Mülheim. Katja Grewes Wurzeln liegen beim HSV Dümpten. Nun steht sie in der Bundesliga im Tor – und hat eine schwere Verletzung hinter sich gelassen.
Vom HSV Dümpten in die Bundesliga, das ist der Weg von Handballerin Katja Grewe. Die Torhüterin steht seit zwei Jahren beim HSV Solingen-Gräfrath zwischen den Pfosten. In der vergangenen Saison hatte sie mit ihrer Mannschaft gleich den Aufstieg in die erste Liga geschafft. Trotzdem sieht man die 24-Jährige noch regelmäßig in der Mülheimer Sporthalle an der Boverstraße sitzen.
„Wenn ich meine Familie am Wochenende sehen möchte, muss ich halt in die Sporthalle gehen“, grinst Grewe. Denn ihre beiden älteren Brüder spielen noch beim HSV Dümpten. Mathias ist Kreisläufer beim Verbandsligisten, Steffen spielt im rechten Rückraum bei der Zweitvertretung in der Bezirksliga.
Auch die kleine Schwester der beiden Jungs hat ihre ersten handballerischen Schritte bei den Dümptenern gemacht. Damals mit sieben Jahren allerdings nicht nur im Tor, sondern zunächst auch auf dem Feld. „Ich habe eigentlich immer dort gespielt, wo ich gebraucht wurde“, erinnert sie sich zurück. Für das Tor entschied sie sich dann vor allem, weil auf dieser Position die Konkurrenz nicht so hoch ist wie etwa im Rückraum.
Grewe spielte mit 16 Jahren schon in der Oberliga
Lange hat es Grewe dann allerdings nicht beim HSV gehalten. Über den TV Biefang ging es schon in der Jugend weiter zu Fortuna Düsseldorf, wo sie schon mit 16 Jahren erste Erfahrungen in der Frauen-Oberliga sammelte. Von dort aus wechselte sie zum TV Beyeröhde in die zweite Liga, als die Mannschaft abstieg, zog es die 1,84 große Torfrau weiter zum HSV Solingen-Gräfrath. Mit dem Aufstieg in das Handball-Oberhaus 2022/23 ging für Grewe noch ein Stück weit mehr Professionalisierung ihres Sports einher.
Weitere Berichte aus dem Mülheimer Handball
- Mangelnde Trainingsbeteiligung: Klatsche für den SV Heißen
- Rückfall in alte Muster: HSV Dümpten verliert trotz Führung
- 7. Sieg! HSV Dümpten nach Stotterstart nicht mehr zu bremsen
Das bedeutet unter anderem, jeden Tag Hallentraining, dazu kommen zwei Einheiten im Kraftraum. Neben einem Vollzeitjob wäre das kaum zu schaffen, zumal am Wochenende weite Auswärtsfahrten anstehen. „Mit dem Studium lässt sich das noch gut händeln“, sagt die geborene Essenerin. Sie studiert Sonderpädagogik auf Lehramt an der Bergischen Universität in Wuppertal, wo sie mittlerweile auch wohnt.
Solingen hat in der Bundesliga schon die ersten Siege eingefahren
Die ersten Saisonspiele in der Bundesliga hat Grewe mit ihrer Mannschaft nun absolviert. Die werden regelmäßig auch auf dem neuen Handballsender Dyn übertragen, die Solinger Klingenhalle wurde dafür extra mit fünf neuen Kameras und einem speziellen Hallenboden ausgestattet. Dort hat der HSV auch die ersten wichtigen Punkte gesammelt, gegen die BSV Sachsen Zwickau hab es einen 35:23-Erfolg. Grewe war in dem Spiel ein wichtiger Rückhalt für ihr Team.
„Es läuft aktuell sehr gut für mich“, freut sie sich. Zum Start der Saison ist sie nämlich auf die erste Position im Kasten des HSV gerückt. Das war für sie alles andere als selbstverständlich, vor allem nicht, nach ihrer schweren Knieverletzung. Denn vor ihrem Wechsel nach Solingen hatte sich die Torfrau das Kreuzband im linken Knie gerissen.
Nach der Verletzung war es ein schwerer Weg zurück ins Tor
Der Weg zurück sei nicht einfach und mit einer langwierigen Reha verbunden gewesen. Dafür ist Grewe sogar zuerst wieder bei ihren Eltern in Essen-Frintrop eingezogen. Auch für den Kopf sei es nicht leicht gewesen, die Verletzung hinter sich zu lassen. „Es hat schon gedauert, bis ich mir wieder alles zugetraut habe und zu 100 Prozent in die Bewegung gegangen bin“, erklärt sie.
Mittlerweile ist davon nichts mehr zu sehen, die Torfrau will mit ihrer Mannschaft in der ersten Bundesliga-Saison nun Vollgas geben und „zeigen, was ich draufhabe“. Ziel für den Liga-Neuling ist der Klassenerhalt, das ist allerdings in dieser Saison ungleich schwerer. Denn die Liga wird verkleinert, sodass es drei statt einem direkten Absteiger geben wird.
Wenn die Bundesliga-Torhüterin nicht gerade in der Sporthalle steht, backt sie übrigens gerne. „Das geht Querbeet, wenn ich irgendwelche guten Rezepte bei Instagram sehe, probiere ich sie aus“, so Grewe. Zuletzt gab es bei ihr Zimtschnecken. Darüber freut sich dann auch ihre Mannschaft. Allerdings erst nach dem Spiel, wenn es im Mannschaftsbus gemeinsam nach Hause geht. Als nächstes hat die HSV Solingen-Gräfrath aber ein Heimspiel, am 28. Oktober um 18.30 Uhr gegen den VfL Oldenburg.