Mülheim. Unglücklich war der Mülheimer FC mit dem 2:2 in Hamborn nicht, so richtig zufrieden aber auch nicht. Warum? Das fiel beim Oberliga-Duell auf.
2:2 bei den Sportfreunden Hamborn 07, der erste Punktgewinn unter dem neuen Trainer Engin Tuncay – und doch blieb beim Mülheimer FC 97 im Anschluss das Gefühl, dass mehr drin gewesen wäre.
Nun haben die Mülheimer bis zum 3. Dezember Zeit, ehe mit dem SC St. Tönis, der am Sonntag überraschend den ETB Schwarz-Weiß geschlagen hat, der Tabellenvorletzte ins Ruhrstadion kommt. Bis dahin muss der MFC die richtigen Schlüsse aus der Partie in Duisburg gezogen haben. Welche Erkenntnisse hat das Kellerduell geliefert?
Offensiv mit viel Tempo – aber zu ungefährlich
Justin Francis und Harding Beira sorgten auf den Flügeln vor allem in der ersten Halbzeit für viel Alarm, stellten die Hamborner Defensive immer wieder vor Probleme und schlugen gefährliche Flanken. Der Geschwindigkeitsvorteil war nicht zu übersehen, einzig: Aus den daraus resultierenden Chancen wurde zu wenig gemacht.
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Sinnbildlich eine Szene in der ersten Halbzeit. Beim Stand von 1:0 für den MFC flankte Francis von links mustergültig auf den Kopf von Oben Malongo. Zwei Tore hat der Neuzugang in der bisherigen Saison erst erzielt – zu wenig für einen Stürmer seiner Qualität. Entsprechend scheint Selbstvertrauen zu fehlen – statt in besagter Szene aus drei Metern auf das Tor zu köpfen, wollte er auf Anil Yildirim ablegen. Ein Duisburger sprang dazwischen, die Szene verpuffte. Auch in der zweiten Halbzeit ließ Malongo ein hundertprozentige Gelegenheit aus kurzer Distanz liegen, wieder wurde der Ball über die Flügel ins Zentrum gespielt. Das zeigt: Trotz der bedrohlichen Lage wollte der MFC Fußball spielen, war bemüht, kreative Lösungen zu finden. Mit etwas mehr Konsequenz und Genauigkeit im Abschluss wäre der Dreier möglich gewesen.
Defensiv wackelig – aber die Statistik stimmt
So gut Justin Francis offensiv agierte, so wackelig war der Auftritt des jungen Spielers in der Defensive. An beiden Gegentoren hatte er seinen Anteil, Trainer Tuncay nahm ihn in Schutz. „Er muss noch etwas abgezockter werden und den Gegner auch mal stellen“, so der Trainer mit Blick auf das Foul, das dem 1:1 vorausging. Beim zweiten Gegentreffer schlief dann die komplette Defensive nach einem Fehler im Aufbauspiel, die Flanke kam wieder über die Seite von Francis – Marco de Stefano hatte im Zentrum aber auch so viel Zeit und Platz, dass er sich die Ecke aussuchen konnte.
In der zweiten Halbzeit, als der MFC drückte, fehlte das eine oder andere Mal die Konterabsicherung. Allein die Reaktion von Tolunay Isik im Eins-gegen-eins mit Kevin Menke verhinderte den vorzeitigen K.o., aber: Statistisch betrachtet stellen die Mülheimer mit 26 Gegentoren immer noch die beste Defensive der Mannschaften ab Rang 13 abwärts.
Standards bringen Gefahr
Wann immer die Mülheimer einen Freistoß oder eine Ecke zugesprochen bekamen, wurde es im Strafraum der Hamborner gefährlich. Die größte Chance zu Sieg hatte dabei Kapitän Nurettin Kayaoglu, dessen direkter Freistoß in der 88. Minute nur knapp am Gehäuse vorbeirauschte. Es wäre der verdiente Treffer zum 3:2 gewesen.
Mutiger Trainer wechselt richtig ein
„Heute hat man gesehen, dass der Gegner das 2:2 angenommen und akzeptiert hat. Deshalb wollten wir in die Offensive gehen“, erklärte Engin Tuncay seine offensiven Wechsel in der zweiten Halbzeit. Mit Cem Sabanci bewies er ein besonders glückliches Händchen, der Stürmer erzielte zehn Minuten nach seiner Einwechselung das Tor zum 2:2. Wird er auch in den kommenden Spielen immer den offensiven Weg wählen? „Das ist abhängig vom Gegner und vom Spielverlauf“, sagt der Trainer.
Ausgangslage vor dem nächsten Kellerduell
Nun hat der Mülheimer FC 97 zwei Wochen Pause, ehe am 3. Dezember der Tabellenvorletzte SC St. Tönis im Ruhrstadion zu Gast ist. Überraschend hatte der Klubs aus Tönisvorst am Sonntag trotz 0:1-Rückstand und 70-minütiger Unterzahl den ETB Schwarz-Weiß mit 2:1 geschlagen und damit die Rote Laterne abgegeben.
Heißt: Die Mülheimer müssen sich auf einen Gegner einstellen, der Moral hat und – ähnlich wie Hamborn – hinten erst einmal gut stehen will. „Wir haben zu viel mit langen Bällen agiert“, monierte Engin Tuncay nach dem 2:2 in Duisburg. So gelang es zu selten, große Gefahr auszustrahlen. Wenn, dann über die schnellen Außenspielern. Diesen Trumpf sollte der MFC auch gegen St. Tönis ausspielen.