Mülheim. „Ich wurde mal gefragt, warum machst du das“, sagt Burkhard Cremer. Interview über die Highlights, die Tiefpunkte und die „Bezahlung“.
Der TSV Heimaterde hat auf seiner Jahreshauptversammlung einen neuen Vorstand gewählt. Burkhard Cremer ist nach vierzehn Jahren als Vorsitzender nicht mehr angetreten und hinterlässt große Fußspuren. Über seine lange Zeit beim TSV hat er mit Jonathan Ueding gesprochen.
Burkhard Cremer, Sie haben nach vierzehn aktiven Jahren im Vorstand des TSV Heimaterde Ihr Amt niedergelegt. Wie fühlen Sie sich mit dieser Entscheidung?
Ich fühle mich gut damit, weil es im letzten Jahr eigentlich schon mein Wunsch war. Da wir allerdings noch niemanden gefunden hatten, mussten wir jetzt über ein Jahr nach einer passsenden Neubesetzung suchen. Im Dezember 2023 habe ich dann einen „Brandbrief“ an alle Mitglieder verfasst, durch den wir auch einen guten Kandidaten für uns gewinnen konnten. Leider hat dieser dann aber zwei Wochen vor unserer Jahreshauptversammlung noch abgesagt und wir mussten nochmals in intensive Gespräche gehen, um die Zukunft des Vereins zu sichern.
Aber Sie sind fündig geworden. Thomas Nienhaus ist der neue 1. Vorsitzende. Simon Scholz übernimmt die Rolle des Stellvertreters von Achim Zahn. Hinzu kommen Alexander Walz als Schatzmeister und Christina Dauksch in der Geschäftsführung.
Ja, mit ihnen haben wir kompetente Nachfolger finden können. Die Beiden sind selbst schon viele Jahre im Verein tätig und haben auch im Abteilungsvorstand schon Erfahrungen gesammelt. Dementsprechend kann ich jetzt mit einem guten Gefühl loslassen und bin auch froh, dass ich das Tagesgeschäft, welches ich 14 Jahre innehatte, guten Gewissens abgeben kann.
Sie selbst haben Ihre Kindheit gar nicht beim TSV verbracht, wie sind Sie damals zum Verein und an die Arbeit im Vorstand gekommen?
Ich bin durch meinen Sohn zum Verein gekommen. Er wollte kicken, also haben wir ihn beim TSV angemeldet. Schon zu Beginn stand ich gerne an der Seitenlinie und wollte die Trainer unterstützen. Ich habe dann recht schnell die Mannschaftskasse übernommen und viele Jahre den Jahrgang meines Sohnes aktiv mitbetreut. Das fiel auch anderen bei Heimaterde auf. 2010 gab es dann eine Vorstandswahl und es wurden neue Kräfte gesucht – zu der Zeit war ich selbst noch gar kein Vereinsmitglied. Markus „Radi“ Rademacher, der neue Geschäftsführer, hat mich dann tatsächlich bei mir im Garten gefragt, ob ich nicht den zweiten Vorsitzenden machen will. Ich habe zugesagt und wurde dann in den Vorstand gewählt und nur drei Jahre später auch zum ersten Vorsitzenden ernannt.
Vierzehn Jahre sind eine lange Zeit. Wenn Sie darauf zurückblicken, welche Höhen haben Sie im Verein erlebt?
Da würde ich gerne zwischen den Abteilungen unterscheiden. Bei den Fußballern steht die Platzanlage im Fokus. Als ich 2010 angefangen habe, da war an der Stelle des heutigen Kleinspielfeldes noch ein ungenutztes Beachvolleyballfeld und zwei Tennisplätze. Daraus ist quasi ein dritter halber Platz geworden, den wir dringend benötigt haben. Das, zusammen mit dem Umbau des Großfeldes zum Kunstrasenplatz, der Erneuerung der heruntergekommenen Kabinen- und Duschräume und die komplizierte Umsetzung der Maßnahmen des Programms „moderne Sportstätten“ würde ich als Highlights bei der Fußballabteilung sehen. Beim Badminton wäre das der Gewinn des Grünen Bands für vorbildliche Talentförderung im Verein. Das kann nicht jeder vorweisen und darauf können wir sehr stolz sein. Auch die hervorragenden Leistungen sind hier zu nennen, die dazu geführt haben, dass 2018 Selin Hübsch als Talent des Jahres und ein Jahr später als Sportlerin des Jahres in Mülheim ausgezeichnet wurde. Generell möchte ich noch hervorheben, dass wir die Digitalisierung enorm nach vorne gebracht haben und pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum nächstes Jahr unsere Historie auf knapp 3000 Seiten nahezu vollständig rekonstruieren konnten – wer kann denn das von seiner Vereinsgeschichte behaupten?
Aber es muss doch auch Tiefpunkte gegeben haben, oder?
Corona war auf jeden Fall eine harte Zeit, auch wenn wir unseren Mitgliederrückgang aus dieser Zeit mittlerweile wieder egalisiert haben. Wir waren aber die Ersten, die unter den gegebenen Hygienemaßnahmen unseren Mitgliedern wieder Sport ermöglicht haben – da kann man stolz drauf sein. Weitere negative Erfahrungen waren der Abstieg der ersten Fußballmannschaft in die Kreisliga B, den wir mittlerweile mit dem Wiederaufstieg aber hinter uns lassen konnten, sowie die Tatsache, dass wir es beim Badminton noch nicht schaffen, die Senioren mit der hervorragenden Jugendarbeit ausreichend zu stärken.
Was hat Ihnen rückblickend am meisten Spaß gemacht in Ihrer Zeit beim TSV?
Ich wurde mal gefragt, warum machst du das alles, was bringt dir das eigentlich? Wissen Sie, ich habe selbst als Kind in Vereinen Sport getrieben und das wäre ohne Ehrenamtler niemals möglich gewesen. Deshalb war meine Motivation immer: Das gibst du auch zurück, du machst auch ein Ehrenamt. „Bezahlt“ wird das dann, wenn ich oben auf der Terrasse stehe und sehe da unten die Mädels und Jungs rumlaufen, die voller Eifer und Spaß bei der Sache sind. Und dann guckst du in das Leuchten der Kinderaugen und dann weißt du, warum du es machst.
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