegner am Samstag um 14 Uhr im heimischen Waldstadion. Die Hamburger beendeten die reguläre Saison 2011 nur auf Rang acht – und wurden am Ende (im Finale gegen den HTCU) Meister.