Mülheim. Ex-Nationalspieler David Odonkor über seine Pläne mit dem Landesligisten Blau-Weiß Mintard und verrät, ob er selbst nochmal spielen würde.

David Odonkor ist seit wenigen Wochen Trainer des Mülheimer Landesligisten Blau-Weiß Mintard, nach seinem Ausflug ins RTL-Dschungelcamp leitet er seit Anfang Februar auch die Trainingseinheiten in den Ruhrauen.

Im Interview spricht er über seine Motivation, einen Landesligisten zu trainieren, über die Art Fußball, die er spielen lassen möchte und warum er eine Zeit lang keine Lust mehr auf Fußball hatte.

Herr Odonkor, zuletzt waren Sie bis Oktober 2019 Co-Trainer beim türkischen Zweitligisten Eskisehirspor, danach noch im Marketing des TuS Bövinghausen aktiv. Warum kehren Sie nun auf die Trainerbank zurück?

Ich wollte im Profifußball Fuß fassen und da kam das Angebot aus der Türkei. Ich habe unterschrieben, bin dann hingeflogen und habe ganz anderer Bedingungen vorgefunden, als ich erwartet hatte. Nachdem ich dann mehrere Monate lang kein Geld bekommen habe, bin ich nach Hause geflogen und habe den Fall der Fifa übergeben. Für mich war das ein Genickbruch und ich wollte mit dem Fußball erst einmal nichts zu tun haben.

Auf dem Bolzplatz kam die Freude am Fußball zurück

Und jetzt sind Sie doch wieder dabei. Wie kam es dazu?

Ich habe eine Zeit lang nicht mehr an Fußball gedacht, dann aber mit einem Freund immer mal wieder auf einem Bolzplatz gespielt. Irgendwie hatte ich dann das Gefühl, es fehlt etwas in meinem Leben. Jeder Fußballer möchte weiterhin etwas mit dem Sport zu tun und dann kam das Angebot von Blau-Weiß Mintard. Wir haben uns drei Mal getroffen und ich hatte ein gutes Gefühl dabei. Ich hatte eine Mannschaft gesucht, bei der ich das Potenzial sehe, dass ich sie weiterentwickeln kann.

David Odonkor über das Dschungelcamp, seine Karriere und Blau-Weiß Mintard

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Was sehen Sie in der Mannschaft und welche Ziele haben Sie sich gesteckt?

Das erste Ziel ist, dass wir strukturiert spielen und weniger Gegentore bekommen. Wir haben einen guten Torhüter und wollen uns erst einmal auf die Defensivarbeit konzentrieren. Das zweite Ziel, das meine Co-Trainerin Soumiya Bouhadi und ich uns gesteckt haben ist es, jeden Spieler weiterzuentwickeln. Jeder soll an seine maximale Leistungsgrenze gehen, so wie wir Trainer es auch machen. Wir bereiten ab Montag jedes Training bis zum Spiel vor und natürlich gilt es dann am Wochenende, eine Aufgabe zu bewältigen. Ich hoffe, die Jungs setzen das, was wir von ihnen erwarten, dann um, und dass wir gemeinsam Siege holen, die wir dann feiern können.

Die Liga ist umkämpft, aktuell steht Ihr Team auf Rang zehn. Nach oben sind es neun, nach unten acht Punkte. Worauf kommt es zum Start der Rest-Rückrunde an?

Wir müssen hoch konzentriert arbeiten, jeder muss aus seiner Komfortzone herauskommen. Jeder Spieler muss alles aus sich herausholen, damit wir den Zuschauerinnen und Zuschauern hinterher in die Augen schauen können und sagen können, dass wir alles gegeben haben. Egal, ob wir gewonnen oder verloren haben. Wenn wir das schaffen, sind wir auf dem richtigen Weg.

David Odonkor ist mit Blau-Weiß Mintard in zwei Pflichtspielen noch ungeschlagen.
David Odonkor ist mit Blau-Weiß Mintard in zwei Pflichtspielen noch ungeschlagen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Blau-Weiß Mintard: Defensive Stabilität steht über allem

Mit Christian Knappmann saß in der Vergangenheit ein sehr emotionaler Trainer auf der Ersatzbank, Sie wirkten im Dschungelcamp eher zurückhaltend. Auf was für einen Trainertyp darf sich Blau-Weiß Mintard einstellen?

Ich bin beides. Eine ruhige Person, die auch mal laut werden kann. Während des Spiels werde ich nicht 90 Minuten lang auf der Trainerbank sitzen, weil ich mitfiebere und wissen will, wie die Spieler sich fühlen. Und das kann ich nicht, wenn ich nur auf der Bank sitze und zuschaue. Ich bin jemand, der die Spieler positiv anspricht und auf dem Platz auch mal was reinwirft. Aber ich werde nie einen Spieler beleidigen. Ein Trainer muss respektvoll mit den Spielern umgehen und umgekehrt genauso.

Und welche Art Fußball wollen Sie spielen lassen?

An sich bin ich offensiver Typ, aber wie ich bereits gesagt habe, muss man zuerst an die Defensive denken. Wenn das funktioniert, ist man innerhalb von fünf Sekunden in der Offensive. Wir müssen begreifen, dass es Spiele geben wird, in denen wir vielleicht 70 Prozent Ballbesitz haben werden, aber trotzdem aufpassen müssen, das wir kein Gegentor kassieren.

Sie waren selbst Profi, für Ihre Spieler in Mintard ist Fußball aber in erster Linie ein Hobby. Was bedeutet das für Sie als Trainer?

Fußball sollte hier immer an zweiter Stelle stehen. Die Ausbildung, der Job, die Familie – das muss an erster Stelle stehen. Wenn das alles gut läuft, dann fühlen sich die Jungs wohl und können hier auch ihre Leistung bringen. Wir reden hier nicht darüber, dass die Jungs noch Profis werden. Vielleicht schafft es einer in die Ober- oder Regionalliga, mit Glück sogar in die 3. Liga. Aber grundsätzlich ist es ein Hobby. Ich sehe es natürlich ein bisschen professioneller aber es ist mein Job, mit den Jungs zu sprechen und ein Gefühl für die Mannschaft zu bekommen. Wichtig ist, dass die Jungs ehrgeizig sind.

Während David Odonkor im RTL-Dschungelcamp war, leitete Co-Trainerin Soumiya Bouhadi die Einheiten bei Blau-Weiß Mintard.
Während David Odonkor im RTL-Dschungelcamp war, leitete Co-Trainerin Soumiya Bouhadi die Einheiten bei Blau-Weiß Mintard. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Müssen Sie das auch in der Trainingssteuerung berücksichtigen?

Solange die Jungs im Büro oder in der Uni sind ist es in Ordnung, dann arbeiten sie ja mit dem Gehirn. Aber wenn du zum Beispiel Bauarbeiter bist und jeden Tag mit dem Hammer schlägst, dann ist es schon etwas schwieriger. Manche können nicht zum Training kommen, weil sie in der Schichtarbeit sind. Darauf müssen wir achten.

Odonkor wird in Absprache mit Mintard weitere TV-Auftritte haben

Haben Sie den Wunsch, nochmal in den Profifußball zurückzukehren?

Das steht in den Sternen, man weiß nie was passiert. Ich möchte diese Aufgabe hier zu 100 Prozent erfüllen und hoffe, dass wir das hinbekommen. Und wenn es mal 95 Prozent sind, ist es auch gut. Der eine oder andere Spieler hat was zu meckern, so war ich auch, auch wenn ich gespielt habe. Wir werden als Trainer unser bestes geben und dann werden wir sehen, was die Zukunft bringt.

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Wie ist Ihre Trainertätigkeit in Mintard denn mit TV-Verpflichtungen zu vereinbaren?

Das Dschungelcamp hatte ich schon zugesagt, bevor ich in Mintard unterschrieben habe. Ich werde weitere TV-Auftritte haben, aber natürlich ist es mit dem Verein abzustimmen. Ich versuche es zu legen, dass ich bei jedem Training und bei jedem Spiel dabei bin. Wenn ich so eine Aufgabe annehme, will ich sie zu 100 Prozent erfüllen. An dieser Stelle möchte ich meiner Co-Trainerin aber auch nochmal ein Kompliment aussprechen. Sie hat das in der Zeit, in der ich in Australien war, weltklasse gemacht. Die Jungs sind sehr zufrieden und da bin ich wirklich stolz drauf.

Blicken wir in die Zukunft. Sonntag, 2. Juni, Blau-Weiß Mintard spielt in Lowick und es steht nach 90 Minuten 0:0. Ihre Mannschaft braucht ein Tor, um das Saisonziel zu erreichen. Ziehen Sie dann nochmal die Schuhe an und flanken von rechts?

(Lacht) Wenn es so sein sollte, würde ich mich lieber im Sturm einbringen als rechtsaußen. Rechts bringt es nichts, wenn dann muss ich das Tor selber machen. Aber im Ernst: Wir haben genug gute Spieler, genug Qualität im Kader. Soweit, dass ich mich selbst einwechsle, wird es nicht kommen.

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