Mülheim. Der Mülheimer FC 97 führt in Hamborn früh – teilt am Ende aber die Punkte. Warum mehr drin war und welche Weisheit der Trainer bediente.

Abstiegskampf? Danach sah der Auftritt des Mülheimer FC 97 bei den Sportfreunden Hamborn 07 nicht aus. Das Duell 14. gegen 15. endete mit 2:2 (2:1) – nach 90 Minuten durften sich die Mülheimer ärgern, dass sie ihre gute Leistung nicht mit drei Punkten veredelt hatten.

Trainer Engin Tuncay, der in seinem zweiten Spiel den ersten Punkt holte, sah das ähnlich, bediente sich dann aber auch einer Fußballerweisheit: „Wenn du so ein Spiel nicht gewinnst, dann darfst du es zumindest nicht verlieren.“ Immerhin das war dem Aufsteiger, der nun auf Rang 16 abgerutscht ist, gelungen.

Mülheimer FC 97 erwischt einen Traumstart

Vor 194 zahlenden Zuschauern an der Duisburger Westerwaldstraße gehörte die Anfangsphase den Mülheimern. Das „Hurra, hurra, die Hamborner Löwen sind da“ war gerade verklungen, da führte der MFC bereits mit 1:0. Ahmet-Malik Uzun hatte Anil Yildirim bedient, der behielt 15 Meter vor dem Tor einen kühlen Kopf, drehte sich einmal um die eigene Achse und schob den Ball in die linke Ecke. Ein Traumstart für die Gäste.

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Beflügelt durch den Führungstreffer spielten die Mülheimer nach vorne, auffällig vor allem die beiden Schienenspieler Justin Francis auf Linksaußen und sein Pendant Harding Beira auf der anderen Seite. Immer wieder enteilten sie ihren Gegenspieler und brachten die Bälle gefährlich vor das Hamborner Tor. Nur: Das 2:0 wollte nicht fallen. Robert Molango wollte auf Yildirim per Kopf ablegen, statt selbst den Abschluss zu suchen – Hamborns Torwart griff ein. Ein Schuss von Uzun wurde geblockt, Beira schoss über das Tor.

Zwei Defensivfehler der Mülheimer werden sofort bestraft

Das alles wäre kein Problem gewesen, hätte der offensivstarke Francis in der Defensive nicht zwei schwache Momente gehabt. Zunächst foulte er einen Hamborner Spieler auf Höhe der Eckfahne, Marco de Stefano verwandelte den Freistoß direkt (18.). Vier Minuten später war Francis noch nicht wieder auf Position, so dass eine Flanke in den Mülheimer Strafraum flog, wo das kollektive Schlafen weiterging. Wieder stand De Stefano goldrichtig – 2:1 für Hamborn (22.).

Es waren die ersten beiden Torschüsse der Duisburger, auch in den darauf folgenden 70 Minuten kamen nicht viel mehr zustande. Die 07er standen vor allem defensiv kompakt, der MFC spielte nach vorne – hatte im letzten Drittel aber zu selten die passende Lösung parat.

Mülheimer FC verpasst Ausgleich und hat hinten Glück

Sekunden nach der Halbzeit verpasste Molango das 2:2, als er einen Tick zu spät am Ball war, wenig später rauschte sein Schuss links am Hamborner Tor vorbei. Nach einer Stunde durften sich die Mülheimer dann bei ihrem Torhüter Tolunay Isik bedanken, dass Hamborn nicht auf 3:1 davonzog. Leon Anadol sah im Laufduell mit Kevin Menke alt aus, rutschte dann auch noch weg. Isik parierte stark und hielt den MFC im Spiel – der dann schon früh zur Schlussoffensive blies.

Trainer Engin Tuncay wechselte offensiv, brachte Cem Sabanci und Aboubacar Toure, später noch Yusuf Isik und Emmanuel Yeboah. „Vor dem Spiel hätte ich den Punkt genommen, nach dem Spielverlauf wollten wir mehr“, so Tuncay. Und so spielte seine Mannschaft auch.

Der Moment des Ausgleichs: Cem Sabanci (l.) trifft zum 2:2 für den Mülheimer FC 97, Marius Delker ist geschlagen.
Der Moment des Ausgleichs: Cem Sabanci (l.) trifft zum 2:2 für den Mülheimer FC 97, Marius Delker ist geschlagen. © Daniel Attia

Im Minutentakt erspielten sich die Mülheimer Torchance um Torchance – es fehlte an der Feinjustierung. Bis zur 74. Minute. Nach einer Verletzungsunterbrechung waren die Mülheimer in Unterzahl und die Hamborner bei einem Einwurf unsortiert. Cem Sabanci nutzte das aus und traf aus kurzer Distanz zum verdienten 2:2.

Mülheimer FC drückt auf das 3:2 – ist aber nicht zwingend genug

Während sich Hamborn mit der Punkteteilung anzufreunden schien, wollten die Gäste mehr, kamen aber zu keiner zwingenden Torchance mehr. Die beste Gelegenheit hatte Nurettin Kayaoglu. Sein Freistoß aus 25 Meter ging knapp am Tor vorbei. So blieb es nach einem couragierten MFC-Auftritt beim 2:2.

„Wir haben gegen einen organisierten und tiefstehenden Gegner gespielt. Auch wenn wir viel Ballbesitz hatten, konnten wir diese Kette nicht brechen. Deshalb mussten wir viel mit langen Bällen agieren. Da waren wir zu ungenau“, sagte MFC-Trainer Tuncay. Angesprochen auf die Gegentore ärgerte ihn vor allem das zum 1:2. „Wir haben fast alle Zweikämpfe gewonnen, aber in dieser Situation haben wir gepennt.“

Trotzdem: Den ersten Punkt hat er mit seiner neuen Mannschaft eingefahren – in zwei Wochen gegen das Tabellenschlusslicht St. Tönis soll nun der erste Dreier für den Trainer folgen. Tritt der MFC so auf wie in Hamborn, ist das möglich.

So haben sie gespielt

SF Hamborn 07 – Mülheimer FC 97 2:2 (2:1)
Tore:
0:1 Yildirim (3.), 1:1, 2:1 de Stefano (18., 22.), 2:2 Sabanci (74.).
MFC: Isik – Maluze, Francis (86. Yeboah), Kayaoglu, Anadol (74. Isik), Molango, Yildirim (64. Sabanci), Terzi (46. Yardimci), Fazlija, Beira (64. Toure), Uzun.