Mülheim. Mit dem frühen Aus in der Halle konnten sich einige Fans von Fatihspor nur schwer abfinden - und beleidigten den Schiedsrichter übel.
Die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft hat auch fast eine Woche nach der Finalrunde noch ein Nachspiel. Zumindest für Fatihspor Mülheim. Der Verein muss 1500 Euro Geldstrafe wegen Fehlverhaltens seiner Zuschauer am ersten Vorrundentag zahlen. Der Vorstand akzeptierte die Strafe, hundertprozentig einsichtig zeigte er sich aber nicht.
Die erste Vorrunde am Freitag vor Silvester. Der A-Ligist spielt gegen Blau-Weiß Mintard. Schiedsrichter Philipp Langer vom SV Heißen stellt erst Mete Kaan Yaris, später auch Mustafa Des vom Platz. Beide Rote Karten sind durchaus berechtigt – und in der Mülheimer Halle verbunden mit einer dreiminütigen Unterzahl.
So schilderten die Schiedsrichter die Vorkommnisse
Die Zeitstrafen werden bei der Stadtmeisterschaft stets von einem zweiten Schiedsrichter kontrolliert – in diesem Fall Ben Blank vom TuSpo Saarn. „Bei der zweiten Zeitstrafe fielen schon laute Töne. Ein Zuschauer, der direkt an der Treppe saß, stand mit geballter Faust vor mir: ,Ich schwöre auf Koran, ich gebe dir gleich eine Bombe‘“, schilderte der Unparteiische am Donnerstag vor dem Kreissportgericht (KSG).
Als Langer dann nach dem Spiel das Feld verließ, wurde er schon von 15 bis 20 Zuschauern empfangen und musste von einem Mitarbeiter des Mülheimer Sportservice nach oben begleitet werden. Dort wurde er weiter bedrängt, weil sich zahlreiche Zuschauer im Bereich des Sprechertisches versammelt hatten.
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„Was hast du bekommen“, fragte einer im aggressiven Ton und unterstellte damit praktisch Bestechlichkeit. Andere gingen noch weiter: „Es fehlen nur noch die Springerstiefel“. Oder: „Jedes Jahr das gleiche mit dem Nazi.“ Vor allem diese Punkte wurden anschließend im Spielbericht vermerkt. „Diese Aussagen gehören in keine Welt und in unsere schon gar nicht“, urteilte der KSG-Vorsitzende Karl Sehlke.
Waren die Zuschauer eindeutig dem Verein zuzuordnen?
Fatihspor argumentierte in erster Linie damit, dass viele der Zuschauer doch gar nicht klar ihrem Verein zuzuordnen gewesen seien. „Die Leute haben gejubelt, wenn Tore fielen und haben lautstark Kritik geäußert, wenn es Entscheidungen gegen das Team gab“, sagte Referee Philipp Langer. Schiedsrichterobmann Wolfgang Müller – an diesem Tag als Zeitnehmer der Turnierleitung im Einsatz – konnte einige Personen der zweiten und dritten Mannschaft Fatihspors zuordnen.
Der Verein versuchte sich, von den Vorkommnissen zu distanzieren. „Keiner ist Befürworter solcher Situationen“, sagte der erste Vorsitzende Ersin Öztürk, der sich am Spieltag auch noch bei Schiedsrichter Langer entschuldigte. „Wir stehen für so etwas nicht“, ergänzte der zweite Vorsitzende Mutlu Cömez.
Fatihspor Mülheim appellierte im Vorfeld an seine Spieler und Trainer
Im Vorfeld sei über Whatsapp an alle Spieler und Trainer im Verein appelliert worden, sich in der Halle ruhig und fair zu verhalten. Trainer Abdul Haimami sei selbst auf die Personen zugegangen, die für das Palaver gesorgt hatten. „Zwei oder drei habe ich auch nach Hause geschickt“, sagte Öztürk. Cömez versprach: „Wir werden intern dagegen agieren, aber ganz ausschließen können wir es nicht.“
Gleichzeitig konnte er es aber auch nicht komplett unterlassen, den Schiedsrichtern den Schwarzen Peter zuzuschieben. „Wir sehen sie in der Pflicht, das Spiel gut über die Bühne zu bringen“, so der zweite Vorsitzende. Er zeigte zudem eine Nachricht von Mintards Trainer Daniel Molitor, in der dieser sich für eine geringere Sperre im Fall von Mete Kaan Yaris aussprach.
Warum Fehlverhalten nicht mit Schiedsrichterleistungen zu rechtfertigen ist
Unbewusst wird damit ein Fehlverhalten der Zuschauer mit vermeintlich schlechten Schiedsrichterleistungen gerechtfertigt. „Nein, nein, das ist durch nichts zu rechtfertigen“, stellte Vereinschef Öztürk auf Anfrage dieser Redaktion sofort klar.
Immerhin ein klares Bekenntnis. Verbunden mit einem Appell des Sportgerichtsvorsitzenden Karl Sehlke: „Wirkt auf Eure Zuschauer ein. Ihr habt auch dafür zu sorgen, dass es friedlich bleibt, und nicht nur die Turnierleitung.“ Sollte der Verein konkrete Personen für die Vorkommnisse ausfindig machen, hat er die Möglichkeit, sich von ihnen die Geldstrafe zurückzuholen.